Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
SPORTVEREIN
Der Sportverein steht vor einem Umbruch. Auf 1400 Quadratmetern entsteht ein neues, multifunktionales Vereinszentrum.
TSV Aufderhöhe setzt auf moderne Strukturen. Seite C3
In der öffentlichen Wahrnehmung steht das Vereinswesen nicht im Ruf, besonders fortschrittlich zu sein. Von verkrusteten Strukturen ist häufig die Rede. Mit diesen Vorurteilen möchte Yorik Heiber zumindest mit Blick auf den Turn- und Sportverein Aufderhöhe aufräumen. Wie der Club auftreten soll? „Digital, nahbar, modern“, erklärt der Vereinsmanager. Und er geht noch einen Schritt weiter: „Ich wünsche mir, dass wir zum digitalen Vorreiter werden: Ein Verein, der ähnlich geführt wird wie ein Start-up.“
Ein wichtiges Projekt auf diesem Weg hat der TSV im ersten Halbjahr angestoßen. Das neue IT-System bündelt und digitalisiert nicht nur die Mitgliederverwaltung auf einer zentralen Plattform. Darüber hinaus ermöglicht es, direkt auf der TSV-Website einen Mitgliedsantrag zu stellen und Plätze in Kursen und für Events zu buchen. Auch Termine für die Multifunktionshalle an der Neuenkamper Straße können dort vereinbart werden.
Mit diesen Schritten verbindet Yorik Heiber zwei Hoffnungen. Einerseits sollen sie die Prozesse verschlanken, die Arbeit erleichtern. „Zudem wollen wir die Hürde für Mitgliedschaften und Kursanmeldungen
so niedrig wie möglich halten“, sagt der 31-Jährige.
Nach der coronabedingten Zwangspause läuft das Angebot des TSV wieder im Normalbetrieb. In der Pandemie waren nur wenige Austritte zu verzeichnen. Aktuell zählt der Verein ziemlich genau 2300 Mitglieder – einige neue sind seit Juni schon wieder hinzugekommen. „Unsere Mitglieder waren sehr loyal. Darüber können wir uns glücklich schätzen“, betont Heiber. Nichtsdestotrotz spüre auch der TSV die Auswirkungen der Krise. Im Finanzierungskonzept für die Freilufthalle in Höhscheid war eine so lange
Schließung am Stück beispielsweise nicht vorgesehen.
„Der Verein ist im Umbruch“, sagt der Manager. Am deutlichsten sichtbar wird dieser Prozess an der Höher Heide. Dort baut die Stadt Solingens 13. Kunstrasenplatz. 3,3 Millionen Euro kostet das Projekt, knapp zwei Drittel steuert der Bund über eine Förderung bei. Die Arbeiten im Josefstal laufen – und enden voraussichtlich im Sommer 2022.
In unmittelbarer Nähe errichtet der TSV sein neues, multifunktionales Vereinszentrum. „Das hebt den Verein auf ein ganz neues Level“, ist Yorik Heiber überzeugt. Auf 1400 Quadratmetern, die sich über zwei Etagen erstrecken, werden die Geschäftsstelle, ein Gerätebereich, Trainingsflächen sowie Kurs- und Seminarräume gebündelt. Yorik Heiber hofft, dass ab Herbst die Bagger rollen. Als Bauzeit ist ein Dreivierteljahr veranschlagt.
Kosten in Höhe von 1,8 Millionen Euro kommen auf den Verein zu. Der Großteil stammt aus dem Verkauf des Vereinsgrundstücks an der Gillicher Straße. Dieses gibt der TSV im Zuge des Neubaus ebenso auf wie die Geschäftsstelle an der Aufderhöher Straße und den Kraftraum in Merscheid. Neuer Eigentümer an der Gillicher Straße ist das Diakonische Werk Bethanien. Konkrete Pläne, welche Funktion die Fläche in den kommenden Jahren erfüllen soll, existieren noch nicht. „Wir haben uns das Grundstück für zukünftige Aufgaben gesichert“, erklärt Bethanien-Geschäftsführer Matthias Ruf. Das Projekt genieße derzeit allerdings keine Priorität.
Yorik Heiber verfolgt mit dem TSV Aufderhöhe ehrgeizige Ziele. „Wichtig ist, dass wir dabei unsere Werte beibehalten“, betont der 31-Jährige. Dazu gehört die enge Verbundenheit mit dem Stadtteil. „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, hier ein tolles Umfeld zu erschaffen.“Dementsprechend beobachtet Heiber genau, wie sich die Pläne für den Freizeitpark auf dem Gelände des früheren Freibads im Josefstal entwickeln. „Das Projekt würde das Gesamtbild des Sportparks Aufderhöhe komplettieren.“
Derweil nimmt der TSV bereits das nächste Vorhaben in Angriff. Die Fußballabteilung, mit 750 Mitgliedern die größte in Solingen, habe
den Wunsch nach einem neuen Vereinsheim geäußert. Die Holzhütte am bestehenden Sportplatz Höher Heide habe ihre besten Tage hinter sich und werde der Anzahl und den Anforderungen der aktiven Kicker nicht mehr gerecht. Die Abteilungsversammlung habe ein Budget von 300.000 Euro für einen Neubau freigegeben, berichtet Heiber. Die Planung läuft, mit der Stadt befindet sich der Verein in Gesprächen. Zeit zum Durchschnaufen bleibt beim TSV kaum – in den meisten Startups ist das ähnlich.
„Wichtig ist,
dass wir unsere Werte beibehalten“
Yorik Heiber TSV Aufderhöhe