Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

SPORTVEREI­N

Der Sportverei­n steht vor einem Umbruch. Auf 1400 Quadratmet­ern entsteht ein neues, multifunkt­ionales Vereinszen­trum.

- VON MANUEL BÖHNKE

TSV Aufderhöhe setzt auf moderne Strukturen. Seite C3

In der öffentlich­en Wahrnehmun­g steht das Vereinswes­en nicht im Ruf, besonders fortschrit­tlich zu sein. Von verkrustet­en Strukturen ist häufig die Rede. Mit diesen Vorurteile­n möchte Yorik Heiber zumindest mit Blick auf den Turn- und Sportverei­n Aufderhöhe aufräumen. Wie der Club auftreten soll? „Digital, nahbar, modern“, erklärt der Vereinsman­ager. Und er geht noch einen Schritt weiter: „Ich wünsche mir, dass wir zum digitalen Vorreiter werden: Ein Verein, der ähnlich geführt wird wie ein Start-up.“

Ein wichtiges Projekt auf diesem Weg hat der TSV im ersten Halbjahr angestoßen. Das neue IT-System bündelt und digitalisi­ert nicht nur die Mitglieder­verwaltung auf einer zentralen Plattform. Darüber hinaus ermöglicht es, direkt auf der TSV-Website einen Mitgliedsa­ntrag zu stellen und Plätze in Kursen und für Events zu buchen. Auch Termine für die Multifunkt­ionshalle an der Neuenkampe­r Straße können dort vereinbart werden.

Mit diesen Schritten verbindet Yorik Heiber zwei Hoffnungen. Einerseits sollen sie die Prozesse verschlank­en, die Arbeit erleichter­n. „Zudem wollen wir die Hürde für Mitgliedsc­haften und Kursanmeld­ungen

so niedrig wie möglich halten“, sagt der 31-Jährige.

Nach der coronabedi­ngten Zwangspaus­e läuft das Angebot des TSV wieder im Normalbetr­ieb. In der Pandemie waren nur wenige Austritte zu verzeichne­n. Aktuell zählt der Verein ziemlich genau 2300 Mitglieder – einige neue sind seit Juni schon wieder hinzugekom­men. „Unsere Mitglieder waren sehr loyal. Darüber können wir uns glücklich schätzen“, betont Heiber. Nichtsdest­otrotz spüre auch der TSV die Auswirkung­en der Krise. Im Finanzieru­ngskonzept für die Freiluftha­lle in Höhscheid war eine so lange

Schließung am Stück beispielsw­eise nicht vorgesehen.

„Der Verein ist im Umbruch“, sagt der Manager. Am deutlichst­en sichtbar wird dieser Prozess an der Höher Heide. Dort baut die Stadt Solingens 13. Kunstrasen­platz. 3,3 Millionen Euro kostet das Projekt, knapp zwei Drittel steuert der Bund über eine Förderung bei. Die Arbeiten im Josefstal laufen – und enden voraussich­tlich im Sommer 2022.

In unmittelba­rer Nähe errichtet der TSV sein neues, multifunkt­ionales Vereinszen­trum. „Das hebt den Verein auf ein ganz neues Level“, ist Yorik Heiber überzeugt. Auf 1400 Quadratmet­ern, die sich über zwei Etagen erstrecken, werden die Geschäftss­telle, ein Gerätebere­ich, Trainingsf­lächen sowie Kurs- und Seminarräu­me gebündelt. Yorik Heiber hofft, dass ab Herbst die Bagger rollen. Als Bauzeit ist ein Dreivierte­ljahr veranschla­gt.

Kosten in Höhe von 1,8 Millionen Euro kommen auf den Verein zu. Der Großteil stammt aus dem Verkauf des Vereinsgru­ndstücks an der Gillicher Straße. Dieses gibt der TSV im Zuge des Neubaus ebenso auf wie die Geschäftss­telle an der Aufderhöhe­r Straße und den Kraftraum in Merscheid. Neuer Eigentümer an der Gillicher Straße ist das Diakonisch­e Werk Bethanien. Konkrete Pläne, welche Funktion die Fläche in den kommenden Jahren erfüllen soll, existieren noch nicht. „Wir haben uns das Grundstück für zukünftige Aufgaben gesichert“, erklärt Bethanien-Geschäftsf­ührer Matthias Ruf. Das Projekt genieße derzeit allerdings keine Priorität.

Yorik Heiber verfolgt mit dem TSV Aufderhöhe ehrgeizige Ziele. „Wichtig ist, dass wir dabei unsere Werte beibehalte­n“, betont der 31-Jährige. Dazu gehört die enge Verbundenh­eit mit dem Stadtteil. „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, hier ein tolles Umfeld zu erschaffen.“Dementspre­chend beobachtet Heiber genau, wie sich die Pläne für den Freizeitpa­rk auf dem Gelände des früheren Freibads im Josefstal entwickeln. „Das Projekt würde das Gesamtbild des Sportparks Aufderhöhe komplettie­ren.“

Derweil nimmt der TSV bereits das nächste Vorhaben in Angriff. Die Fußballabt­eilung, mit 750 Mitglieder­n die größte in Solingen, habe

den Wunsch nach einem neuen Vereinshei­m geäußert. Die Holzhütte am bestehende­n Sportplatz Höher Heide habe ihre besten Tage hinter sich und werde der Anzahl und den Anforderun­gen der aktiven Kicker nicht mehr gerecht. Die Abteilungs­versammlun­g habe ein Budget von 300.000 Euro für einen Neubau freigegebe­n, berichtet Heiber. Die Planung läuft, mit der Stadt befindet sich der Verein in Gesprächen. Zeit zum Durchschna­ufen bleibt beim TSV kaum – in den meisten Startups ist das ähnlich.

„Wichtig ist,

dass wir unsere Werte beibehalte­n“

Yorik Heiber TSV Aufderhöhe

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FOTOS: MORITZ ALEX/CHRISTIAN BEIER Die Arbeiten für den neuen Kunstrasen­platz im Josefstal sind angelaufen.
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