Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Jongens wollen den Ohligser Westen mit dem Osten verbinden
Eine Brücke über die Gleise am Hauptbahnhof soll den Stadtteil verbinden. Ideen gibt es auch für Marktplatz und Düsseldorfer Straße.
(bjb) Brücken bauen im übertragenen Sinn, das machen die Ohligser Jongens schon lange – jetzt setzen sie sich aber für eine echte Brücke ein. Sie soll über die Gleise am Hauptbahnhof führen und den Ohligser Westen, in dem vor allem gewohnt wird, mit dem Osten verbinden, wo in Bahnhofsnähe viele Arbeitsplätze entstanden sind oder entstehen. „Das wäre ein optisches
Highlight und funktional“, sagt Joachim Junker. Die Bahn sei wichtig, betont er, sie trenne aber auch. Nun soll zusammengeführt werden, was zusammengehört.
Neu ist die Idee nicht, darauf weist Junker das ST selbst hin – und erinnert an die „Jammerbrücke“aus den 30er Jahren, die den Hauptbahnhof überspannte. Sie heulte und wackelte bei Wind, daher der Name. Genau so ein verbindendes Element brauche man jetzt – nur schöner und stabiler, natürlich.
Dr. Jörg Wacker, der selbst in Düsseldorf arbeitet, weiß, wie angenehm es ist, am Ort der Arbeit mittags auch einzukaufen und abends ein Feierabendbier zu trinken. Und weil das so ist, braucht es in Ohligs mehr zukunftsfähige Arbeitsplätze. Und für alle, die hier „nur“wohnen, braucht es kulturelles Programm und Leben. Nachhaltig beeindruckt haben ihn die Stimmung beim Italienfest Solitalia und beim Kneipenfreitag. „Das war ein Bombenerfolg und hat gezeigt, wie sehr solche Angebote hier fehlen.“In diesem Jahr, so Junker und Wacker, sei es für beide Feste zu unsicher – Kneipenfreunde könnten sich aber schon den 5. August 2022 vormerken.
Junker und Wacker gehörten 2014 zu den Gründungsmitgliedern der Jongens. Mittlerweile ist der Verein von 13 auf 60 Mitglieder gewachsen. Die eigentliche Geburtsstunde von
Wackers Engagement war aber der Widerstand gegen das O-Quartier. Wohlgemerkt nicht gegen die Wohnungen, sondern gegen das Fachmarktzentrum gleichen Namens, das zuvor geplant worden war. Wacker ist froh, dass dort jetzt Wohnraum entsteht.
Die Menschen, die dort leben, wollen er, Junker und viele andere in der Stadt halten und sie begeistern – mit einem Marktplatz als kommunikativem Treffpunkt sowie einer Gestaltungssatzung, die Qualität schafft und bringt. Dabei müsse man nicht alles neu erfinden, sondern dürfe sich ruhig etwa an Hilden orientieren.
Und natürlich wollen sie den Druck aufrecht halten, um aus dem „West4tel“eine Gastronomiemeile zu machen. Rund um die Lennestraße braucht es dafür vor allem eins: keine Busse mehr. Die Verwaltung muss im Auftrag der Bezirksvertretung prüfen, ob und wie sich der Busverkehr aus dem Nadelöhr fernhalten und der Verkehr beruhigen lässt – ein guter Zeitpunkt, denn gerade wird der neue Nahverkehrsplan erarbeitet, wie Bezirksbürgermeisterin Gundhild Hübel (SPD) betont. Ihre Fraktion sieht elektrische Kleinbusse als gute Alternative an.
Für den Marktplatz haben sich die Jongens etwas Besonderes ausgedacht. Darauf wollen sie bald anstoßen – Jörg Wacker und seine Frau Nina haben den Pavillon auf dem
Marktplatz gekauft, in den eine Weinbar einziehen soll.
Bereits am 26. August werden die Jongens eine ihrer Ideen vorstellen: An jenem Tag 1896, also vor 125 Jahren, wurde dem noch jungen Ohligs ein weiteres Stadtrecht verliehen. Nur so viel: Die Idee passt in Jörg Wackers Kofferraum. Noch.
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