Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Das Düsseldorf­er Opernhaus trage ich immer im Herzen“

John Fiore war früher Generalmus­ikdirektor der Rheinoper und dirigiert jetzt in aller Welt. Zur Akustik des Hauses hat er eine sehr persönlich­e Meinung.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Wer seine enthusiast­ische Art je kennenlern­te, der wusste sofort: Dieser Mann ist ein Meister der musikalisc­hen Umarmung. Von 1999 bis 2009 war der US-Amerikaner John Fiore Generalmus­ikdirektor der Deutschen Oper am Rhein, die Düsseldorf­er Symphonike­r leitete er aber auch bei Konzerten in der Tonhalle – und wer ihn mit Wagner, Strauss, Puccini und anderen dicken Dingern erlebte, der hatte stets höchstes Vergnügen. Danach ging Fiore als Musikchef an die flammneue Oper in Oslo, seit 2015 arbeitet er freiberufl­ich, um seinen vielen Verpflicht­ungen weltweit nachkommen zu können.

Im Geschäft ist er trotz der Corona-Pandemie sehr gut. Auf der Internetse­ite von „Operabase“kann man nachlesen, wo er überall tätig war – und was zuletzt alles ausfallen musste. Häufig ist er in der Semperoper in Dresden engagiert, etwa für „Fidelio“, „La Bohème“, „Die Fledermaus“oder „Hoffmanns Erzählunge­n“, er dirigiert überdies „Madama Butterfly“an der Deutschen Oper Berlin, „Tosca“in Barcelona und Seoul, „Eugen Onegin“in Stockholm, Saint-Saëns’ „Samson et Dalila“in Washington, „Carmen“in Genf und einen Arienabend mit der Sopranisti­n Angel Blue in Santa Fe in New Mexico.

Wie sind seine Erinnerung­en an Düsseldorf, was denkt er über die

Akustik des Düsseldorf­er Opernhause­s? „Ach, es war eine tolle Zeit, die ich sehr geliebt habe“, erinnert sich Fiore fast wehmütig, „das Publikum war kenntnisre­ich, aber auch begeisteru­ngsfähig.“

Die akustische Begrenzthe­it des Opernhause­s habe aber auch ihm Schwierigk­eiten bereitet: „Generalint­endant Tobias Richter kam in den Proben immer zu mir gelaufen und rief: ,Das Orchester ist zu laut!‘ Er hatte ja recht, nur lag das nicht an den Klängen aus dem Graben. Vielmehr wirken in Düsseldorf alle Sänger zu leise. Das Bühnenport­al ist so ungünstig, dass es viel von ihrem Klang schluckt.“Zu seiner Zeit sei die Tonhalle akustisch großartig umgebaut worden, „dort hat das funktionie­rt“. Aber in der Oper, so sind sich alle Experten sicher, ist eine grundlegen­de Verbesseru­ng der Akustik schwerlich möglich.

Fiores Fazit: „Ein schönes, neues Opernhaus ist immer wunderbar, aber eine bessere Akustik ist nie garantiert. Ich werde das jetzige Opernhaus immer in meinem Herzen tragen, weil es schön ist, trotz der sehr problemati­schen Akustik.“Fiore bestätigt übrigens wie viele seiner dirigieren­den Kollegen, dass das Duisburger Haus der Rheinoper zwar das kleinere, aber akustisch deutlich bessere sei.

Und welches Haus in Deutschlan­d klingt überhaupt gut? „Die Semperoper in Dresden natürlich“, sagt Fiore.

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DIESNER/TONHALLE ?? John Fiore lobt den Klang in der Tonhalle, kritisiert aber den Sound in der Düsseldorf­er Oper.
FOTO: SUSANNE DIESNER/TONHALLE John Fiore lobt den Klang in der Tonhalle, kritisiert aber den Sound in der Düsseldorf­er Oper.

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