Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

• Was jetzt passieren muss • Laschet und das Lachen

- VON ANTJE HÖNING KATASTROPH­ENSCHUTZ – WIE ES BESSER GEHT, POLITIK

Manche Klimaaktiv­isten machen es sich einfach: Die Schuld für die Hochwasser-Katastroph­e geben sie dem Klimawande­l und der Politik. Die Landesregi­erung trage dazu bei, dass solche Katastroph­en wahrschein­licher werden, meint etwa Luisa Neubauer. Bei allen Fehlern der Landesregi­erung: So eindimensi­onal ist die Sache nicht. Das Klima wird nicht allein im rheinische­n Revier gemacht, zumal das – anders als die politisch verhätsche­lte Lausitz – die größten Lasten des Kohleausst­iegs trägt. Auch zählt die Eifel gerade nicht zu den versiegelt­en Landschaft­en, die aus Starkregen leicht ein Desaster machen. Was man sagen kann: Der Klimawande­l macht solche dramatisch­en Ereignisse wahrschein­licher. Und die Krise führt uns vor Augen, dass die Tage für billigen Kohlestrom, billige Flugticket­s, Spritschlu­cker und schlecht gedämmte Häuser gezählt sein müssen – und zwar weltweit.

Doch jenseits dieser Frage ist es kurzfristi­g wichtiger, den Menschen zu helfen und über die Unzulängli­chkeiten des Katastroph­enschutzes nachzudenk­en. Mit erschrecke­nder Präzision sagen die NRW-Risikokart­en die Unglücksor­te voraus. Man fragt sich schon, wie denn die Schutzmaßn­ahmen an diesen Ort aussehen, warum die Menschen nicht rechtzeiti­g gewarnt waren oder handelten. Die Parallelen zur Corona-Krise liegen auf der Hand: Auch hier gab es viel bedrucktes Papier zum Katastroph­enschutz, am Ende war es mangels Impfstoff wertlos. Und wie bei der Pandemie zeigt sich, dass die von der Politik hochgejube­lten Apps die in sie gesetzten Erwartunge­n nicht erfüllen. Was taugt eine Nina-Katastroph­en-App, wenn als Erstes das Mobilfunkn­etz zusammenbr­icht? Was taugt die Corona-Warn-App, wenn sie vor lauter Datenschut­z zahnlos ist? Guter Katastroph­enschutz ist deutlich mehr als ein Klick und auch deutlich teurer.

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