Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Stadt packt in den Bachtälern mit an
Mitarbeiter der Stadt haben sich unter anderem im Clemenshammer in die Kette der helfenden Hände eingereiht.
Mitarbeiter der Stadt Remscheid haben sich unter anderem im Clemenshammer in die Kette der helfenden Hände eingereiht.
Marina Priester räumt gerade die letzten verschlammten Dinge auf den riesigen Sperrmüllhaufen, während ihr Mann mit einem gebrochenen Arm auf der Bank vor dem Haus sitzt, was einmal ihr Garten war. Als hätte er nicht schon genug Unglück durch die Flutwelle im Clemenshammer erfahren, hat er sich beim Aufräumen auch noch den Arm gebrochen. Das Ehepaar hatte die Flutwelle der Gelpe Mittwochnacht eiskalt erwischt – Marina und Stefan Priester mussten von der Feuerwehr übers Fenster gerettet werden, nachdem sie durch die Küche geschwommen waren.
Nun hat sich die Stadt in die Kette der helfenden Hände in den Bachtälern eingereiht: Sozialdezernent Thomas Neuhaus hatte sich am Sonntag noch ein Bild vor Ort gemacht und den Anwohnern Hilfe versprochen. „Wir lassen unsere Bürger in dieser schweren Zeit nicht im Stich“, betonte er im Gespräch und hinterließ der Familie Priester auch gleich seine Handynummer. Die ist froh, dass nun endlich etwas passiert, nachdem kein Container aufgestellt werden konnte. Denn das einstige Hab und Gut der Nachbarn stapelt sich nun vor den Haustüren.
So rückten gestern Morgen verschiedene Trupps der Stadt im Bereich Clemenshammer an, koordiniert von Sportamtsleiter Martin Sternkopf. Nachdem die Technischen Betriebe den ersten Container gebracht hatten, konnte Bauleiter Dustin Stroh den Schlammberg vom öffentlichen Wanderparkplatz per Radlader wegbaggern. Gleichzeitig rückte Harald Block von den Technischen Betrieben (TBR) mit seinem 26-Tonnen-Absetzkipper an und stellte einen weiteren Container am Ende der Kratzberger Straße ab. Peter Scholten und die anderen Anwohner konnten nun endlich ihren Sperrmüll entsorgen. Um 14 Uhr rückten zudem Hilfskräfte der Arbeit Remscheid an, um beim Aufräumen zu helfen.
Neben dem Schwerpunkt Clemenshammer fährt die TBR-Sperrmüllkolonne gerade die Orte besonderen Sperrmüllaufkommens nach der Flutkatastrophe an. Anträge liegen auch aus dem Morsbachtal und dem Gelpetal vor, sagt Michael Sauer, Geschäftsbereichsleiter Abfallwirtschaft und Straßenreinigung bei den TBR. Der Sperrmüll wird nun in die Müllverbrennungsanlage nach Cronenberg gebracht.
Das Ordnungsamt war zudem laut Neuhaus am Montag in den Tälern Remscheids unterwegs, um Anwohner zu fragen, wie die Stadt helfen könne. „Wir hatten noch gar keinen genauen Überblick, wer wie betroffen war“, gesteht Neuhaus. Denn all diejenigen, die in den Tallagen am
Wasser leben, sind vom Jahrtausend-Hochwasser am heftigsten erwischt worden – Wohnhäuser wurden überflutet, Existenzen stehen vor dem Aus, Industriebetriebe vor einem Millionenschuldenberg. Um ihnen zu helfen, hatte die Bergische IHK ein Hilfskonto eingerichtet. 100.000 Euro sind dort bereits eingegangen.
Carsten Thies vom Fachdienst Soziales und Wohnen bietet den Betroffenen derweil eine Notwohnung der Stadt an. Marina und Stefan Priester überlegen, das Angebot anzunehmen. „Wir leben zwar derzeit bei unserer Tochter in Radevormwald, aber das ist keine Dauerlösung“, sagt Marina Priester. Zudem arbeiten beide nur ein paar Hundert Meter von ihrem Wohnhaus entfernt: sie bei Wenesit, er bei Halbach. Aktuell allerdings nicht – wegen des privaten Unglücks und weil beide Firmen unter Wasser stehen. Zudem ist ihr Auto den Fluten zum Opfer gefallen.
Wegziehen kommt für beide aber nicht infrage. „Ich bin hier aufgewachsen, ich gehe nicht weg“, betont Marina Priester.