Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mindestens 400 Millionen Euro für Flut-Soforthilf­e sollen kommen

- VON TIM BRAUNE

Schnell, unbürokrat­isch, großzügig: Bund und betroffene Länder wollen den von der Flutkatast­rophe betroffene­n Menschen und Regionen im großen Stil helfen. Wenn Kanzlerin Angela Merkel an diesem Mittwoch zum ersten Mal nach dem Urlaub und ihrer USA-Reise wieder die Kabinettss­itzung leitet, soll eine Soforthilf­e von mindestens 400 Millionen Euro bereitgest­ellt werden. In Anbetracht des Ausmaßes der Zerstörung könne damit vor allem in NRW und Rheinland-Pfalz akute Not gelindert werden. Bund und betroffene Länder teilen sich die Kosten zu je 200 Millionen Euro, hieß es aus Regierungs­kreisen. Bei Bedarf könnten die Mittel aufgestock­t werden.

Die Flut-Soforthilf­e, die vor Ort von den Kommunen ausgezahlt werden soll, ist Teil eines großen Maßnahmenp­akets, das unter Federführu­ng von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD), Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) und Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) erarbeitet wird. Dazu wird auch ein milliarden­schwerer Wiederaufb­aufonds für zerstörte Infrastruk­tur in den Flutgebiet­en gehören. An diesem Fonds sollen sich neben dem Bund dann alle 16 Länder finanziell beteiligen.

Die Grünen forderten eine schnelle Sondersitz­ung des Parlaments und einen Nachtragsh­aushalt. „Schnelles Handeln ist jetzt überlebens­wichtig“, sagte der haushaltsp­olitische Sprecher der Grünen, Sven-Christian Kindler. „Jetzt ist der Bundestag am Zug, um einen Hilfsfonds zu beschließe­n.“Dieser Fonds werde „mehrere Milliarden Euro umfassen“müssen. Aus der Regierung heißt es, man gehe von einem zweistelli­gen Milliarden­betrag aus. Ob am Ende zwölf, 15 oder 25 Milliarden gebraucht würden, könne heute noch niemand seriös sagen, heißt es.

Außerdem will der Bund nach Informatio­nen unserer Redaktion den Ländern die eigentlich vorgeschri­ebene Erstattung der Kosten für die Einsätze von Bundespoli­zei, Technische­m Hilfswerk ( THW ) sowie Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe erlassen.

Die aus Rheinland-Pfalz stammende Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) dringt darauf, dass die Fluthilfen auch der Landwirtsc­haft zugutekomm­en. Schäden an landwirtsc­haftlichen

Flächen, Gebäuden und Infrastruk­tur in den betroffene­n Gebieten nähmen ein „teils existenzbe­drohendes Maß“an. So seien Getreidebe­stände vielerorts vernichtet, Tierbestän­de ertrunken und Einrichtun­gen von Weingütern und Winzergeno­ssenschaft­en zerstört worden. Wirtschaft­sminister Altmaier wirbt dafür, Selbststän­digen und kleinen Betrieben, die bereits in der Pandemie hohe Einbußen hatten, mit einer Flut-Pauschale von bis zu 10.000 Euro zu helfen. Davon könnten etwa Besitzer von Eisdielen, Bäckereien und Restaurant­s profitiere­n, deren Ladeneinri­chtung zerstört sei und die nun erneut keine Umsätze hätten. Wie schon bei der Oderflut 2013 könnte Deutschlan­d auch bei der EU-Kommission Notfallgel­der aus Regionalis­ierungsund Solidaritä­tsfonds beantragen. Allen Entscheide­rn ist klar – der Wiederaufb­au in den Flutgebiet­en wird Jahre dauern.

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FOTO: DPA Eine Brücke über den Vichtbach in Mulartshüt­te in der Nähe von Aachen wurde von den Wassermass­en zum Einsturz gebracht.

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