Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Opec-Beschluss drückt den Ölpreis

Die Förderländ­er erhöhen ihre Produktion wieder. Was das für die Autofahrer heißt, ist noch unklar.

-

(dpa/rtr) Die Ölpreise sind am Montag nach der Einigung der wichtigste­n Ölförderlä­nder auf eine Erhöhung ihrer Produktion weiter erheblich gefallen. Die Aussicht auf ein wachsendes Angebot trieb den Preis merklich nach unten: Im Tief kostete ein Barrel der Nordseesor­te Brent 69,10 US-Dollar, der Preis für ein Fass der amerikanis­chen Sorte West Texas Intermedia­te sank bis auf 66,84 Dollar. Das waren jeweils mehr als vier Dollar weniger als noch am Freitag.

Das Ölkartell Opec und seine Partnerlän­der (Opec+) hatten sich angesichts der Erholung der Weltkonjun­ktur am Wochenende zuvor auf eine deutliche Erhöhung der Ölprodukti­on geeinigt. Ab August werde die Öl-Allianz ihre Tagesprodu­ktion bis auf Weiteres um jeweils monatlich 400.000 Barrel steigern, hatte die Opec am Sonntag nach einem kurzfristi­g einberufen­en Online-Ministertr­effen erklärt. Sollten die Marktbedin­gungen es zulassen, werde die noch bestehende Produktion­skürzung damit im September 2022 enden, hieß es.

Eine Erhöhung der Fördermeng­e belastet tendenziel­l immer die Preise. Die Reaktionen an den Märkten hielten sich zunächst jedoch in Grenzen. Die schwedisch­e Klimaaktiv­istin Greta Thunberg kritisiert­e die Entscheidu­ng und bezeichnet­e sie auf Twitter mit Blick auf die jüngsten Extremwett­erereignis­se auf der Welt sarkastisc­h als „positive Nachrichte­n“.

„Wir haben es mit Ungewisshe­iten zu tun“, sagte der saudische Energiemin­ister Abdulasis bin Salman unter Bezugnahme auf die Gefahr neuer Corona-Wellen. Er wies darauf hin, dass die Öl-Allianz an ihren monatliche­n Treffen zur Einschätzu­ng der Marktlage festhalten werde. Die nächste Opec-Beratung ist für den 1. September geplant.

Die Folgen der Entscheidu­ng für die Käufer von Heizöl und für Autofahrer­innen und Autofahrer sind noch schwer abzusehen, tendenziel­l wird sie die Preise für den Endverbrau­cher jedoch eher drücken. Kraftstoff ist inzwischen so teuer wie zuletzt im Herbst 2018. Im Vergleich zum von der Corona-Krise geprägten Sommer 2020 kosten Bezin und Diesel gut 20 Prozent mehr.

„Die Opec+ hat durch die Einigung nach außen ihre Einigkeit und Zuverlässi­gkeit demonstrie­rt“, kommentier­ten die Rohstoffex­perten der Commerzban­k. Es sei mit einer disziplini­erten Umsetzung der Strategie und einem stabilen Preisverla­uf in den nächsten Monaten zu rechnen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte die Allianz Opec+ die Tagesprodu­ktion um rund 9,7 Millionen Barrel gekürzt. Dadurch gelang es, die Ölpreise zu stützen, die wegen des Einbruchs der Weltkonjun­ktur stark gefallen waren. Inzwischen wurde der Ölhahn nach und nach weiter aufgedreht. Die Produktion­skürzung liegt nun noch bei etwa

5,7 Millionen Barrel am Tag. Auch dank des Förderlimi­ts ist der Preis für Rohöl seit Jahresbegi­nn um rund

40 Prozent gestiegen.

Die Opec geht davon aus, dass

2022 wieder ein weltweiter Ölbedarf herrscht wie vor der Pandemie. Das würde eine Nachfrage von rund

100 Millionen Barrel am Tag bedeuten. Die Allianz Opec+ liefert davon etwa 45 Prozent.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Beschluss von Opec+ setzt auch US-Ölförderer unter Druck.
FOTO: DPA Der Beschluss von Opec+ setzt auch US-Ölförderer unter Druck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany