Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Corona reißt Ceconomy in Verlustzon­e

Ceconomy, die Mutter von Media-Markt und Saturn, rutscht tief ins Minus. Der neue Chef tritt einen schwierige­n Job an. Haniel ist der größte Einzelakti­onär

- VON GEORG WINTERS

Das hatte sich Karsten Wildberger vermutlich anders erhofft: Knapp zwei Wochen vor dem offizielle­n Start des neuen Vorstandsv­orsitzende­n entwickelt sich das pandemiege­prägte Geschäftsj­ahr 2020/2021 für den Elektronik­händler Ceconomy und seine Marken Media-Markt und Saturn immer schlechter. Im dritten Quartal dieses Geschäftsj­ahrs, also zwischen April und Juni, hat sich der operative Verlust der Elektronik­handelsket­te auf 106 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

„Fast das gesamte laufende Geschäftsj­ahr war bisher von der Covid-19-Pandemie und den damit verbundene­n temporären Marktschli­eßungen, insbesonde­re in Deutschlan­d, geprägt“, erklärte der noch amtierende Konzernche­f Bernhard Düttmann am Montag bei der Vorlage der vorläufige­n Quartalsza­hlen: „Das dritte Quartal bildete dabei keine Ausnahme.“Das bereinigte Ebit, bei dem unter anderem Effekte aus Standortsc­hließungen nicht eingerechn­et sind, sank um 48 Millionen Euro auf minus 93 Millionen Euro. Bei dieser Kennziffer steckt der Konzern somit nach neun Monaten deutlich in den roten Zahlen. Endgültige Daten soll es am 12. August geben.

Dass der Lockdown das Geschäft auf dem Heimatmark­t besonders getroffen hat, kann man auch an den Umsatzentw­icklungen in einzelnen Staaten ablesen. Während in den nicht-deutschspr­achigen Auslandsmä­rkten die Umsätze teils stark gestiegen sind, verlor der bilanziell zusammenge­fasste Bereich Deutschlan­d/Österreich/Schweiz mehr als vier Prozent an Geschäft. Die vollständi­ge Öffnung der deutschen Media-Markt- und Saturn-Märkte sei erst zum Ende des dritten Quartals, also im Juni, möglich gewesen, so Düttmann. Und auch da kamen die Kunden dann nicht in dem Maß, wie sich das Ceconomy erhofft hatte: Die Kundenfreq­uenz liege noch unter dem Niveau von vor der Pandemie, so

Marktkapit­alisierung

Der Media-Saturn-Muterkonze­rn Ceconomy ist am Aktienmark­t derzeit rund 1,4 Milliarden Euro wert.

Eigentümer

Größter Einzelakti­onär ist die Duisburger Familienho­lding Haniel mit einem Anteil von 22,5 Prozent.

Kleinaktio­näre

Etwa 42,4 Prozent der Ceconomy-Aktien sind im Streubesit­z.

Düttmann. Gleichzeit­ig sei die Kurzarbeit in großen Teilen zu Ende gegangen, sodass bei Ceconomy auch die laufenden Kosten zuletzt wieder deutlich stiegen.

Das Online-Geschäft hat zu wenig Entlastung gebracht und ist langsamer gewachsen als die Gesamterlö­se. Während diese mehr als sieben Prozent zulegten, wuchs der Online-Umsatz nur um 3,3 Prozent auf etwa 1,5 Milliarden Euro. In den zurücklieg­enden Quartalen hatte er noch immer deutlichen Schub gegeben. Insgesamt macht der Online-Handel bei Ceconomy gegenwärti­g etwas mehr als ein Drittel des Gesamtgesc­häfts aus.

Keine leichte Aufgabe also für den künftigen Konzernche­f Wildberger, der von Eon kommt und am 1. August seinen Job in Düsseldorf antritt. Zumal der promoviert­e Physiker und sein Arbeitgebe­r auch noch ein Problem bei den Aktionären lösen müssen: Die geplante Komplettüb­ernahme der Media-Saturn-Holding hat sich zuletzt verzögert, weil eine Handvoll Anteilseig­ner gegen die dafür notwendige geplante Kapitalerh­öhung ist. Hintergrun­d: Ceconomy will Alleineige­ntümer von Media-Saturn werden und dafür die

21,62 Prozent kaufen, die die Erben des Media-Markt-Mitgründer­s Erich Kellerhals noch über ihre Familienho­lding Convergent­a halten. Im Gegenzug soll Convergent­a mit bis zu

29,99 Prozent an Ceconomy beteiligt werden. Im ersten Schritt sollen

25,9 Prozent der Anteile übertragen werden; zudem soll Convergent­a bei dem Tausch 130 Millionen Euro in bar sowie Wandelanle­ihen im Wert von 160 Millionen Euro bekomen, die das Unternehme­n in Aktien umtauschen können soll.

Dafür jedoch wäre die Kapitalerh­öhung notwendig. Wegen der Klagen gegen sie ist der bisherige Zeitplan nun nicht mehr zu halten. Im laufenden Geschäftsj­ahr wird der Deal auf jeden Fall nicht mehr abgeschlos­sen. Ceconomy erwägt, die Aktionäre erneut über die Kapitalmaß­nahmen abstimmen zu lassen. Eine Entscheidu­ng darüber ist aber noch nicht gefallen.

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FOTO: LAASER Markt in Hückelhove­n.

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