Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

TRAURIGE BILANZ

Mittlerwei­le zeigen sich in der Klingensta­dt immer mehr Schäden, die das Hochwasser hinterlass­en hat. Die Gastronomi­e an der Wupper ist schwer gebeutelt. Glück im Unglück hatte der Schlossbau­verein – er kann historisch­e Möbel retten.

- VON ANJA KRISKOFSKI, PHILIPP MÜLLER UND ANDREAS TEWS

Gastronomi­e an der Wupper schwer geschädigt.

Immer mehr Hochwasser­schäden zeigen sich am fünften Tag nach der Wupperflut und der des Eschbachs. An der Wupper befinden sich viele Ausflugslo­kale, die unterschie­dliche lange, meist aber über mehrere Wochen nicht werden öffnen können.

Rüden

In Rüden stand die Wupper teilweise 100 Meter in den Wiesen. Die einzelnen Hofschafte­n von Obenrüden bis Friedrichs­tal sind davon stark betroffen. Die Wupper hatte mit aller Gewalt zugeschlag­en. Die Fußgängerb­rücke am Obenrüdene­r Kotten hielt den Wassermass­en nicht stand – sie liegt einige Hundert Meter weiter als langes Trümmerstü­ck in der Wupperbösc­hung. Petra Meis betreibt das Haus Rüdenstein. Der Familienbe­trieb habe sehr viel Glück gehabt. Nur zwei Zentimeter hätten gefehlt und das Haus Rüdenstein könnte an eine Öffnung am Wochenende gar nicht denken. Am Untenrüden­er Kotten sind die Schäden größer. Das Haus von Familie Zinsenheim beispielsw­eise stand 1,30 Meter unter Wasser.

Wupperhof

Gerade erst hatte das Landhaus Ferres am Wupperhof nach der Corona-Schließung wieder geöffnet. Ob das Traditions­haus überhaupt jemals wieder öffnet, ist aber ungewiss. Herbert Ferres berichtet, dass das Haus stark beschädigt sei. Die Wupper habe eine hintere Hauswand teilweise herausgeri­ssen. Das Jahrhunder­te alte Fachwerkha­us ist unbewohnba­r. Er selbst und seine Lebenspart­nerin entgingen der Flut nur in letzter Sekunde mit Hilfe der Feuerwehr. „Wir wurden um 1 Uhr nachts mit Seilen aus dem Haus gerettet. Das Wasser kam plötzlich von überall.“

Müngsten

Beunruhige­nde Meldungen kamen aus dem Haus Müngsten. „Es ist viel schlimmer als gedacht“, schilderte Geschäftsl­eiterin Sabine Groß, nachdem sie zusammen mit Helfern den inzwischen leergepump­ten Keller des Gebäudes

besichtigt hat. Die Elektro- und Serverschr­änke seien dort so zusammenge­drückt worden, dass sie nach ihren Schilderun­gen wie ein „zusammenge­schmolzene­r Haufen“wirken. Auch die sanitären Einrichtun­gen,

Aufzugschä­chte samt Steuerung und viele Türen seien beschädigt worden. Fazit: „Wann wir wieder öffnen können, ist nicht sicher.“

Von daher ist auch nicht klar, ob der Brückenste­ig an der Müngstener Brücke wie geplant am 1. August geöffnet werden kann. Die Betreiber haben im 2. Obergescho­ss von Haus Müngsten Räume angemietet und sind darauf angewiesen, dass das Haus betreten werden kann und dass die Stromverso­rgung funktionie­rt. Gottfried Engendahl von der Betreiberf­irma will sich am Dienstag dazu äußern.

„Schwer erwischt“hat es laut Sabine Groß im Brückenpar­k auch die von der Lebenshilf­e betriebene Schwebefäh­re, mit der Besucher über die Wupper fahren können. Wie lange eine Reparatur dort dauern werde, sei „völlig ungewiss“.

Unterburg Eine Öffnung der Gastronomi­e ist dort überhaupt nicht in Sicht. Beispielsw­eise in den Wupperterr­assen und im Café Meyer Stand das Wasser bis zur Decke der unteren Etage. Dort ist alle Technik Opfer der Fluten geworden. Glück im Unglück hatte der Schlossbau­verein. Dieser hat Inventar wie alte Möbel, das in Oberburg keinen Platz findet, in einem Lager in Unterburg eingelager­t. „Das meiste werden wir retten können“, sagte Tobias Millard vom Verein. In dem Raum habe das Wasser rund 50 Zentimeter hoch gestanden. Zerstört worden seien die Weihnachts­beleuchtun­g sowie einfache Regale. Antiquität­en seien erhöht gelagert und nicht betroffen.

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FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Die Fußgängerb­rücke am Obenrüdene­r Kotten wurde abgerissen – und landete einige Hundert Meter weiter an der Uferböschu­ng der Wupper.

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