Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
TRAURIGE BILANZ
Mittlerweile zeigen sich in der Klingenstadt immer mehr Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat. Die Gastronomie an der Wupper ist schwer gebeutelt. Glück im Unglück hatte der Schlossbauverein – er kann historische Möbel retten.
Gastronomie an der Wupper schwer geschädigt.
Immer mehr Hochwasserschäden zeigen sich am fünften Tag nach der Wupperflut und der des Eschbachs. An der Wupper befinden sich viele Ausflugslokale, die unterschiedliche lange, meist aber über mehrere Wochen nicht werden öffnen können.
Rüden
In Rüden stand die Wupper teilweise 100 Meter in den Wiesen. Die einzelnen Hofschaften von Obenrüden bis Friedrichstal sind davon stark betroffen. Die Wupper hatte mit aller Gewalt zugeschlagen. Die Fußgängerbrücke am Obenrüdener Kotten hielt den Wassermassen nicht stand – sie liegt einige Hundert Meter weiter als langes Trümmerstück in der Wupperböschung. Petra Meis betreibt das Haus Rüdenstein. Der Familienbetrieb habe sehr viel Glück gehabt. Nur zwei Zentimeter hätten gefehlt und das Haus Rüdenstein könnte an eine Öffnung am Wochenende gar nicht denken. Am Untenrüdener Kotten sind die Schäden größer. Das Haus von Familie Zinsenheim beispielsweise stand 1,30 Meter unter Wasser.
Wupperhof
Gerade erst hatte das Landhaus Ferres am Wupperhof nach der Corona-Schließung wieder geöffnet. Ob das Traditionshaus überhaupt jemals wieder öffnet, ist aber ungewiss. Herbert Ferres berichtet, dass das Haus stark beschädigt sei. Die Wupper habe eine hintere Hauswand teilweise herausgerissen. Das Jahrhunderte alte Fachwerkhaus ist unbewohnbar. Er selbst und seine Lebenspartnerin entgingen der Flut nur in letzter Sekunde mit Hilfe der Feuerwehr. „Wir wurden um 1 Uhr nachts mit Seilen aus dem Haus gerettet. Das Wasser kam plötzlich von überall.“
Müngsten
Beunruhigende Meldungen kamen aus dem Haus Müngsten. „Es ist viel schlimmer als gedacht“, schilderte Geschäftsleiterin Sabine Groß, nachdem sie zusammen mit Helfern den inzwischen leergepumpten Keller des Gebäudes
besichtigt hat. Die Elektro- und Serverschränke seien dort so zusammengedrückt worden, dass sie nach ihren Schilderungen wie ein „zusammengeschmolzener Haufen“wirken. Auch die sanitären Einrichtungen,
Aufzugschächte samt Steuerung und viele Türen seien beschädigt worden. Fazit: „Wann wir wieder öffnen können, ist nicht sicher.“
Von daher ist auch nicht klar, ob der Brückensteig an der Müngstener Brücke wie geplant am 1. August geöffnet werden kann. Die Betreiber haben im 2. Obergeschoss von Haus Müngsten Räume angemietet und sind darauf angewiesen, dass das Haus betreten werden kann und dass die Stromversorgung funktioniert. Gottfried Engendahl von der Betreiberfirma will sich am Dienstag dazu äußern.
„Schwer erwischt“hat es laut Sabine Groß im Brückenpark auch die von der Lebenshilfe betriebene Schwebefähre, mit der Besucher über die Wupper fahren können. Wie lange eine Reparatur dort dauern werde, sei „völlig ungewiss“.
Unterburg Eine Öffnung der Gastronomie ist dort überhaupt nicht in Sicht. Beispielsweise in den Wupperterrassen und im Café Meyer Stand das Wasser bis zur Decke der unteren Etage. Dort ist alle Technik Opfer der Fluten geworden. Glück im Unglück hatte der Schlossbauverein. Dieser hat Inventar wie alte Möbel, das in Oberburg keinen Platz findet, in einem Lager in Unterburg eingelagert. „Das meiste werden wir retten können“, sagte Tobias Millard vom Verein. In dem Raum habe das Wasser rund 50 Zentimeter hoch gestanden. Zerstört worden seien die Weihnachtsbeleuchtung sowie einfache Regale. Antiquitäten seien erhöht gelagert und nicht betroffen.