Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Solinger Amtsgerich­t hilft Wuppertale­r Kollegen aus

Da das Gerichtsge­bäude der Nachbarsta­dt beim Hochwasser schwer beschädigt wurde, ist das Solinger Amtsgerich­t gefragt.

- VON SABINE MAGUIRE

Vom Besuch des NRW-Justizmini­sters hatte Markus Asperger erst am Sonntag erfahren. Da war für den Direktor des Solinger Amtsgerich­ts schon klar: Diese Woche wird die Flutkatast­rophe das Amtsgerich­t noch auf andere Weise erreichen. In der Nacht zum Donnerstag hatte die Wuppertale­r Gerichtsin­sel unter Wasser gestanden, das Gebäude ist seither gesperrt. Wegen durchfeuch­teter Leitungen wurde der Strom abgestellt, die Brandschut­zanlage ist außer Betrieb. Die Mitarbeite­r dürfen nicht ins Gebäude, die Telefonanl­age funktionie­rt nicht. Unter anderem der Serverraum stand unter Wasser, die Verbindung zum Rechenzent­rum in Münster ist unterbroch­en.

NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach hatte seinen Urlaub abgebroche­n, um sich in Wuppertal ein Bild von der Lage zu machen. Von dort aus fuhr der CDU-Politiker am Montag nach Solingen weiter, um Amtsgerich­tsdirektor Markus Asperger dafür zu danken, das dort einige der dringenden Arbeiten übernommen werden. „Die Justiz muss funktionsf­ähig blieben“, sagte Biesenbach. Damit das im Landgerich­tsbezirk

Wuppertal mit den Amtsgerich­ten in Solingen, Remscheid, Mettmann, Velbert und Wuppertal so bleibt, sind nun enorme Kraftanstr­engungen nötig.

„Was uns bislang schon terminlich ausgelaste­t hat, wird sich nun verdreifac­hen“, sagte Asperge. Haftvorfüh­rungen

und Haftbefehl­sverkündun­gen sollen von Solingen aus abgewickel­t werden. Vor allem auch die Rechtspfle­ger seien nun bei der Entgegenna­hme eiliger Anträge gefordert.

Schon kurz nach dem Öffnen der Gerichtstü­re am Montagmorg­en wurde ein erster Insolvenza­ntrag auf den Weg gebracht, gefolgt von einem Nachlassan­trag. So ging es Schlag auf Schlag – zusätzlich zu dem, was ohnehin aus dem Solinger Stadtgebie­t eingeht. Darunter fallen auch Anordnunge­n nach dem Gewaltschu­tzgesetz oder auch Fristsache­n.

Die meisten Antragstel­ler haben bereits einen Zwischenst­opp in Wuppertal hinter sich und werden von dort aus nach Solingen geschickt. Da die Telefonanl­agen an der Wuppertale­r Gerichtsin­sel funktionsu­ntüchtig sind, ist dort derzeit niemand zu erreichen. Und das wird nun auch zum Problem für die Justizange­stellten in Solingen: Die Wuppertale­r Kollegen sind nur über private Handys erreichbar, die Nummern müssen mühsam zusammenge­tragen werden. Weil der Serverraum unter Wasser stand, ist auch der elektronis­che Terminkale­nder nicht zugänglich.

Sämtliche Amtsgerich­te aus dem Landgerich­tsbezirk haben zudem freie Zeitfenste­r für Saalbelegu­ngen gemeldet, damit unaufschie­bbare Verhandlun­gen dort beginnen oder fortgesetz­t werden können. So wurde etwa der Prozessauf­takt wegen Drogenhand­els in Solingen ans Velberter Amtsgerich­t verlegt. Bereits begonnene Prozesse müssen fristgerec­ht fortgesetz­t werden. Andernfall­s würden sie „platzen“, und die Beweisaufn­ahme müsste von vorn beginnen. Wie lange das Gerichtsge­bäude in Wuppertal gesperrt bleibt, ist noch nicht klar. Der Gerichtsbe­trieb wurde vorsetzt bis zum Wochenende eingestell­t.

 ?? FOTO: SCHÜMMELFE­DER ?? NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach besuchte am Montag das Solinger Amtsgerich­t unter Leitung von Direktor Markus Asperger.
FOTO: SCHÜMMELFE­DER NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach besuchte am Montag das Solinger Amtsgerich­t unter Leitung von Direktor Markus Asperger.

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