Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein paar unbeschwer­te Stunden

Die Fantastisc­hen Vier feiern in Mönchengla­dbach nach zwei Jahren ihre Konzert-Rückkehr.

- VON PASCAL BIEDENWEG

Wenn Musiker zwei Jahre lang keine Live-Auftritte mehr vor Publikum machen dürfen, dann ist das schon ein drastische­r Einschnitt – nicht nur in ihrem Berufslebe­n. Und so war der wohl bekanntest­en deutschen Hip-HopGruppe Die Fantastisc­hen Vier die Freude über ihr Comeback auf dem „Strandkorb Open Air“am Sonntag deutlich anzumerken.

Der Hockeypark in Mönchengla­dbach, der kleine Bruder des direkt daneben liegenden Fußballsta­dions der Borussia, bot für diesen Zweck die perfekte Kulisse. Die Sonne bereitete sich auf ihren Untergang vor, eine leichte Brise wehte, und durch die vielen Strandkörb­e wirkte es tatsächlic­h ein wenig so, als hätte man es sich am Strand einer ostfriesis­chen Insel bequem gemacht.

Als die drei Leadsänger Smudo, Michi Beck und Thomas D dann auch noch ihren Song „Tag am Meer“präsentier­ten, wurde das Bild an diesem Abend perfekt. Bei einigen Zuschauern war sogar die eine oder andere Träne in den Augen zu erahnen. Nicht, weil das Konzert Grund zur Trauer bot. Vielmehr waren bei vielen Fans Erleichter­ung und Euphorie zu spüren, ihren Idolen nach langer Zeit wieder hautnah zujubeln zu können.

„Es ist eine schwierige Zeit für uns alle. Wir haben uns so sehr darauf gefreut, nach zwei Jahren endlich wieder vor Fans auftreten zu dürfen“, sagte Michi Beck in Richtung des Publikums. „Und dann kommt diese Hochwasser­katastroph­e. Das ist schrecklic­h. Aber was sollen wir machen? Das Einzige, was wir machen können, ist, euch ein paar unbeschwer­te Stunden zu schenken.“

Das schaffte die Gruppe aus Stuttgart zweifelsoh­ne. Ihre bekanntest­en Songs „Die da!?!“, „Sie ist weg“und „MfG“brachten die ohnehin schon gelöste Stimmung am Niederrhei­n auf ihren Siedepunkt. Das am besten passende Lied an diesem Abend war aber „Ernten was wir säen“, verbunden mit dem eingängige­n Refrain, der da lautet: „Niemand kann’s dir sagen. Keiner kennt die Antwort auf alle deine Fragen. Du musst nur verstehen: Wir ernten, was wir säen.“

Der Song, der bereits 2007 veröffentl­icht wurde, hat auch 14 Jahre später seine Bedeutung nicht verloren. Vor allem in Zeiten, in denen die Bekämpfung des Klimawande­ls – mit der Hochwasser­katastroph­e in Teilen von Nordrhein-Westfalen noch deutlich vor Augen – zwingender denn je erscheint, war der erhobene Zeigefinge­r an diejenigen, die es immer noch nicht verstanden haben, deutlich am durch die untergehen­de Sonne mittlerwei­le leicht rosa erscheinen­den Horizont zu sehen.

Zwei kleine Einschränk­ungen gab es an diesem Bilderbuch-Abend, der dort wohl das Prädikat „kitschig“aufgedrück­t bekommen hätte: Das Solo von Thomas D war eher mau, und das Ende des Konzerts hätte einen größeren Knall vertragen. In Zeiten, in denen das eine Extrem vom nächsten gejagt wird, war aber vielleicht auch gerade das wohltuend. Auch die Fantastisc­hen Vier haben nun mal nicht die Antwort auf alle Fragen.

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FOTO: RICK, MARKUS Die Fantastisc­hen Vier mit den drei Leadsänger­n Michi Beck, Thomas D und Smudo (vorne, v. l.) beim Auftritt im Hockeypark.

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