Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Ein paar unbeschwerte Stunden
Die Fantastischen Vier feiern in Mönchengladbach nach zwei Jahren ihre Konzert-Rückkehr.
Wenn Musiker zwei Jahre lang keine Live-Auftritte mehr vor Publikum machen dürfen, dann ist das schon ein drastischer Einschnitt – nicht nur in ihrem Berufsleben. Und so war der wohl bekanntesten deutschen Hip-HopGruppe Die Fantastischen Vier die Freude über ihr Comeback auf dem „Strandkorb Open Air“am Sonntag deutlich anzumerken.
Der Hockeypark in Mönchengladbach, der kleine Bruder des direkt daneben liegenden Fußballstadions der Borussia, bot für diesen Zweck die perfekte Kulisse. Die Sonne bereitete sich auf ihren Untergang vor, eine leichte Brise wehte, und durch die vielen Strandkörbe wirkte es tatsächlich ein wenig so, als hätte man es sich am Strand einer ostfriesischen Insel bequem gemacht.
Als die drei Leadsänger Smudo, Michi Beck und Thomas D dann auch noch ihren Song „Tag am Meer“präsentierten, wurde das Bild an diesem Abend perfekt. Bei einigen Zuschauern war sogar die eine oder andere Träne in den Augen zu erahnen. Nicht, weil das Konzert Grund zur Trauer bot. Vielmehr waren bei vielen Fans Erleichterung und Euphorie zu spüren, ihren Idolen nach langer Zeit wieder hautnah zujubeln zu können.
„Es ist eine schwierige Zeit für uns alle. Wir haben uns so sehr darauf gefreut, nach zwei Jahren endlich wieder vor Fans auftreten zu dürfen“, sagte Michi Beck in Richtung des Publikums. „Und dann kommt diese Hochwasserkatastrophe. Das ist schrecklich. Aber was sollen wir machen? Das Einzige, was wir machen können, ist, euch ein paar unbeschwerte Stunden zu schenken.“
Das schaffte die Gruppe aus Stuttgart zweifelsohne. Ihre bekanntesten Songs „Die da!?!“, „Sie ist weg“und „MfG“brachten die ohnehin schon gelöste Stimmung am Niederrhein auf ihren Siedepunkt. Das am besten passende Lied an diesem Abend war aber „Ernten was wir säen“, verbunden mit dem eingängigen Refrain, der da lautet: „Niemand kann’s dir sagen. Keiner kennt die Antwort auf alle deine Fragen. Du musst nur verstehen: Wir ernten, was wir säen.“
Der Song, der bereits 2007 veröffentlicht wurde, hat auch 14 Jahre später seine Bedeutung nicht verloren. Vor allem in Zeiten, in denen die Bekämpfung des Klimawandels – mit der Hochwasserkatastrophe in Teilen von Nordrhein-Westfalen noch deutlich vor Augen – zwingender denn je erscheint, war der erhobene Zeigefinger an diejenigen, die es immer noch nicht verstanden haben, deutlich am durch die untergehende Sonne mittlerweile leicht rosa erscheinenden Horizont zu sehen.
Zwei kleine Einschränkungen gab es an diesem Bilderbuch-Abend, der dort wohl das Prädikat „kitschig“aufgedrückt bekommen hätte: Das Solo von Thomas D war eher mau, und das Ende des Konzerts hätte einen größeren Knall vertragen. In Zeiten, in denen das eine Extrem vom nächsten gejagt wird, war aber vielleicht auch gerade das wohltuend. Auch die Fantastischen Vier haben nun mal nicht die Antwort auf alle Fragen.