Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hohe Impfwirkung trotz milder Reaktionen
(dpa) Viele Menschen haben nach der Impfung gegen Covid-19 unangenehme Reaktionen: Muskelschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen, Müdigkeit. Manche fühlen nach der Spritze aber überhaupt keine Veränderung und sorgen sich, ob sie deshalb nur einen schwachen Impfschutz haben.
Richtig ist, dass zum Beispiel Fieber und Müdigkeit ein Zeichen dafür sind, dass der Körper sich wehrt. Die Symptome kommen aber in der Regel aus einem bestimmten Teil des Immunsystems, dem sogenannten angeborenen Immunsystem. Das werde nach einer Impfung als erstes aktiviert und signalisiere dem Körper eine potenzielle Gefahr durch einen fremden Eindringling, erklärt Peggy Riese vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Nach einer Impfung ist für diesen Teil des Immunsystems der Impfstoff so ein Eindringling. Als solchen nehme es nicht nur das Virusantigen wahr, mit dem die Schutzwirkung ausgelöst werde, sagt Riese, sondern auch etwa Wirkstoffverstärker oder Hilfsstoffe wie Stabilisatoren. Dieser Teil des Immunsystems reagiert also sofort, aber eher allgemein. Warum manche Menschen eher zu Impfreaktionen neigen, während andere kaum etwas spüren, ist laut Riese noch nicht ganz verstanden.
Der spezifische Schutz gegen den Sars-Cov-2-Erreger wird dagegen erst mit der Zeit von den Zellen des sogenannten erworbenen Immunsystems erzeugt. Dabei lernt der Körper, bei einer solchen Infektion auch in Zukunft passgenaue Antikörper zu bilden und etwa mithilfe spezieller T-Zellen, der Killerzellen, infizierte Körperzellen abzutöten.
Beide Arten des Immunsystems stehen in einem sehr komplexen Austausch miteinander. Tatsächlich gibt die Impfreaktion des angeborenen Immunsystems wohl den Anstoß, damit das erworbene System aktiv wird – dieser Impuls ist aber häufig gar nicht oder kaum spürbar.
„Auch wenn man keine oder nur sehr milde Nebenwirkungen wie leichte Schmerzen an der Injektionsstelle oder Kopfschmerzen bekommt, ist man mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geschützt wie Menschen, die stärkere Impfreaktionen zeigen“, erklärt Riese.