Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
HALLE HACKENBERG
Das DRK bittet am 16. August wieder zum Blutspende-Marathon. Vera Sievert erklärt, warum die Veranstaltung so wichtig ist.
Das DRK bittet wieder zum Blutspende-Marathon.
Frau Sievert, es ist Urlaubszeit – und dazu noch Corona-Pandemie. Wie viele Blutkonserven fehlen dem DRK-Blutspendedienst West aktuell?
Wir haben im Moment nur für zwei Tage Blutkonserven, bei den Rhesus-Negativ-Gruppen sogar nur für 1,5 Tage. Es ist noch nicht so, dass wir leerlaufen, aber die Sommerferien haben gerade erst angefangen – und da bekommen wir schon Sorgenfalten auf der Stirn. Wir waren in den letzten anderthalb Jahren noch in einer relativ guten Lage, muss man sagen: Alles war wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Das Einzige, das die Leute neben dem Spazierengehen unternehmen konnten, war das Blutspenden. Das hat sich in den letzten Wochen aber komplett geändert: Die Menschen können endlich wieder in den Biergarten und ins Kino gehen und in den Urlaub fahren. Das kann man auch niemandem verdenken, aber unsere ,guten Zeiten‘ sind jetzt vorbei. Wobei ,gute Zeiten‘ kann man auch nur bedingt sagen, denn wegen der Pandemie sind uns viele Blutspendetermine weggefallen: in Berufskollegs, in Firmen. Auch das Mobil konnte nicht so zum Einsatz kommen wie sonst. Es ist auch immer noch so – und wir hängen am Fliegenfänger.
Wie viele Blutspenden gibt es in Remscheid pro Jahr? Und wer erhält das Blut?
SIEVERT In Remscheid werden jedes Jahr ungefähr 2500 Blutkonserven vom Sana-Klinikum abgerufen. Gebraucht werden diese vor allem von Krebspatienten und Patienten mit einer Herz-Kreislauf- sowie einer Magen-Darm-Erkrankung. Bei Geburten kommt es übrigens auch oft vor, dass Blutkonserven gebraucht werden. Die Remscheider versorgen sich damit selbst im Jahr mit Blutspenden – denn es werden auch genauso viele im Jahr in Remscheid gesammelt.
Einen großen Anteil daran hat der Remscheider Blutspende-Marathon, den das DRK gemeinsam mit
Radio RSG wieder am 16. August in der Halle Hackenberg ausrichtet. Wie läuft der 8. Marathon in Pandemie-Zeiten ab?
SIEVERT Genau, wir peilen dort um die 500 Blutspender an. Beim Marathon stillen wir auf einen Schlag
20 Prozent des Remscheider Bedarfs, das ist schon eine Nummer. Daher ist der Blutspende-Marathon auch so wichtig. Die Spender buchen vorher einen Termin im Internet.
600 stehen zur Verfügung, immer im
10-Minuten-Takt. Damit ist sichergestellt, dass wir immer nur so viele Leute in die Halle reinlassen, wie wir Platz haben. Die Spender sollten möglichst nicht viel früher da sein, sondern pünktlich, und ihren Personalausweis mitbringen. Zudem sollten sie vorher ordentlich gegessen und viel getrunken haben, mindestens zwei Liter. Wer hat, bringt seinen Blutspendeausweis mit. Seit Anfang dieses Jahres geben wir übrigens keine neuen Blutspendeausweise
mehr aus, sondern bitten die Neuspender, sich in der App zu registrieren. Der Spender wird dann durch die verschiedenen Stationen beim Blutspende-Marathon geführt. Ein großes Team steht bereit.
Gibt es auch ein Rahmenprogramm?
SIEVERT Nein, pandemiebedingt ist dies nicht möglich.
Wie sieht es aus mit der Verpflegung nach der Spende?
SIEVERT Wir geben unsere Lunchpakete in Papiertüten aus. Ich nenne sie eher ,Schnuckertüten‘. Darin enthalten ist etwas zu Essen und etwas zu Trinken. Das ist zwar ein bisschen ungemütlich, aber so schaffen wir Platz für die nächsten Blutspender – und sorgen dafür, dass sich in Pandemie-Zeiten niemand unnötig lang aufhält. Die Blutspende bei uns ist sicher.
Wer darf Blut spenden?
SIEVERT Jeder Gesunde zwischen 18 und 76 Jahren, Erstspender sollten aber nicht älter als 69 sein. Wer Blut spenden möchte, sollte zudem nicht unter 50 Kilo wiegen.
Darf man nach einer Covid-19-Impfung Blut spenden?
SIEVERT Ja. Einen Tag nach der Impfung sind alle herzlich willkommen – wenn sie keine Maleste durch die Impfung haben. Wenn ich in der Nacht also Schüttelfrost hatte, sollte ich lieber noch ein paar Tage mit der Blutspende warten.
Was passiert am Abend des Blutspende-Marathons mit den gesammelten Blutkonserven?
SIEVERT Diese werden zuerst zum DRK nach Breitscheid gebracht. Dort werden die Blutbeutel und
Röhrchen von allen Teams gesammelt und anschließend in unser Zentrum für Transfusionsmedizin nach Hagen gebracht. Dort haben wir die Weiterverarbeitung und ein riesiges Zentrallabor. Hier wird das Blut nun zerlegt in rote Blutkörperchen, Blutplasma und Blutplättchen. Zeitgleich wird es im Labor untersucht auf HIV, Hepatitis A, B, C, E sowie auf Syphilis. Wenn alles in Ordnung ist, wird es am nächsten Tag gescannt und freigegeben. Dann wird es nach Breitscheid zurückgebracht und von dort aus in Nordrhein verteilt. Was viele nicht wissen: Wir sind Lokalversorger, versorgen Krankenhäuser und Kliniken in der Region mit Blutkonserven.
Welche Blutgruppen sind besonders gefragt?
SIEVERT Alle sind immer besonders gefragt. Aber eine ist ganz besonders: 0 negativ. Nur 6 Prozent der Bevölkerung haben diese Blutgruppe, und diese wird gleichzeitig zu 10 Prozent bei uns in Europa gebraucht. Jeder von uns kann diese bekommen. Wenn ich zum Beispiel einen Unfall hatte, bekomme ich immer 0 negativ. Deshalb ist der Bedarf dafür auch höher. Der Rettungswagen hat übrigens keine Blutkonserven dabei, nur das Krankenhaus hält diese bereit. 70 Prozent der Menschen haben 0 positiv oder A positiv.