Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mit Ullis Bulli quer durchs Bergische
Ulrich Strasmann hat sich vor einigen Jahren einen Traum erfüllt: Er hat sich in Brasilien einen gebrauchten VW T1 von 1972 besorgt.
Es ist kein Geheimnis, dass Oldtimer auch besonders wegen ihrer besonderen Optik und den schönen Formen bei den Menschen sehr beliebt sind. Ulrich Strasmann, selbständiger Unternehmer aus Remscheid, sei immer schon ein Freund der alten Volkswagen-Bullis gewesen, wie der T1 auch genannt wird – mit den neuen sei er hingegen nie wirklich warm geworden, sagt er schmunzelnd. Sie seien von der Qualität her nicht mit den Oldies vergleichbar.
„Meine Frau hat mich zu unserer Hochzeit im Jahr 2016 mit einer Spritztour mit einem gemieteten Event-Bulli überrascht. Ich wollte immer schon so einen haben – und dann habe ich mich auf die Suche nach einem historischen Vehikel gemacht“, sagt er weiter. Der Samen für das, was da noch kommen sollte, ist damit gelegt worden. Einige Jahre sind seit der ersten Idee vergangen, mittlerweile steht der liebevoll und ganz nach seinen Wünschen restaurierte VW T1 Bulli aus dem Jahr
1972 schon seit drei Jahren in Strasmanns Garage.
Relativ bald nach seiner Hochzeitsfahrt habe er sich auf die Suche begeben, sagt Strasmann. „Es hat mich beinahe ein Jahr gekostet, bis ich endlich fündig geworden bin – in Brasilien“, sagt er. Naturgegeben würde es nicht mehr sehr viele der Oldtimer geben. „In Deutschland wurden die Bullis bis 1967 gebaut, in Brasilien endete die Fertigung erst
1975“, sagt Strasmann.
Er sei auf einen Anbieter gestoßen, der sich auf die Restaurierung der alten Schätzchen ganz nach individuellem Kundenwunsch spezialisiert habe. „Als ich das Auto gefunden habe, dauerte es noch einmal etwa ein Dreivierteljahr, bis ich ihn dann endlich in Empfang nehmen konnte“, sagt der Remscheider. Dabei habe er nicht nur Geld investiert – sondern auch Vertrauen. „Ich war nie in Brasilien. Das Ganze lief nur per E-Mail ab“, sagt Ulrich Strasmann. Zwar seien die Hauptgelder über ein Treuhandkonto geflossen. „Aber mit einem gewissen Betrag musste ich tatsächlich auch in Vorleistung treten – ein gewisses Risiko“, sagt er.
Im Jahr 2018 sei es dann soweit gewesen: der neue, alte Bulli habe sich angekündigt. „Er kam per Schiff in Antwerpen an. Ich bin hingefahren, um ihn abzuholen“, erinnert sich der Remscheider. Es sei schon ein ganz besonderer Moment gewesen, als der Container geöffnet worden sei, in dem sich der Bulli befunden habe. „Das ging dann ganz flott – man hat mir den Schlüssel
und die Papiere in die Hand gedrückt. Und das war es dann auch“, sagt Strasmann. Er habe noch einmal einiges an Zeit, Geld und Arbeit in den Wagen investieren müssen, um ihn auch im Innenbereich und im Motorraum flottzumachen. Aber schließlich sei der Bulli dann fertig gewesen – und erstrahlt seitdem prächtig in rot-weißem Glanz. Und zaubert seitdem auch regelmäßig ein Lächeln auf die Gesichter derjenigen Menschen, die ihn an sich vorbeifahren sehen.
Und natürlich auch auf die jener Menschen, die von Strasmann durchs Bergische Land kutschiert werden. Denn der Remscheider hat seinen Traum umgesetzt und bietet Hochzeitsfahrten und Fahrten zu anderen Gelegenheiten an. Dafür müsse er nicht einmal groß Werbung machen, sagt er. „Das ist im Prinzip ein Selbstläufer, der über Mund-zu-Mund-Propaganda läuft. Außerdem stehe ich auf der Hochzeitsmesse in der Solinger Schlossfabrik – sehr zur Freude
der Besucherinnen und Besucher“, sagt Strasmann. Wenn er da etwa neben einem Porsche oder einem anderen Auto stehe, mit dem man
Fahrten zur Hochzeit machen könne, würden sich die meisten Leute dem Bulli zuwenden Und auch die Rückmeldungen nach den Fahrten seien durchweg positiv. „Ich habe noch kein Brautpaar transportiert, das nicht begeistert war“, sagt er schmunzelnd.
Hochzeitsfahrten macht Ulrich Strasmann übrigens auch in Corona-Zeiten – wenn wegen der Pandemie denn überhaupt geheiratet werden kann. Regelmäßig fuhr er zuletzt wieder glückliche Brautpaare durchs Bergische Land. Da das Wetter allerdings nicht immer so schön gewesen sei, wie man es sich wünschen könne, habe er das Highlight seines Bullis – das große Glas-Panoramadachfenster – auch mal geschlossen lassen müssen.
Aber auch so dürften die Hochzeitsfahrten im schnieken VW Bulli mit seinen bequem gefederten Sitzbänken für die Brautpaare ein ebenso unvergessliches Erlebnis gewesen sein, wie es seinerzeit für ihn gewesen ist.