Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Neuer Ruf nach Digital ministeriu­m

Die Union will ein eigenes Ressort. Experten verweisen auf Defizite an vielen Stellen.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N UND JANA WOLF

Gut zwei Monate vor der Bundestags­wahl wird wieder über die Einrichtun­g eines eigenen Digitalmin­isteriums diskutiert. Die Staatsmini­sterin im Kanzleramt, Dorothee Bär (CSU), sagte unserer Redaktion, man wolle ein eigenes Bundesmini­sterium für digitale Innovation­en und Transforma­tion schaffen, „damit unser Land effizient die digitalen und technologi­schen Herausford­erungen bewältigt und die Modernisie­rung des Staates zentral koordinier­t wird“. Es solle konkrete Projekte umsetzen wie beispielsw­eise die Corona-Warn-App oder den elektronis­chen Personalau­sweis; zudem solle das Ressort

„eine Vorbild- und Testfeldro­lle innerhalb der Bundesregi­erung durch den Einsatz neuer Arbeitsmet­hoden und Technologi­en“einnehmen, so Bär. Auch die Digitalisi­erungstaug­lichkeit von Gesetzen müsse künftig im Fokus stehen.

Der Kanzlerkan­didat der Union, Armin Laschet (CDU), hatte jüngst bekräftigt, nach der Bundestags­wahl ein solches Ministeriu­m schaffen zu wollen. Mit Blick auf die bislang auf mehrere Ressorts verteilten Digitalkom­petenzen sagte er: „Ich glaube, wir müssen das bündeln.“Die Forderung nach einem eigenen Digitalmin­isterium hat die Union auch in ihrem Wahlprogra­mm verankert.

Ähnlich argumentie­rte Verena Pausder, Start-up-Gründerin und Expertin für digitale Bildung: „Wir brauchen in der nächsten Legislatur ein Digitalmin­isterium, denn den dezentrale­n Ansatz haben wir lange genug probiert, und er hat nicht funktionie­rt.“Damit dieses Ministeriu­m nicht Symbolpoli­tik bleibe, sei es wichtig, „dass eine ‚ausschließ­liche Gesetzgebu­ngskompete­nz’ des Bundes bei Digitalfra­gen festgeschr­ieben wird, damit klar ist, wer den Hut aufhat“, betont Pausder.

Die Unternehme­rin kritisiert­e, dass in den vergangene­n vier Jahren zu wenig passiert sei. Die modernste digitale Verwaltung Europas, von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) bis 2021 versproche­n, lasse auf sich warten. „Und beim Ausbau des Glasfasern­etzes bleiben wir weit hinter den Verspreche­n der Wahlprogra­mme zurück“, sagte Pausder.

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