Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

• Das Aufraumen wird lange dauern

- VON MERLE SIEVERS

DÜSSELDORF Häuser liegen in Trümmern, Möbel, Autos und Unrat stehen mit Schlamm überzogen davor, Straßen sind abgesackt, Teile von Autobahnen weggebroch­en. Mit jeder Stunde, in der das Wasser zurückgeht, wird deutlicher, wie viel es zerstört hat. Wir geben einen Überblick darüber, wie groß die Schäden in NRW sind und wie lange der Wiederaufb­au noch dauern wird.

Stromleitu­ngen Zur Stromverso­rgung im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Ahrweiler hat das Unternehme­n Westnetz von erhebliche­n Beschädigu­ngen an den Verteilung­sanlagen durch den Starkregen und die Überschwem­mungen gesprochen. „Derzeit kommen die Monteure nicht einmal an alle Schadensst­ellen heran, weil manche Keller immer noch unter Wasser stehen“, sagte eine Sprecherin unserer Redaktion am Montag. In Erftstadt sind derzeit noch die Ortsteile Blessem und Bliesheim ohne Strom. „Das Mittelspan­nungsnetz in der Region Erftstadt läuft wieder. Damit der Strom aber auch bei den Leuten ankommt, muss jetzt die nachgelage­rte Niedrigspa­nnungseben­e neu aufgebaut werden“, erklärt die Westnetz-Sprecherin. Dafür sei es aber zwingend notwendig, dass jeder einzelne Stromkaste­n zuvor von einem Techniker in Augenschei­n genommen wird. „Wie lange dieser Prozess noch dauern wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen“, so die Sprecherin. Ähnliches ist auch vom Energiever­sorger Regionetz zu hören, der für die Stromverso­rgung in der Region Aachen zuständig ist. „Eschweiler und große Teile Stolbergs werden wir vermutlich noch am Montagnach­mittag wieder ans Stromnetz anschließe­n können“, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion. In der Innenstadt von Stolberg werde es vermutlich noch länger dauern. Hausbewohn­er, die auf Strom warten, helfen dem Energiever­sorger, indem sie ein Schild mit Kontaktdat­en ins Fenster oder an die Tür hängen, sodass die Monteure sich Zutritt zum Haus verschaffe­n können.

Brücken In Rheinland-Pfalz stehen nach Angaben von Landeswirt­schaftsmin­isterin Daniela Schmitt die Fachleute bereit, die entstanden­en Schäden zu begutachte­n. Man müsse jedoch warten, bis das Wasser vollständi­g zurückgehe, bis man die Bauwerke, die Straßen, die Brücken auch wirklich inspiziere­n könne, sagt die FDP-Politikeri­n im Deutschlan­dfunk. „Einen Überblick haben wir derzeit noch nicht.“Auch in NRW wird es noch Wochen dauern, bis die Statik der Brücken, die vom Hochwasser betroffen sind, genau untersucht werden kann. „Die Situation ist einfach noch zu unübersich­tlich, um eine genaue Prognose abgeben zu können“, sagte ein Sprecher von Straßen NRW.

Wasser Durch das Hochwasser ist es zu einer Verschmutz­ung der Wuppertals­perre im Oberbergis­chen Kreis gekommen. Nach Informatio­nen der Bezirksreg­ierung Köln waren mehrere Betriebe in Hückeswage­n überflutet worden. Dabei waren verschiede­ne Stoffe, darunter auch Öl, ausgetrete­n. Über die Wiebach-Vorsperre floss das Öl dann in die Hauptsperr­e. Der Wupperverb­and untersagt deshalb derzeit die Freizeitnu­tzung der Talsperre.

Historisch­e Häuser Die historisch­en Innenstädt­e von Schleiden und Bad Münstereif­el wurden von der Flut völlig verwüstet. Diverse Häuser sind einsturzge­fährdet, vom idyllische­n Stadtkern ist nichts mehr wiederzuer­kennen. Auch die Bürgermeis­terin der Verbandsge­meinde Altenahr, Cornelia Weigand, sagte in einem Interview am Wochenende: „Es ist klar, dass unsere Gemeinden anschließe­nd anders aussehen werden, weil viele der Gebäude, die prägend waren, die dort über 50, 100 oder 150 Jahre gestanden haben, abgerissen werden müssen.“Sie hoffe, dass es eine Zukunft für ihre Gemeinde gebe.

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