Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

200 Millionen Euro Soforthilf­e für NRW

Bund und Land verspreche­n den Flutopfern unbürokrat­ische Unterstütz­ung. Viele Bürger und Unternehme­n spenden. Das Land plant eine Sonderimpf­aktion.

- VON KIRSTEN BIALDIGA, ANTJE HÖNING, BIRGIT MARSCHALL UND EIRIK SEDLMAIR

Die Flutkatast­rophe hat bereits 122 Menschen in Rheinland-Pfalz und 48 Menschen in Nordrhein-Westfalen das Leben gekostet. Allein in der Ahr-Region wurden am Dienstag noch 170 Menschen vermisst. Den Überlebend­en sicherten Kanzlerin Angela Merkel und Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (beide

CDU) Hilfe zu. Man werde alles daransetze­n, „dass das Geld schnell zu den Menschen kommt“, sagte Merkel am Dienstag in Bad Münstereif­el: „Ich hoffe, dass das eine Sache von Tagen ist.“Laschet fügte hinzu: „Die Anträge müssen ganz simpel sein. Sie sollen in dieser Woche fertig sein, damit bald das Auszahlen beginnen kann.“

Das Land will am Donnerstag über Soforthilf­en entscheide­n. Im Gespräch ist, dass für NRW und Rheinland-Pfalz vom Bund je 100 Millionen Euro kommen, die um je 100 Millionen Euro der Länder aufgestock­t werden. Auf NRW entfielen damit 200 Millionen Euro Soforthilf­e. Bundesweit soll es 400 Millionen Euro geben, wie aus dem Entwurf für den Kabinettsb­eschluss hervorgeht, den der Bund fassen will.

Die Schäden gehen allerdings in die Milliarden. Deshalb enthält der

Beschluss weitere Zusagen. „Zusätzlich ist der Bund zu Gesprächen über einen Fonds bereit, wenn sich die Gesamtheit der Länder im Rahmen einer gesamtstaa­tlichen solidarisc­hen Kraftanstr­engung an der Finanzieru­ng beteiligt“, heißt es dort. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sicherte den Regionen ein Aufbauprog­ramm zu: „Jetzt heißt es handeln und helfen. Es kommt eine Soforthilf­e und ein milliarden­schweres Aufbauprog­ramm, damit es rasch wieder aufwärts geht.“Viele Straßen, Bahnstreck­en, Strom- und Wasserleit­ungen sind zerstört. Das Hochwasser habe sieben Regionalst­recken so stark beschädigt, dass man 600 Kilometer Gleise neu bauen oder umfangreic­h sanieren müsse, teilte die Deutsche Bahn mit.

Viele Bürger und Unternehme­n spenden. Allein das Deutsche Rote Kreuz sammelte bereits fünf Millionen

Euro ein. Es werde so viel gespendet, dass die Banken mit dem Buchen kaum hinterherk­ämen, sagte eine Sprecherin der „Aktion Deutschlan­d hilft“. Daher könne man noch keine Summe nennen. Konzerne bieten Mitarbeite­rn, die vor Ort helfen, bezahlte Freistellu­ngen an. Sie spenden Millionenb­eträge und helfen mit Sachspende­n wie Pumpen, Trocknungs­geräten, Gratisstro­m und Mobilfunk-Guthaben.

Das nordrhein-westfälisc­he Finanzmini­sterium hat mehr als 30 Steuererle­ichterunge­n für Flutopfer auf den Weg gebracht (www. finanzverw­altung.nrw.de). Dazu gehören Sonderabsc­hreibungsm­öglichkeit­en für den Wiederaufb­au, die sich an Firmen und Bürger richten. Aufwendung­en für die Wiederbesc­haffung von Hausrat und für die Beseitigun­g von Schäden am Wohneigent­um können als außergewöh­nliche Belastung berücksich­tigt werden. Zudem gibt es großzügige Möglichkei­ten für die Abzugsfähi­gkeit von Spenden. Finanzämte­r sind angehalten, Bürgern durch Steuerstun­dung entgegenzu­kommen. Einwohner von Erftstadt-Blessem können sich Bargeld als Soforthilf­e im Rathaus abholen.

Zugleich wächst die Sorge, dass es in den Notunterkü­nften zu Corona-Ausbrüchen kommt. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) stellte zusätzlich­e Impfdosen zur Verfügung. „Die Menschen haben ganz sicher andere Sorgen als das Coronaviru­s“, sagte Laumann. „Wenn sie sich nun aber insbesonde­re in den Notunterkü­nften gegenseiti­g anstecken, belastet das die angespannt­en Strukturen zusätzlich. Daher geben wir so viel Impfstoff in die Regionen, wie gebraucht wird.“

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