Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das THW ist mehr als nur Technik
Die Ehrenamtler des Technischen Hilfswerks kommen unter anderem bei Flutkatastrophen zum Einsatz.
Ob bei Flutkatastrophen oder bei Gasexplosionen – die Helferinnen und Helfer in Blau sind stets im Einsatz, wenn es darum geht, Hilfe zu leisten. Der Öffentlichkeitsbeauftragte Elias El Ghorchi und Sven Chudzinski, stellvertretender Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbandes in Remscheid, berichten, wie man Helfer beim Technischen Hilfswerk (THW) wird.
Wie komme ich zum THW?
„Die meisten kommen aus Überzeugung und Interesse an der Technik“, sagt Elias El Ghorchi. Der 21-Jährige ist selbst mit zwölf Jahren in die Jugendgruppe des THW eingestiegen. In den Gruppen der Kleinen (acht bis zwölf Jahre) und Großen Helden (13 bis 17) werden die Kinder und Jugendlichen unter dem Motto „spielend helfen lernen“an die Tätigkeiten herangeführt.
„Bei den Kleinen Helden werden viele Spiele gemacht, damit die Gruppe zusammenwächst“, erklärt El Ghorchi. Dann steigen die Kinder auf Leitern und lernen die Geräte des Technischen Hilfswerks kennen. Die Großen Helden werden nach und nach an die Technik herangeführt. Bei ihnen geht es beispielsweise um Holz- und Gesteinsbearbeitung. „Unsere Fahrzeuge sind voll mit Geräten“, erklärt Sven Chudzinski. Die lernen die Jugendlichen ebenfalls kennen.
Voraussetzungen brauchen die Kinder keine. „Alle sind herzlich willkommen, die bereit sind, etwas im Team zu leisten“, betont El Ghorchi. Jeden zweiten Donnerstag treffen sich die Gruppen. Auch Schnupperdienste sind möglich. Ab
17 Jahren können die Jugendlichen mit der Grundausbildung beginnen, mit der auch Erwachsene beim THW starten können.
Wie sieht die Grundausbildung aus?
Wie in einer Fahrschule findet etwa ein halbes Jahr lang die theoretische und praktische Ausbildung statt: Immer donnerstags treffen sich die Grundausbildungsanwärter zu rollierenden Themen. „Man kann also jederzeit einsteigen“, sagt El Ghorchi. Wie knote ich einen Knoten? Wie stelle ich eine Beleuchtung auf? Und wie baue ich einen Dreibock aus Holz?
Wie läuft denn die Prüfung ab?
Ähnlich einem Stationslauf zeigen die THWler ihr Können in einem breiten Spektrum an Einsatzsituationen: So müssen sie beispielsweise beweisen, dass sie eine Motortrennschleife bedienen können oder wissen, wie die Beleuchtung aufgebaut wird. Auch eine Theorieprüfung gehört dazu.
Wie geht es dann weiter?
Nach der Grundausbildung können sich die THWler für die Fachgruppen spezialisieren. Die „Bergungsgruppe“ist
die erste Gruppe am Einsatzort. „Sie hat einen bunten Blumenstrauß an Einsatzoptionen“, sagt El Ghorchi. Die Gruppe „Notversorgung und Instandsetzung“kümmert sich um die Infrastruktur – benötigte Zelte, Beleuchtung, Sanitäranlagen oder gar eine mobile Küche. „Unsere Schwere Bergungsgruppe ist überregional
im Einsatz“, erklärt der 21-Jährige. Mit ihrem Schreitbagger („Rettungsspinne“) kümmern sich die Einsatzkräfte um schwere Bergungen. Ganze Betonwände können sie mit ihren Geräten anheben.
Der ESS-Trupp (Einsatzstellen-Sicherungs-System) überwacht Gebäude, die einzustürzen drohen, etwa nach einer Explosion oder nach einem extremen Hochwasser, wie in der vergangenen Woche. „Mit dem bloßen Auge sieht man nicht, ob ein Haus sich bewegt“, erklärt Chudzinski.
Eine Besonderheit des Remscheider Ortsverbands sind die Bergungstaucher. Nach Bundeswehrstandards werden die THWler, die sich als Taucher spezialisieren, an der Wuppersperre ausgebildet, berichtet Elias El Ghorchi. „Wir sind so ausgestattet, dass wir auch bei schlechten Sichtverhältnissen technische Hilfeleistung durchführen können“, sagt er. Schweißen und sägen unter Wasser sind somit kein Problem.
Auch die Organisation von Einsätzen benötigt helfende Hände. Wo können die Helfer während eines Einsatzes schlafen? Wie werden sie verpflegt? All das muss koordiniert werden.
Wo werde ich eingesetzt?
Die THW-Ortsverbände sind untereinander organisiert und unterschiedlich spezialisiert. „Man muss sich das THW wie ein Baukastensystem vorstellen“, sagt El Ghorchi. Braucht das Remscheider Team beispielsweise Spürhunde, kann es in einem anderen Ortsverband anfragen. So können Einsätze auch überregional stattfinden. „THW ist mehr als Technik“, sagt Elias El Ghorchi. Sven Chudzinski fügt hinzu: „Das ist Familie, da ist Zusammenhalt. Es ist einfach schön, mit anderen Menschen anderen Menschen zu helfen.“