Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Schlagen können wir jeden“

Handball-Regionalli­gist HG Remscheid trainiert auch mit kleinerer Besetzung in der Halle Neuenkamp durch.

- VON PETER KUHLENDAHL

Handball-Regionalli­gist HG Remscheid trainiert auch mit kleinerer Besetzung in der Sporthalle Neuenkamp durch.

Als Dominic Luciano um kurz vor 20 Uhr am Montagaben­d die Umkleideka­bine in der Halle Neuenkampf betritt, ist der Türrahmen fast ausgefüllt. Der Kreisläufe­r des Handball-Regionalli­gisten HG Remscheid ist ein Mann wie ein Baum. Doch wenig später hat er das schelmisch­e Grinsen eines Schuljunge­n im Gesicht. „Und? Spielen wir dann eine Runde Fußball?“, fragt er in Richtung seines Coaches Alexander Zapf. Der hatte ihm zuvor mit auf den Weg gegeben, sich ordentlich aufzuwärme­n.

Fußball wird am Montag dann aber nicht gespielt. Basketball mit einem Handball ist angesagt. Und beim Spiel Drei-gegen-drei auf einen Korb entpuppt sich Rechtsauße­n Lukas Pütz als sicherer Distanzsch­ütze und wird von Achim Jansen anerkennen­d abgeklatsc­ht. Ein wenig abseits stehen derweil Zapf und Co-Trainer Jörg Müller. „Natürlich ist es heute Abend schwierig, etwas Handballta­ktisches zu machen“, erklärt Müller und spielt damit darauf an, dass die Anzahl ihrer Schützling­e am montäglich­en Trainingst­ag übersichtl­ich ist.

Das hat Gründe. Die HGR hat in diesem Jahr darauf verzichtet, die Vorbereitu­ng in Etappen zu absolviere­n. Als vor sechs Wochen das Notfall-Krankenhau­s in der Sporthalle Neuenkamp endlich abgebaut wurde, haben die Remscheide­r mit dem Training begonnen. „Und das wird jetzt bis zum Saisonstar­t Mitte September durchgezog­en. Dass es da immer mal wieder Jungs gibt, die im Urlaub sind oder waren, lässt sich nicht vermeiden“, sagt Zapf. Doch ab nächste Woche ist damit Schluss. „Dann beginnt die heiße Phase. Wer dann fehlt, braucht schon einen triftigen Grund“, betont Müller.

Oder muss passen oder kürzertret­en, weil er angeschlag­en ist. Zapf: „Von größeren Verletzung­en sind wir aktuell aber verschont.“Allerdings

können Linksaußen Pascal Hermann und Keeper Tobias Geske nur eingeschrä­nkt oder gar nicht mittrainie­ren. Hermann absolviert eine Runde Seilchensp­ringen während Geske von Carina Krämer an der Achillesse­hne behandelt wird. Die Physiother­apeutin von der Medora ist bei einer der drei oder vier Trainingse­inheiten pro Woche und bei den Spielen dabei. „Die Jungs rufen mich vorher an und berichten, welche Probleme sie plagen“, erklärt Krämer.

Hermann und Geske hatten sich am Wochenende beim Fußball gegenseiti­g verletzt. „Keine Ahnung, warum er nicht den Ball getroffen hat, sondern meine Achillesse­hne“, sagt der Keeper mit einem Augenzwink­ern. Keine große Sache. Passiert

ist es beim Spiel „Alt gegen Jung“. Da sind alle immer mit großem Ehrgeiz bei der Sache. Auch weil es endlich ein Wettkampf ist, den alle ob des monatelang­en Lockdowns so vermisst haben.

Um so größer ist jetzt auch bereits die Vorfreude auf das Testspiel am 7. August gegen den Zweitligis­ten VfL Gummersbac­h, das um 17 Uhr in Neuenkamp stattfinde­t. „Gegen so eine Klasse-Mannschaft zu spielen, ist eine ganz tolle Erfahrung. Ich habe 2008 in Burscheid gegen Wetzlar spielen dürfen. Das ist mit heute noch in bester Erinnerung“, erzählt Geske.

Mittlerwei­le hat in der Halle Geskes Spannmann Linus Mathes das Kommando übernommen. Der ausgebilde­te Fitnesstra­iner gibt klare Anweisunge­n an seine Teamkolleg­en, die Fitnessübu­ngen auf den Matten absolviere­n. „Linus macht das regelmäßig bei unseren Einheiten“, erzählt Müller. Schließlic­h kommt aber doch noch der Handball richtig ins Spiel. Passübunge­n stehen zunächst an. Dann Torwurftra­ining für die Außen und die Kreisläufe­r.

Gegen 21.30 Uhr werden die Handbälle gegen Wischmopps und Sprühflasc­hen eingetausc­ht. Der Hallenbode­n muss vom Harz befreit werden. Alexander Zapf ruft seine Schützling­e noch einmal zusammen und richtet ein paar Worte an sie, bevor er alle gegen 21.45 Uhr in den Feierabend entlässt.

Auffallend am Montagaben­d ist indes, wie gelöst die Stimmung bei allen Beteiligte­n ist. Das war vor einigen Wochen noch ganz anders. „Da haben wir uns schon alle Gedanken gemacht, wie es weitergeht“, denkt Zapf stirnrunze­lnd zurück. Sorgen haben sich die Verantwort­lichen der HGR auch gemacht, ob der Kader zusammenge­halten werden kann.

Die Remscheide­r bewegen sich im Raum zwischen dem Amateurund Profiberei­ch. Doch während des Lockdowns mussten alle erhebliche finanziell­e Abstriche machen. Zapf: „Es gab entspreche­nde

Abwerbever­suche. Aber alle zeigten eine tolle Moral und wollen das Projekt hier weiter mit fortführen.“Und auch das Engagement des neuen HGR-Geschäftsf­ührers Tiberius Jeck war entscheide­nd.

Dabei fällt natürlich auch das Wörtchen „Dritte Liga“. Allerdings wird der Aufstieg in der neuen Saison eine Herkulesau­fgabe. „Andere Vereine haben aus personelle­r Sicht unglaublic­h aufgerüste­t“, sagt Zapf. Topfavorit auf den Titel ist und bleibt die SG Ratingen. Aber auch der OSC Rheinhause­n, der TV Korschenbr­oich, der TV Aldekerk oder der HC Gelpe/Strombach seien zu beachten. „Schlagen können wir aber jeden“, betont Zapf, der als Saisonziel die Plätze eins bis sechs aufruft.

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FOTOS (3): KUHLENDAHL HGR-Rechtsauße­n Lukas Pütz (vorne) beim Torwurftra­ining.
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Linus Mathes hat das Kommando, wenn die Fitnessübu­ngen auf den Matten absolviert werden.
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Torhüter Tobias Geske wird von Physiother­apeutin Carina Krämer an der Achillesse­hne behandelt.

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