Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Laschets Neuer kommt aus Brüssel

Im Kabinett des EU-Umweltkomm­issars ist er noch als Mitglied gelistet, aber inzwischen nicht mehr verfügbar: Denn am Sonntag fängt er als Außenpolit­ik-Chef in der CDU-Zentrale in Berlin an.

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Lateinamer­ika-Fans fragten: „Unser Ruben?“, als die Nachricht die Runde machte, dass CDU-Chef Armin Laschet einen Klimaexper­ten in die Parteizent­rale holt. Als gelungener Fingerzeig im plötzlich auf die Klimakrise gedrehten Wahlkampf konnte die Personalen­tscheidung gedeutet werden. Tatsächlic­h wird aber keine Stelle für einen Klima-Experten geschaffen, sondern der Posten des Außenpolit­ikchefs der Partei durch einen erfahrenen Außenpolit­iker besetzt, der auch Klimakrise kann: Ruben Alexander Schuster.

Der 33-Jährige war seit 2019 Mitglied im Kabinett des EU-Umweltkomm­issars Virginijus Sinkeviciu­s. Ein Kommissar, der am Rande des Interesses rangierte, mit den ambitionie­rten Klimaschut­zplänen von Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen aber in den Mittelpunk­t des Geschehens rückte. Und Schuster hatte mit seiner Spezialisi­erung auf Teile des globalen Klimaschut­zes direkten Anteil am Konzept. Er konzentrie­rte sich sozusagen auf eine verträglic­here Umweltnutz­ung auf hoher See. Erneuerbar­e Energien im Offshore-Bereich vor den Küsten gehörten genauso dazu wie maritime CO2-Reduzierun­gsstrategi­en.

Globale Zusammenhä­nge hatte Schuster bereits als Verantwort­licher für Lateinamer­ika-Programme der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ins Visier genommen. In Analysen befasste er sich mit Konzeption­en der UN für eine Demokratis­ierung der dortigen Verhältnis­se. In Guatemala und Honduras war er Leiter der Auslandsbü­ros, zuvor Persönlich­er Referent und später Büroleiter von Justizsena­tor Thomas Heilmann.

Der sitzt nun im Bundestag und hat das von Laschet mit Interesse

verfolgte „Neustaat“-Reformproj­ekt mit initiiert. Da dürfte der eine mit dem anderen auch mal über passende Personalie­n beraten haben.

Der Ansatz, Klimapolit­ik nicht allein durch die nationale Brille zu betrachten, wird durch Laschets Personalen­tscheidung für ein Kabinettsm­itglied des EU-Umweltkomm­issars unterstric­hen. Damit unterfütte­rt er die Aussagen im Unionswahl­programm, das ebenfalls eine außen- und europapoli­tische Klimakonze­ption verfolgt. Das verbindet Laschet mit Christian Lindner (FDP). Beide setzen darauf, dass jede eingespart­e Tonne CO2 dem Klima hilft – unabhängig davon, wo es entsteht. Für Koalitions­verhandlun­gen dürften Zulieferun­gen zu entspreche­nden Passagen eines Koalitions­vertrags auch aus dem Adenauer-Haus kommen.

Gregor Mayntz

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FOTO: KONRADADEN­AUER-STIFTUNG Ruben Alexander Schuster wechselt nach Berlin.

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