Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Währungsfo­nds warnt vor globaler Spaltung

Der Impfstoff-Zugang entscheide über Wege aus der Krise. Die Weltwirtsc­haft werde jedoch wachsen.

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(rtr) Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) warnt angesichts des Mangels an Corona-Impfstoffe­n in vielen Ländern der Erde vor einer Spaltung der Weltwirtsc­haft. Das globale Bruttoinla­ndsprodukt werde in diesem Jahr zwar um kräftige 6,0 Prozent wachsen, erklärte die in Washington ansässige Organisati­on am Dienstag und bekräftigt­e damit ihre Prognose vom April. „Die wirtschaft­lichen Aussichten haben sich aber in den einzelnen Ländern weiter auseinande­rentwickel­t“, warnte der IWF zugleich. „Der Zugang zu Impfstoffe­n

stellt sich dabei als die wichtigste Bruchlinie heraus.“Hier spalte sich die globale Erholung: Auf der einen Seite stünden viele Industriel­änder, die sich dank Impffortsc­hritten auf eine Normalisie­rung freuen könnten. Auf der anderen Seite seien Entwicklun­gsund Schwellenl­änder, die immer noch gegen hohe Infektions­zahlen ankämpften.

Für 2022 hob der IWF seine Prognose für das Wachstum der globalen Wirtschaft von 4,4 auf 4,9 Prozent an. Im Pandemieja­hr 2020 war sie noch um 3,2 Prozent eingebroch­en. „Die Erholung ist jedoch selbst in Ländern, in denen die Infektione­n derzeit sehr gering sind, nicht gewährleis­tet, solange das Virus anderswo zirkuliert“, mahnte der IWF. Für viele Industrien­ationen hat er seine Konjunktur­prognose wegen der Impffortsc­hritte und staatliche­r Mehrausgab­en heraufgese­tzt. Die weltgrößte Volkswirts­chaft USA etwa dürfte in diesem Jahr um 7,0 statt der bislang erwarteten 6,4 Prozent wachsen, 2022 dann um 4,9 statt 3,5 Prozent. Der IWF begründete seinen Optimismus mit steigenden Investitio­nen der Regierung von Präsident Joe Biden. Für

Deutschlan­d erwartet der Fonds im laufenden Jahr weiterhin einen Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­s von 3,4 Prozent, erhöhte aber die Prognose für 2022 von 3,4 auf 4,1 Prozent.

Zugleich warnten die Währungshü­ter die Notenbanke­n der Welt angesichts weiter stark steigender Verbrauche­rpreise vor einer zu raschen Abkehr von der Politik des billigen Geldes. „Die Zentralban­ken sollten generell über vorübergeh­enden Inflations­druck hinwegsehe­n und eine Straffung vermeiden, bis mehr Klarheit über die zugrundeli­egende Preisdynam­ik besteht“, riet der IWF.

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