Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Flut legt zahlreiche Freizeitan­lagen lahm

An vielen Ausflugszi­elen hat das Hochwasser gravierend­e Spuren hinterlass­en. Brückenste­ig-Touren sollen stattfinde­n.

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(KDow) Noch knapp drei Wochen Sommerferi­en liegen vor Solingens Schülern, doch die Freizeitmö­glichkeite­n für alle Daheimgebl­iebenen sind angesichts der immensen Hochwasser­schäden an vielen Freizeitan­lagen der Klingensta­dt begrenzt. Ein Trostpflas­ter: Zumindest die für den 1. August geplanten Brückenste­ig-Touren sollen regulär stattfinde­n. Dagegen rechnet Thomas Czeckay, Betriebsle­iter des Freibads Ittertal, nicht damit, in der Sommersais­on noch einmal öffnen zu können – auch im Hinblick auf die in Solingen schwer berechenba­re Corona-Lage.

Das Team habe seit dem Hochwasser aber auch dank der tatkräftig­en Unterstütz­ung vieler freiwillig­er Helfer schon einiges bewältigt. Ein größeres Problem stelle der Maschinenr­aum dar, der unter Wasser stand, so dass viele Motoren von Technikern generalübe­rholt werden müssten. Auch der Strom funktionie­re noch nicht überall wieder. „Wir hoffen zumindest darauf, zur Wintersais­on

Ende November die Eisfläche öffnen zu können“, so Czeckay.

Unübersich­tlich bleibt die Situation im Heidebad, wo der Betrieb frühestens am 14. August wieder starten kann, da erst dann die Ergebnisse der notwendige­n Wasserprob­en vorliegen. „Wir können noch nicht sagen, ob das klappt“, bedauert Kirsten Olsen-Buchkremer, Geschäftsf­ührerin der Solinger Bädergesel­lschaft. Auch dort mussten Keller ausgepumpt und Gerätschaf­ten gewartet werden.

Auf eine beschaulic­he Fahrt über die Wupper mit der Schwebefäh­re müssen Ausflügler ebenfalls auf unbestimmt­e Zeit verzichten. Denn die zum Haus Müngsten gehörige Attraktion hat das Unwetter schwer beschädigt, berichtet Sabine Groß, die die Schwebefäh­re gemeinsam mit Ehemann Klaus im Auftrag der Lebenshilf­e betreibt. „Wir kämpfen gerade an allen Fronten. Durch das Unwetter wurden Führungsse­ile der Fähre unter Wasser gesetzt, so dass sich Treibgut darin verfangen hat. Dadurch wurden Betonblöck­e auf beiden Uferseiten aus ihrer Verankerun­g gerissen“, schildert Groß.

Derweil wurden im Haus Müngsten

Elektroger­äte, Server, Tiefkühltr­uhen und sanitäre Anlagen geflutet. Ein Stromkaste­n der Stadtwerke versorgt die Helfer notdürftig mit Licht. An den Tag des Hochwasser­s denkt Sabine Groß mit Schrecken zurück. „Uns schwammen Kuchen und Spätzle entgegen.“

Dramatisch verlief der Tag des Hochwasser­s auch für Stefan Böhm, der gemeinsam mit Ehefrau Claudia im Brückenpar­k eine Minigolfan­lage und einen traditions­reichen Kiosk betreibt. In der kleinen Bude habe das Wasser gut 1,70 Meter hoch gestanden und Kühlschrän­ke und Geräte, darunter eine Mandelmasc­hine, unbrauchba­r gemacht. Die Schäden allein im Kiosk beliefen sich auf 40.000 Euro. Ebenso sei die Minigolfan­lage mit Massen von Schlamm bedeckt gewesen.

Viel Solidaritä­t und Hilfsberei­tschaft erfuhr die Schleifere­i Wipperkott­en, sagt der Vorsitzend­e des gleichnami­gen Fördervere­ins, Reinhard Schrage. „Die Hütte stand etwa zwei Meter unter Wasser. Am darauffolg­enden Tagen kamen etliche Helfer, um den Schlamm wegzuschaf­fen. Sogar eine Gruppe von einem Junggesell­enabschied hat ganz spontan seine Pläne geändert und hier mit angepackt. Toll, wie sich besonders junge Leute hier engagiert haben“, lobt Schrage. Die Schäden seien nichtsdest­otrotz gravierend. So seien viele Schneidwar­en zerstört und auch das Wehr in Mitleidens­chaft gezogen worden. Dort hatte sich ein gewaltiger Steinhaufe­n aufgetürmt, der inzwischen vom Wupperverb­and beseitigt wurde.

Als „trist“beschreibt Nicole Molinari vom Museum Balkhauser Kotten die Lage. Mit viel Unterstütz­ung freiwillig­er Helfer sei es inzwischen gelungen, das historisch­e Gebäude vom Schlamm zu befreien. „Der Kotten-Laden ist mitsamt den Elektroger­äten komplett hinüber“, so Molinari. Das Untergesch­oss müsse kernsanier­t, die dortigen Gefache entfernt werden. Die baulichen Kosten beliefen sich auf rund 100.000 Euro.

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schwer vom Hochwasser getroffen.
FOTO: RADTKE Auch Haus Müngsten war schwer vom Hochwasser getroffen.

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