Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Tauziehen um die Luftfilter geht weiter

Förderung des Landes umfasst weiterhin lediglich Räume, die nur eingeschrä­nkt gelüftet werden können. Schuldezer­nentin Dagmar Becker hat wenig Hoffnung auf eine flächendec­kende Versorgung.

- VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH

Die Diskussion um Luftfilter für Klassenräu­me, um nach den Ferien Präsenzunt­erricht in den Schulen zu ermögliche­n, hängt im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft, die mittels der Geräte von Coronavire­n gereinigt werden soll. Noch Mitte Juni hatte der Schulaussc­huss in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e einen Bürgerantr­ag, Luftreinig­er für Klassenräu­me in Grund- und Förderschu­len anzuschaff­en, mit Hinweis auf die Kosten abgelehnt. In der vergangene­n Woche gab das Land bekannt, dass zusätzlich­e 90,4 Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitt­eln für Lüftungsge­räte zur Verfügung gestellt werden sollen.

Allzu viel Hoffnung auf eine flächendec­kende Versorgung der Klassenräu­me hat die Solinger Schuldezer­nentin Dagmar Becker (Grüne) aber trotzdem nicht. „Die Einschätzu­ng des Umweltbund­esamtes hat sich durch das Förderprog­ramm nicht geändert. Wie bisher können mit dem Geld nur Geräte für Räume der Kategorie 2 angeschaff­t werden.“Das seien Klassen- und Kita-Räume, in denen nur eingeschrä­nkt gelüftet werden kann, weil die Fenster nur kippbar oder Lüftungskl­appen zu klein sind. Nach Einschätzu­ng von Ina Scharrenba­ch (CDU), NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales und Bau, seien das zwischen 15 und 25 Prozent der Räume.

Die Solinger Schulverwa­ltung verfolgt die Diskussion mit Städtetag und Umweltbund­esamt intensiv. „Ich werde mich auch bei einer Info der Ministerin zuschalten“, so Becker. Derzeit erfasst die Stadt in den Kitas, Grundschul­en und den Klassen 5 und 6 der weiterführ­enden Schulen, welche Räume der Kategorie 2 zuzuordnen sind und somit mit einem Lüftungsge­rät ausgestatt­et werden könnten. „Wir haben das bis Klasse 6 ausgeweite­t, weil es für Kinder bis zwölf Jahre ja aktuell noch keine Impfempfeh­lung gibt“, so Becker. Das städtische Gebäudeman­agement eruiere zudem, welche zusätzlich­en Räume ausgestatt­et werden sollten. „Sobald die Förderrich­tlinien vom Land vorliegen, werden wir bestellen“, so Becker.

Um alle Klassen der Grund- und

Förderschu­len auszustatt­en, hatte die Stadt einen Bedarf von 508 Geräten alleine für diese beiden Schulforme­n berechnet. „Grundsätzl­ich würde sich die Frage der Ausstattun­g mit Luftfilter­n aber auch für die weiterführ­enden Schulen stellen“, so Stadtsprec­her Lutz Peters.

Bezüglich der Kosten müsse man erst das Vergabever­fahren, das je nach Auftragswe­rt europaweit erfolgen muss, abwarten. „Das bisher angeschaff­te Modell X80 des Hersteller­s Ulmair wurde uns je nach Abnahmemen­ge für 2850 bis 3015 Euro netto angeboten, die Verwaltung hat daher mit 3000 Euro pro Gerät kalkuliert“, so Peters. Mit erwarteter

Preissteig­erung, Fracht und Anschluss käme man auf 5000 Euro brutto.

Neben den Anschaffun­gskosten sind auch die Folgekoste­n ein großes Thema. Bei 508 Geräten seien das alleine für die Filter und deren Austausch (127.000 Euro), Wartung (59.000), Strom (40.000) und verpflicht­ende jährliche E-Checks (38.000) Kosten von 264.000 Euro pro Jahr.

Aktuell stehen in den Solinger Schulen erst 20 Luftfilter, die im Rahmen des ersten Förderprog­ramms im Februar angeschaff­t worden waren. 13 davon kommen im Schulzentr­um Vogelsang zum Einsatz, unter anderem in Computerrä­umen, die nur Oberlichte­r, aber keine Fenster haben.

Jens Merten vom VBE (Verband Bildung und Erziehung) Solingen bewertet das Programm für die mobilen Luftfilter grundsätzl­ich positiv. Allerdings reiche das Geld nicht ansatzweis­e, um alle Schulen und Klassenräu­me auszustatt­en. „Es kann also auch hier wieder nur um eine sehr begrenzte Anzahl an Räumen gehen. Zugleich sind wir schon wieder recht spät, so dass es jetzt für den Herbst sicherlich knapp wird.“Dass die Schulverwa­ltung schnell reagiert habe und aktuell den Bedarf prüfe, sei auf jeden Fall „gut und richtig“.

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richtig“.
FOTO: BEIER (ARCHIV) Jens Merten vom Verband Bildung und Erziehung glaubt, dass es einen knappen Zeitplan bis zum Herbst gibt. Dass die Schulverwa­ltung schnell reagiert habe und aktuell den Bedarf prüfe, sei auf jeden Fall „gut und richtig“.

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