Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Sozialverb­and kritisiert Länderbesc­hluss

Das Ende der Entschädig­ungszahlun­gen für Ungeimpfte im Quarantäne­fall stößt auf ein geteiltes Echo.

- VON JAN DREBES

Das baldige Ende der Entschädig­ungszahlun­gen für ungeimpfte Arbeitnehm­er in CoronaQuar­antäne trifft auf Unterstütz­ung und Kritik. Während Gewerkscha­ften und der Sozialverb­and VdK gegen den Beschluss der Gesundheit­sminister von Bund und Ländern protestier­ten, begrüßten ihn die Kommunen. Bei den Corona-Impfungen sind dem Robert-Koch-Institut zufolge inzwischen 74,2 Prozent der Erwachsene­n vollständi­g geimpft.

Für die meisten Nicht-Geimpften soll es bei Verdiensta­usfällen, die wegen einer angeordnet­en Quarantäne entstehen, spätestens ab 1. November keine Entschädig­ung vom Staat mehr geben. Greifen soll dies für alle, für die es eine Impfempfeh­lung gibt und die sich auch impfen lassen können. Konkret geht es um Tätigkeits­verbote oder eine Quarantäne, wenn man Kontaktper­son von Corona-Infizierte­n war oder aus einem Risikogebi­et im Ausland zurückkehr­t.

Bundesmini­ster Jens Spahn (CDU) hatte nach dem mehrheitli­chen Beschluss der Länder am Mittwoch erklärt, es gehe nicht um Druck, sondern auch um Fairness. Das bestehende Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetz sieht den Wegfall von Entschädig­ungen

schon vor, wenn eine Quarantäne hätte vermieden werden können, indem man eine empfohlene Impfung in Anspruch nimmt. Die Gewerkscha­ften hatten von einer Impfpflich­t durch die Hintertür gesprochen. VdK-Präsidenti­n Verena Bentele meldete „riesige Bedenken“an. „Das wird jetzt auf irgendeine Weise zu einer Impfpflich­t durch die Hintertür in Deutschlan­d“, sagte sie dem Fernsehsen­der Phoenix.

Unterdesse­n plädierten der SPDGesundh­eitsexpert­e Karl Lauterbach und der Vorsitzend­e des Weltärzteb­undes, Frank Ulrich Montgomery, für eine kombiniert­e Impfung gegen Grippe und Corona, um die Impfquote zu erhöhen. „Es wäre gut, wenn die Hersteller sehr schnell mit einem Kombi-Impfstoff für Grippe und Corona auf den Markt kämen. Aber selbst ohne gekoppelte­n Impfstoff sollten die Menschen bei einer Grippe-Impfung sich auch direkt gegen Corona impfen lassen“, sagte Lauterbach. „Die bisherige Praxis einer 14-tägigen Pause zwischen den Impfungen ist aus meiner Sicht nicht mehr nötig. Mögliche Impfwirkun­gen nach einer Corona-Impfung könnten Ärzte auch bei gleichzeit­iger Grippe-Impfung erkennen“, sagte der SPD-Politiker. „Die Grippe-Impfung ist für alle Altersgrup­pen geeignet. Würden die Hausärzte ihr Vorgehen ändern, könnte das die Corona-Impfquote zusätzlich erhöhen“, gab Lauterbach sich überzeugt. Auch Montgomery plädiert für eine gekoppelte Impfung. „Der Grippeimpf­stoff ist bewährt und gut. Wer sich jetzt gegen Grippe impfen lässt, stimuliert sein Immunsyste­m – das macht auch widerstand­sfähiger gegen andere Viren. Und es ist eine gute Gelegenhei­t, sich gleichzeit­ig gegen Corona impfen zu lassen“, sagte er. „Zwei Fliegen mit einer Klappe. Dann geht man sicherer in den Herbst.“

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FOTO: DPA Jetzt beginnt die Zeit für die Grippeschu­tzimpfung.

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