Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Tribut an Prinz Philip
In einer neuen BBC-Dokumentation blicken die Angehörigen des Herzogs von Edinburgh zurück und geben intime Einblicke ins Familienleben.
Ihm selbst hätte diese Fernsehsendung wohl nicht gefallen. Prinz Philip hatte es nie gemocht, wenn um seine Person viel Aufhebens gemacht wurde. Doch wenn man so alt wird wie er, kennt die BBC keine Gnade. Anfang des Jahres eigentlich als eine Würdigung für Philips bevorstehenden 100. Geburtstag geplant, wurde sie nach dem Tod des Prinzen im April zu einer bewegenden Rückschau auf ein erfülltes Leben und zu einem Tribut von denen, die ihn am besten kannten. In der einstündigen Doku, die am Mittwoch in Großbritannien ausgestrahlt wurde, kamen mehr als ein Dutzend Familienangehörige und Mitarbeiter zu Wort und erinnerten an den Herzog von Edinburgh.
Er war der Prinzgemahl in der
Geschichte des Königshauses, der am längsten im Amt war. Geboren am 10. Juni 1921 auf Korfu, erlebte der Sohn von Prinz Andreas von Griechenland und Prinzessin Alice von Battenberg eine schwere Kindheit. „Er war ein großer Überlebenskünstler“, merkte Camilla, die Ehefrau von Prinz Charles, an, „er musste wohl auch einen starken Charakter haben.“Philips Vater verspielte sein Vermögen in den Casinos der Riviera, die Mutter war depressiv und zog sich als Nonne in ein Kloster zurück. Philip wurde in seiner deutschen Verwandtschaft der Markgrafen von Baden herumgereicht und wuchs schließlich im Internat Salem auf. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgte er dessen Gründer Kurt Hahn ins schottische Gordonstoun.
Als Kadett im Royal Naval College in Dartmouth traf Philip 1939 erstmals die spätere Queen. Für die 13-jährige Elizabeth war es Liebe auf den ersten Blick, doch Prinz Philip zog erst einmal in den Krieg. Als die beiden 1947 heirateten, bekam Philip zur Hochzeit den Titel des Herzogs von Edinburgh, musste aber, wie sein Enkel Prinz William in der Doku unterstrich, „eine sehr vielversprechende Karriere als Marineoffizier aufgeben, um seiner Frau zu dienen“. Anfangs kam Philip damit nicht so gut zurecht. „Ich bin nichts als eine verdammte Amöbe“, schimpfte er.
„Er hat ihr gedient“, meinte seine Enkelin Zara Tindall, „aber er blieb sich selbst treu.“Da hat sie recht. Philips raubeinige Art und seine oft wenig diplomatischen Sprüche sind Legende. Schlitzaugen werdet ihr bekommen, sagte er einmal zu englischen Studenten in Peking, wenn ihr noch länger hier bleibt. Die Variante gegenüber britischen Geschäftsleuten in Budapest lautete: „Ihr könnt noch nicht lange hier sein, ihr habt ja noch keine Schmerbäuche.“
Und auf den Cayman-Inseln fragte er seine Gastgeber, ob ihre Vorfahren auch Piraten gewesen wären. Nicht nur auf andere Länder drosch er ein: „Britische Frauen“, befand Philip, „können nicht kochen.“Seine Tochter Anne nimmt ihn jedoch in dieser Hinsicht in Schutz. „Er hat jeden, den er traf, als Individuum gesehen“, sagte sie. „Einige Leute sagen, dass er scharfzüngig wäre, aber ich habe immer gedacht, dass er niemals grausam war.“
Prinz William erinnerte an ein besonderes Vermächtnis seines Großvaters: sein frühes Eintreten für den Umweltschutz. 1961 half Philip, den „World Wildlife Fund“zu gründen und hat sich in Reden und Aktionen seitdem stets für Tier- und Umweltschutz eingesetzt. „Diese Leidenschaft“, so William, „hat sich durch die Generationen fortgesetzt“, denn auch er selbst und sein Vater Charles sind in dieser Hinsicht engagiert.
Philips Hang zu Streich und Schabernack wollte William nicht unerwähnt lassen. Er habe sich einen Scherz mit Senftuben erlaubt: „Er schraubte den Verschluss ab und legte die Tube in deine Hand“, erinnerte sich William. „Und dann presste er deine Hände zusammen, dass der Senf bis an die Decke spritzte.“
Die Queen soll darüber nicht amüsiert gewesen sein. (mit dpa)