Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Mit Freude und Mut gegen die Bayern
Aufsteiger Fürth ist der klare Außenseiter, will den Meister aber ärgern.
(dpa) Julian Nagelsmann lächelte, als es um die Gefahr ging, dass sein großer FC Bayern nach dem 7:0-Spektakel gegen den VfL Bochum die kleine SpVgg Greuther Fürth zu locker nehmen könnte. „Ich liebe diese Fragen“, entgegnete der 34-Jährige vor dem nächsten ungleichen Fußball-Duell mit einem Aufsteiger. „Wenn man dahinfährt und gewinnt, sagen alle, es ist normal. Wenn man verliert, heißt es, man hat den Gegner unterschätzt. Das ist sehr plakativ.“
In der öffentlichen Wahrnehmung geht es vor dem Freistaat-Duell am Freitag (20.30 Uhr/Dazn) aber nur um die Frage, wie hoch die Münchner gewinnen. Für Nagelsmann spielen solche Gedanken wenige Tage vor der nächsten ChampionsLeague-Partie gegen Dynamo Kiew keine Rolle. „Es gibt in jedem Spiel eine kleine Überschrift über dem taktischen Plan. Der war letzte Woche: Unser Ziel ist entscheidend“, führte der neue Bayern-Coach am Donnerstag aus: „Und diese Woche lautet er: Unser Ziel ist entscheidend, Teil 2.“Das Ziel lautet, Platz eins auf dem Weg zum zehnten Titel
in Serie zu verteidigen.
In insgesamt 19 Heimspielen gelang den Franken in ihrer nun zweiten Saison in der Bundesliga noch kein einziger Sieg. Kaum vorstellbar, dass die Premiere ausgerechnet im Spiel der großen Gegensätze glücken sollte: Erster gegen Letzter, bester Angriff gegen schwächste Abwehr, ein Spieler-Marktwert von geschätzten 850 Millionen Euro trifft auf ein Team, das 40 Millionen wert sein soll. „Die Vorzeichen der beiden Klubs sind natürlich total unterschiedlich“, räumte Nagelsmann ein: „Wir müssen uns schon auf viel Kampf einstellen.“
Den kündigten die Franken für das ungleiche Kräftemessen vor
11.730 Zuschauern postwendend an. Mit hoher körperlicher Präsenz wolle man die großen Bayern „ärgern, um das Spiel so lange wie möglich offen zu halten“, sagte Trainer Stefan Leitl, der in München geboren und beim FC Bayern als Spieler ausgebildet und schließlich Profi wurde. „Wir können die Leinen loslassen und mit Freude und Mut spielen.“Wichtig sei, „an die Leistungsgrenze zu gehen“, betonte er.
38 Tore erzielten die Bayern in acht Pflichtspielen dieser Saison, fast fünf pro Partie. Selbst dem ruhmreichen FC Barcelona ließen die Münchner beim 3:0 keine Chance. „Wir sind natürlich ein anderes Kaliber als der FC Barcelona“, meinte Leitl im Vorfeld augenzwinkernd.
Beim Duell des Tabellenführers der ewigen Bundesliga-Tabelle gegen den Spitzenreiter der AllzeitZweitliga-Tabelle kann Nagelsmann wieder auf die zuletzt angeschlagen Serge Gnabry und Jamal Musiala zurückgreifen.