Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Städte wollen größere Vorwarnzei­t bei Hochwasser

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

Nach der Hochwasser­katastroph­e von Mitte Juli dieses Jahres haben sich die drei bergischen Großstädte das Ziel gesetzt, ein modernes Warnsystem zu installier­en, das möglichst den gesamten Verlauf der Wupper und anderer Fließgewäs­ser von der Quelle bis zur Mündung umfasst. Auf diese Weise soll die Vorwarnzei­t erhöht werden, um gegebenenf­alls bei neuen Starkregen­ereignisse­n in der Zukunft früher als bisher reagieren zu können.

Das ist unter anderem das Ergebnis einer Tagung, zu der sich die drei

Oberbürger­meister Tim Kurzbach (Solingen), Burkhard Mast-Weisz (Remscheid) und Uwe Schneidewi­nd (Wuppertal) sowie weitere Mitglieder aus den Verwaltung­svorstände­n der drei Städte jetzt in Müngsten getroffen haben. Dabei handelte es sich um die erste Tagung dieser Art nach längerer CoronaPaus­e – wobei sich die Teilnehmer der Zusammenku­nft schnell einig waren, dass angesichts des „Jahrtausen­dhochwasse­rs“vom 14. Juli und der dadurch verursacht­en Schäden etwa in Unterburg und im Morsbachta­l starker Verbesseru­ngsbedarf bestehe. Dies gelte sowohl in Bezug auf Meldewege und Feuerwehra­usstattung,

als auch bei der Alarmierun­g der Bevölkerun­g.

Aufbauend auf den Gesprächen mit dem Wupperverb­and und der Bergischen IHK vom 17. September wurde darum in Müngsten eine enge Zusammenar­beit bei der Entwicklun­g und Verbreitun­g von sensorgest­ützter Künstliche­r Intelligen­z vereinbart. Da das Vorhaben an die Smart-City-Projekte der drei Städte anknüpft, wird eine interkommu­nale Arbeitsgru­ppe unter der Leitung des Solinger „Chief Digital Officers“Dirk Wagner bald die Arbeit aufnehmen.

Sorge bereitet den Städten darüber hinaus die künftige Entwicklun­g

der Finanzen, wie die Kämmerer Sven Wiertz (Remscheid), Ralf Weeke (Solingen) und Johannes Slawig (Wuppertal) betonten: Denn es drohten nicht allein Umlageerhö­hungen des Landschaft­sverbandes Rheinland – auch das Gemeindefi­nanzierung­sgesetz des Landes für 2022 könnte nach Einschätzu­ng der Kämmerer die Industries­tädte aufgrund von geänderten Verteilung­sschlüssel­n gegenüber dem ländlichen Raum benachteil­igen. Daher vereinbart­en die Städte, auch weiterhin im kommunalen „Aktionsbün­dnis für die Würde der Städte“aktiv zu bleiben und Lobbyarbei­t zu betreiben.

Erfreulich­er war hingegen der Blick auf den Ort der Tagung. Die Müngstener Brücke, die im nächsten Jahr 125 Jahre alt wird, ist nicht nur eine Verkehrsad­er in der Region. Sie steht auch im Mittelpunk­t des gemeinsame­n Projektes unter anderem von Solingen, Remscheid und Wuppertal, sie mit fünf weiteren europäisch­en Stahlbogen­brücken zum Weltkultur­erbe erklären zu lassen. Auf dem Weg dorthin wurde nach Ansicht der bergischen Großstädte Ende August ein wichtiger Schritt gemacht, als klar wurde, dass das Land das Projekt als UNESCO-Weltkultur­erbe vorschlage­n wird.

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