Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Das Denken in Kreisläufen ist bedeutsam“
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) besuchte das Wasserstoff-Projekt auf Korzert.
Mit dem Wasserstoff-Linienbus vorbei an Abfallbergen: Es war sicher kein ganz gewöhnlicher Arbeitstag, den Bundesumweltministerin Svenja Schulze in Wuppertal verlebte, als sie das Projekt „Müll macht mobil“von AWG und WSW besuchte. Bei dieser Innovation geht es um die mit Wasserstoff betriebenen Busse, die die WSW seit etwa einem Jahr im regulären Linienbetrieb einsetzen. Ihr Treibstoff wird vor Ort an der Müllverbrennungsanlage auf Korzert hergestellt.
„Ich freue mich sehr, wieder hier zu sein“, erinnerte Schulze in ihrem Grußwort zu Beginn der Besichtigung an ihren letzten Besuch in Wuppertal vor drei Jahren, als das Kohlekraftwerk Elberfeld geschlossen worden war. Martin Bickenbach, Kaufmännischer Geschäftsführer der AWG: „Wir haben Ihnen damals versprochen, dass wir etwas daraus machen werden. Da können wir nun Vollzug melden.“Seit 2018 seien durch diese Maßnahme bereits 1,1 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden. Im Anschluss stellte Bickenbach die Arbeit der AWG vor. Dazu gehörte der Fakt, dass auf Korzert der Müll von 1,4 Millionen Einwohnern aus Wuppertal und der Umgebung verbrannt wird, genauso aber die Feststellung: „Wir sind hier keine Pyromanen, die einfach alles verbrennen wollen.“Gerade die „Sektorenkopplung“, also die
Verbindung der verschiedenen Arbeitsbereiche, in diesem Fall zur Kreislaufwirtschaft, mache den Betrieb einzigartig, wie der Geschäftsführer betonte.
Davon sollte sich die Ministerin dann bei einer Fahrt im Wasserstoffbus selbst überzeugen. Vorbei an den Kesseln der Müllverbrennungsanlage ging es weiter nach unten auf dem steilen Gelände. Dort türmt sich aktuell noch ein Abfallberg auf, der schlucken lässt: Im Wuppertaler Süden werden nämlich auch Schutt und Treibgut aus der Flutkatastrophe vom Juli verwertet. Gleich nebenan wird aus weiteren Bergen Schlacke aufbereitet. Es sind beeindruckende Mengen, die die Fahrgäste um Schulze, Helge Lindh (MdB) und OB Schneidewind aus dem Bus heraus zu sehen bekamen. Was daraus neben Strom und Fernwärme, die ohnehin schon aus dem Müllheizkraftwerk gewonnen werden, entsteht, wurde nach der beinahe geräuschlosen Rückfahrt sichtbar. An der Wasserstoff-Tankstelle ließ es sich die versammelte Polit-Prominenz nicht nehmen, einmal symbolisch den Zapfhahn zu betätigen, bevor ein Rundgang durch die Anlagen unternommen wurde, in denen der Wasserstoff hergestellt wird.
Die Frage, ob Wuppertal auf diese Weise ein Beispiel sein könne, bejahte Ministerin Schulze im Anschluss: „Das Denken in Kreisläufen – wie können wir Reste nutzbar machen – ist bedeutsam.“