Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Coaches unterstützen bei Onlineauftritt
Speziell ausgebildete Coaches helfen Einzelhändlern bei ihrer Online-Präsentation. Das Angebot ist kostenfrei. Wichtig ist vor allem, dass die Händler die digitale Zukunft als zusätzliche Chance begreifen.
Der Weg in die Zukunft, er führt auch für den Einzelhandel in die Digitalisierung. Doch wo die großen Player der Branche längst eigene Abteilung für diesen Weg gegründet haben, hängt der regionale Einzelhandel teilweise noch etwas hinterher. Helfen sollen hier die Digitalcoaches des Einzelhandelsverbandes.
„Wir verstehen uns als Sparringspartner für die Unternehmen“, sagt Markus Schaaf. Er ist seit dem Start des Programms 2019 als Coach dabei und auch für das Städtedreieck zuständig. Ziel seiner Arbeit sei es, den Händlern einen „Stups“in die richtige Richtung zu geben. „Und dabei haben wir keinerlei wirtschaftliche Interessen.“Denn bezahlt werden die Berater vom Verband und vom Land NRW. Für die Einzelhändler ist deren Arbeit völlig kostenfrei.
Einzige Voraussetzung: „Es muss eine gewisse Bereitschaft zur Veränderung vorhanden sein“, sagt Schaaf. Deswegen mache man die Dienstleistung zwar bekannt, warte aber ab, bis ein Interessent sich meldet. Danach müsse man zuerst sehen, wo der Händler aktuell steht – und daraus eine Strategie ableiten: „Das eine Patentrezept gibt es nicht.“
Oft gehe es in einem ersten Schritt darum, im Internet überhaupt auffindbar zu sein. Zum Beispiel, indem man ein Profil bei Google My Business anlegt oder das bestehende ausfüllt. Das sei, mit ein wenig Hilfe, schnell erledigt, weiß der Experte. „Und dazu rate ich nicht, weil ich Google so toll finde, sondern weil mehr als drei Viertel aller Suchen dort stattfinden.“
Doch die Coaches helfen auch bei Themen wie der eigenen Homepage, Soziale Medien oder Internet-Shops weiter. „Wenn die Händler sich erst einmal damit beschäftigen, stellen sie schnell fest, dass das keine Raketenwissenschaft ist“, sagt Schaaf. Zudem vermittle man auch Dienstleister. „Den Händlern, die zu uns kommen, fehlen in der Regel drei Dinge: Zeit, Know-how und Geld.“Die Coaches brächten das Wissen und Fördermittel mit. „Nur die Zeit muss der Inhaber selber investieren.“Dann aber auch in die richtigen Dinge, meint Philipp Flohr. Zwei Trainings habe er bisher bei Markus Schaaf absolviert, berichtet der Geschäftsführer der Solinger Parfümerie Flohr. Und so erkannt, wo sich ein digitales Engagement lohnt. Und wo nicht. „Das bringt natürlich immer auch eine Zeit-Ersparnis.“
Dass Einzelhändler im Internet aktiv sein müssen, stehe für ihn außer Frage, sagt Philipp Flohr. „Aber da hatten wir gewisse Defizite.“Deswegen sei das Angebot des Einzelhandelsverbandes für ihn genau richtig gekommen. „Die sind da wirklich super aufgestellt“, sagt er. „Und für Mitglieder ist das auch noch kostenfrei.“Ähnlich lief es auch bei Kai Heumann
vom Remscheider Gitarrenzentrum. „Ich habe eigentlich keine Lust auf Soziale Medien, ich will Musik machen“, sagt er. Doch Markus Schaaf überzeugte ihn von einem Account in einem großen Netzwerk und zeigte ihm auch, was damit möglich ist. „Plötzlich habe ich wieder Kontakt zu anderen Musikern in Amerika
oder Schweden“, berichtet Heumann. Sein Fazit: Die Beratung der Coaches sei „eine tolle Sache“und jedem zu empfehlen.
Das ursprünglich auf drei Jahre angelegte Programm sei inzwischen um mindestens ein weiteres Jahr verlängert worden, berichtet Markus Schaaf. Zudem sei das Team vor kurzem von vier auf sechs Coaches aufgestockt worden. Längst würden sich andere Bundesländer an dem NRW-Projekt ein Beispiel nehmen. „Das ist so wichtig, dass es auch nach den vier Jahren nicht auslaufen kann“, ist der Digitalcoach überzeugt. Selbst wenn die Landesfinanzierung endet, werde das Coaching wohl weitergehen. Weil der Bedarf groß sei. Und weil der regionale und stationäre Einzelhandel es verdiene. Deswegen sei sein Ziel auch nicht, aus stationären Einzelhändler Onliner zu machen, sagt Schaaf.
Was die Geschäfte im Bergischen und anderswo ausmache, sei Beratung und Atmosphäre. Davon gelte es, die Kunden im Internet zu überzeugen. „Und das kann auch kein Amazon.“