Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Momente einer Welt im Aufbruch
F. C. Gundlach fotografierte in den 60ern für die Pariser Haute-Couture-Häuser. 20 seiner Modeaufnahmen sind in Düsseldorf zu sehen.
Mit einer Hommage an F. C. Gundlach ehrt die Fotogalerie Noir Blanche den im Juli im Alter von 95 Jahren verstorbenen Modefotografen. Gezeigt werden ausschließlich Aufnahmen von Pariser Couture, die zwischen 1962 bis 1966 entstanden sind – jener Zeit, in der Gundlach für alle großen Modehäuser in Paris arbeitete und sich nicht zuletzt mit seiner Vielseitigkeit einen Namen machte.
„Er beherrschte die Studiofotografie so perfekt wie die lebendig wirkenden Straßenbilder, in denen er Mode inszenierte“, sagt der Düsseldorfer Galerist Volker Marschall. Als Assistent des Fotografen Reinhart
„Er beherrschte die Studiofotografie so perfekt wie die lebendig wirkenden
Straßenbilder“
Volker Marschall
Galerist
Wolf lernte er F. C. Gundlach persönlich kennen. „Er war seiner Zeit weit voraus, hat die Modefotografie ganz neu definiert. Wer sonst schickte seine Models in die Wüste, um sie dort in Badekleidung abzulichten? Gundlach liebte diese Brüche und Kontraste, das macht ihn einzigartig. Ein Visionär“, sagt Marschall.
„Visionnaire“heißt denn auch die Ausstellung mit 20 Fotografien (bis
6. November). Kuratiert wurde sie von Volker Marschall und Sebastian Lux, Geschäftsführer der Stiftung F. C. Gundlach, die über das Erbe des Künstlers wacht. Zu sehen sind bekannte ikonische Bilder, aber auch original signierte Vintages, die noch nie öffentlich gezeigt wurden. „Die
1960er waren für ihn das entscheidende Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts“,
schreibt Sebastian Lux in seinem Begleittext: „Eine neue Offenheit im Denken veränderte die Gesellschaft. Damit einher ging ein neuer Anspruch in der Mode. Sportlich und dynamisch sollte sie sein, elegant und modern sollte sie wirken. F. C. Gundlach spiegelte diese
Wünsche mit seinen Fotografien – ganz kontemporär und zeitlos zugleich.“
Couturiers wie Pierre Cardin, André Courreges, Yves Saint-Laurent, Guy Laroche und Nina Ricci läuteten damals mit ihren avantgardistischen Entwürfen eine neue Ära ein, geprägt von frischen Designs und klaren Linien. Sie alle vertrauten auf den untrüglichen fotografischen Blick von F. C. Gundlach. Die Schaffensperiode des Hamburgers überbrückt die 1950er- bis 1980erJahre. Begonnen hatte er 1953 bei der Zeitschrift „Film und Frau“. Er war außerdem Sammler, Kurator, Stifter und 2003 Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg, der ersten Fotogalerie in Deutschland.
„Die Vorbereitung der Düsseldorfer Ausstellung hat er noch miterlebt“, erzählt Marschall. Durch seine
eigene Arbeit als Fotograf ist der Galerist gut vernetzt und kann selbst Urgesteine der Fotografie nach Düsseldorf holen, wie zuletzt das Werk von Walter Schels. Mehr als 25 Jahre arbeitete Marschall für verschiedene Hochglanzmagazine und gab Fotobücher heraus. Eine seiner Installationen wurde im Jahr 1970 bei der Documenta 10 in Kassel gezeigt. Er konzentrierte sich auf „Still life“Aufnahmen, „alles was nicht weglaufen konnte und keine Widerworte gab“, sagt er lachend. Inzwischen widmet er sich gänzlich seiner Galerie, versucht dort auch, „jüngeren Fotografen einen Anschub zu geben und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie strahlen können“.
Dabei ist der Name Noir Blanche, also Schwarz-Weiß, nicht als striktes Programm zu verstehen, es finden gelegentlich auch farbige Bilder Einlass in die Galerie. Volker Marschall wählte ihn als Hommage an Man Ray und dessen berühmtes Bild „Noire et Blanche“von 1926, das heute im Besitz des Düsseldorfer Kunstpalasts ist.