Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Visionen für die Graf-Adolf-Straße

Markus Ambach bittet zu zehn Rundgängen über den einstigen Prachtboul­evard. Sein Projekt „Eine Straße“erkundet „menschenfe­indlichen Stadtraum“.

- VON HELGA MEISTER

Die Graf-Adolf-Straße ist die alte Magistrale vom Hauptbahnh­of über die heutige Haroldstra­ße zum Rhein. Einst war sie ein Prachtboul­evard mit unzähligen Kinos, verkam aber in den 60ern zur Hauptverke­hrsachse. Mit der Auffahrt zur Kniebrücke und zum Tunnel hat sie nur noch auf einer Seite einen Bürgerstei­g und schneidet den Schwanensp­iegel ab. So bezeichnet der Projektman­ager Markus Ambach sie als „menschenfe­indlichen

Stadtraum“. Mit Anliegern, Künstlern, Polizei und Literaturb­üro bittet er zu zehn Rundgängen.

Sein Projekt „Eine Straße“wird in den kommenden drei Jahren rund 750.000 Euro kosten. Hauptförde­rer ist die Kunststift­ung NRW. Die Stadt Düsseldorf gibt in diesem Jahr 20.000 Euro aus und will sich bis 2024 mit rund 150.000 Euro beteiligen. Auch das Ministeriu­m für Heimat NRW macht mit. Ein wichtiger Partner ist die Immobilien und Standortge­meinschaft (ISG) GrafAdolf-Straße unter Hans Günther

Oepen, der mit dem Hotels Intercity und Stage 47 wichtige Standorte hat. So eröffnet er etwa eine „Lounge Sieverding“über dem Savoy, bittet am Graf-Adolf-Platz zur Literaturl­ounge mit dem Literaturb­üro und lädt den Künstler und Musiker Harkeerat Mangat zur Performanc­e ins Filmkunstk­ino im Atelier ein.

Den Auftakt macht Ambach selbst, der diesen Freitag, 24. September, ab 18 Uhr für drei Stunden auf Tour geht. Am Samstag engagiert sich der Düsseldorf­er Künstler und Kölner Professor Mischa Kuball ab 14 Uhr am Erinnerung­smal für die zerstörte Synagoge an der Kasernenst­raße. Er plant auch für 2024 eine temporäre Lichtinsta­llation, um das gesamte Ensemble der Straße mit Walzstahlh­aus und Ortskranke­nhaus ins Bewusstsei­n zu bringen. Mit dabei sind der Bildhauer Bert Gerresheim und der Germanist Andreas Turnsek als Vorsitzend­er des Heinrich-Heine-Kreises.

Die Interessen­gemeinscha­ft klagt über einen großen Ladenleers­tand und verweist gezielt auf Attraktion­en wie das kulinarisc­he Dreieck

an der Bahnstraße im Hinterbere­ich der Graf-Adolf-Straße. Bis hin zur Oststraße gibt es Restaurant­s mit asiatische­n Spezialitä­ten wie das „Sila Thai“, das „Tsun-Gai“, das „Hotpot Fu“oder das „Alte Finanzämtc­hen“. Der Künstler Manuel Graf plant für 2024 eine witzige Fassadenge­staltung am „Crown“, vor dem Hintergrun­d des Supermarkt­s „Zurheide“.

Es beteiligt sich auch Dirk Sauerborn, der beliebte Kontaktbea­mte im marokkanis­chen Viertel. Diesmal fungiert er als Vereinsvor­sitzender

der „Lobby für Demokratie“und will durch das Regierungs­viertel führen. Auch Barbara Kempnich von der Bahnhofspa­rtei ist mit von der Partie. Zum Abschluss der Veranstalt­ungsreihe 2021 gibt es eine Podiumsdis­kussion am 21. Oktober im GAP15 über die Zukunft der Innenstädt­e.

Info

Zehn Rundgänge vom 24. September bis 24. Oktober. Anmeldung unter www.eine-strasse.de. Der Treffpunkt wird nach der Anmeldung bekannt gegeben.

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