Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Traditionslokal wird verkauft
Nach Flutschäden kann die Wipperaue frühestens Frühjahr 2023 wieder öffnen.
(pm) Alles war im Hotel und Restaurant Wipperaue auf Erfolg getrimmt – und die Zeichen standen sehr gut, dass der auch eintritt –, als es Mitte Juni wieder losging. Betreiber Thomas Zimmermann berichtet, dass für die kommenden anderthalb Jahre praktisch jedes Wochenende ausgebucht war. Sternekoch Marcus Bunzel hatte der Speisekarte neuen Glanz verliehen und war erfreut, wie gut das Konzept ankam.
Doch dann kam die Flut. Die Wupper spülte in der Nacht vom 14. auf dem 15. Juli alle Träume und Pläne fort. Keller- und Erdgeschoss wurden komplett zerstört. Während teilweise mehr als 60 freiwillige Helfer die ersten Schäden beseitigten, reifte in dem Kaufmann ein Entschluss: Den Wiederaufbau will und kann er nicht mehr stemmen. In Kürze wird das gesamte Objekt über einen Makler
zum Verkauf angeboten.
Zimmermann und seine Frau Olga hatten erst im Sommer 2020 die Geschicke in dem Traditionslokal übernommen. Das geschah nicht ganz freiwillig. Die Pächterin davor erwies sich nicht als geeignet. Hotel und Restaurant haben sich seit der Kernsanierung nebst Erweiterung 2015 einen Spitzenplatz in der Solinger Gastronomie erobert, den galt es, zu wahren. Wolfgang Thum hatte zuvor die Immobilie erworben und eine Millionensumme in das Objekt gesteckt. Doch stete Wechsel in der Geschäftsführung und am Herd in der Küche zeigten auch: Der Standort Wipperaue ist nicht einfach und eine Sache für Vollprofis der Branche.
Daher betrübt es Thomas Zimmermann, dass sein Neustart so jäh durch die Wupperflut endet. Marcus Bunzel, der in einem Hotel im Sauerland
seinen ersten Michelin-Stern erkochte, bedauert das Aus an der Wupper ebenfalls. Er habe dort gerne gearbeitet. Seit Freitag arbeitet er als verantwortlicher Chefkoch in der Küche des Traditionshauses Rheinhotel Dreesen in Bonn.
Zimmermann erklärt, warum er jetzt verkauft und wie es dazu kam. Mit jedem Tag, an dem aufgeräumt wurde, mit jedem Tag, an dem der Putz von den Wänden kam und mit jedem Tag, an dem die Wipperaue eher einem Rohbau glich, sei sichtbar geworden, dass der Wiederaufbau bis Frühjahr 2023 dauern werde.
Da habe er mit seiner Frau Olga abgewogen, ob das Sinn mache. Finanziell habe er die Schäden durch Versicherungen „unter Kontrolle“. Aber die Zeit in der Wipperaue habe auch gezeigt, dass die Kinder unter der Belastung, einen solchen Betrieb zu führen, sehr gelitten haben. Zugleich musste er sein Handelsunternehmen führen. Unter dem Strich hätten sich er und seine Frau schließlich für die Kinder entschieden.
Beim Verkauf will er jetzt darauf achten, dass die Wipperaue nicht an den Erstbesten verkauft wird. Das Lokal soll in gastronomische Hände kommen, die dem Anspruch des Hauses, Spitzengastronomie zu bieten, auch gerecht werden können. Er selbst trauert dem Objekt und vor allem auch seinem Team trotzdem nach. „Die Wipperaue war auf einem richtig guten Weg“.