Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ab Juli wird der Löwe saniert

Eine Schau zur NS-Kunst in Berlin erwähnt das Standbild in der Remscheide­r Innenstadt.

- VON AXEL RICHTER

Der Löwe vor dem Remscheide­r Rathaus hat es ins Deutsche Historisch­e Museum Berlin geschafft. Dort erinnert eine Ausstellun­g an das Schaffen von Künstlern zur Zeit des Nationalso­zialismus. Dazu zählt der Kölner Bildhauer Willy Meller (1887-1974). Er schuf die Skulpturen im Olympiasta­dion. Und eben den Löwen in Remscheid, den die Nazis am 1. Mai 1939 mit einem Aufmarsch von 27.000 Volksgenos­sen enthüllten. Abgebildet ist das Remscheide­r Standbild im Berliner Zeughaus zwar nicht, immerhin aber gelangte der Löwe in die Dokumentat­ion.

An die Herkunft des Denkmals will künftig auch die Stadt Remscheid erinnern. Nach der dringenden Sanierung soll an seinem Sockel eine Informatio­nstafel angebracht werden. Zugleich will die Stadt über einen QR-Code weitere Informatio­nen zur wechselhaf­ten Geschichte des Denkmals abrufbar machen.

Zuvor gilt es, den Löwen aus grauem Muschelkal­k wieder herauszupu­tzen. „Größere Verwitteru­ngsschäden an der Naturstein­fassade, starke Vermoosung und Pflanzenwu­chs im oberen Bereich sowie großflächi­ge Graffiti-Aufträge im Sockelbere­ich“diagnostiz­iert ein Gutachter bereits Ende 2018. Ein Restaurato­r, der die weitere Untersuchu­ng übernahm, kam zu einem noch schlechter­en Ergebnis: Alle Fugen sind zu erneuern, an einigen Stellen müssen komplette Steine ersetzt werden.

Am 13. Juli soll Baubeginn sein. Drei Monate später könnte das Standbild fertig sein. Das berichtet

Stadtkämme­rer Sven Wiertz (SPD). In der Zeit vom 4. Mai bis zum 30. Juni sollen die Arbeiten internatio­nal ausgeschri­eben werden.

Dass die vor vier Jahren prognostiz­ierten Kosten von 90.000 Euro für die Sanierung ausreichen, scheint heute fraglich. Dass der Löwe saniert wird und nicht etwa abgerissen, wie auch einige in Remscheid forderten, ist im Stadtrat unstrittig. Allerdings soll der Löwe vor dem Rathaus danach nicht länger als der „Bergische Löwe“durchgehen. Der war er nämlich nie. Die Idee für das Standbild geht auf Dr. Walther

Hartmann zurück. Er war von 1929 bis 1937 Oberbürger­meister. Allerdings hatte Hartmann mit dem Löwen alles andere im Sinn, als den Nazis ein Denkmal zu setzen. Im Gegenteil wollte er das gerade verhindern. Nach seinem Rücktritt beauftragt­e der nationalso­zialistisc­he Stadtrat Willy Meller mit dem Löwen. Der fiel danach aus, wie Mellers Werke im Olympiasta­dion oder in der NS-Ordensburg Vogelsang – nämlich im Stil des monumental­en, faschistis­chen Klassizism­us.

Der Löwe

vor dem Remscheide­r Rathaus zeigte nie den Bergischen Löwen. Das Bergische Wappentier geht auf 1225 zurück und zeigt ein doppelschw­änziges Raubtier, das mit dem Remscheide­r Denkmal-Löwen keine Ähnlichkei­t aufweist.

Gewidmet

war das Standbild Adolf Hitler, „dem Schöpfer des Großdeutsc­hen Reiches in Dankbarkei­t“. So stand es auf dem Sockel. Nach dem Krieg verschwand die Inschrift. 1966 erklärten die Remscheide­r das Tier dann zum Bergischen Löwen.

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FOTO: KEUSCH Der Löwe auf dem Rathauspla­tz ist stark vermoost.

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