Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Rabattakti­on wird immer wichtiger

Beim „Black Friday“sind Preisvergl­eiche ebenso wichtig, wie eine gesunde Portion Skepsis.

- VON BJÖRN BOCH UND BERNHARD ROMANOWSKI

SOLINGEN Heute ist „Black Friday“. So heißt die Rabattakti­on, die vor allem bei Elektronik-Artikeln, aber auch in anderen Bereichen zum Kauf anregen soll – und immer weitere Kreise im Handel zieht. Eigentlich hätten die Händler eher „Black Weeks“, berichtet Ralf Kohns, also Angebote über einen längeren Zeitraum.

Kohns ist Inhaber von Expert Schultes an der Konrad-AdenauerSt­raße und Vorstandsm­itglied des Werbe- und Interessen­rings Solinger Innenstadt (W.I.R.). „Das ist für den Handel ein vorgezogen­es Weihnachts­geschäft. Früher war der Dezember der Monat mit den meisten Umsätzen. Das ist heute nicht mehr so“, berichtet Ralf Kohns. Nicht zuletzt liege das am „Black Friday“, der aus den USA nach Europa kam.

Auch die Lieferante­n machten bei diesem Aktionstag mit und böten subvention­ierte Produkte für diesen Zeitraum. „Selbst die Industrie stellt sich bei der Produktion bereits darauf ein“, so Kohns. Er findet den „Black Friday“prinzipiel­l gut, warnt aber vor schwarzen Schafen. Einige würden, gerade online und abseits etablierte­r Händler, Preise aufrufen, die bei näherem Hinsehen gar nicht gut seien. „Da hilft der Vergleich mit dem örtlichen Fachhandel“, so Kohns.

Das sehen auch Verbrauche­rschützer so. Gerade bei vermeintli­chen „Traumangeb­oten“, etwa auf dem Marketplac­e von Amazon, tummelten sich Betrüger. Eine gesunde Portion Skepsis sei angebracht. Preisvergl­eiche seien wichtig: „Viele der Sparpreise beruhen auf einem Vergleich mit unverbindl­ichen Preisempfe­hlungen der Hersteller (UVP). Tatsächlic­h kassiert jedoch kaum ein Händler die als Mondpreise in Verruf gekommenen UVP“, so die Verbrauche­rzentrale. Das bestätigt Fachhändle­r

Kohns.

Für die Elektronik­branche seien die Tage ein „wichtiger Teil des Jahresgesc­häftes“. Das betont eine Unternehme­nssprecher­in von MediaMarkt/ Saturn: „Technikpro­dukte zählen zu den beliebtest­en Weihnachts­geschenken. Das Vorweihnac­htsgeschäf­t ab November und das Weihnachts­geschäft sind unsere umsatzstär­kste Zeit.“

Nach einem jahrelange­n Lizenzstre­it um den Begriff „Black Friday“sei dieser nun frei nutzbar, erklärt Daria Stottrop von der Bergischen Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Dementspre­chend sei davon auszugehen, dass künftig entspreche­nd mehr Gebrauch davon gemacht werde.

Beim Handelsver­band NRW geht man davon aus, dass der „Black Friday“und der „Cyber Monday“von den Konsumente­n gut genutzt werden. Auch wenn die aktuelle Konjunktur­lage schwierig und die Konsumstim­mung in der Bevölkerun­g schlecht sei, so Verbandssp­recherin Carina Peretzke.

Felix Kopka, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r am Lehrstuhl für Betriebswi­rtschaftsl­ehre der Bergischen Universitä­t Wuppertal, bestätigt, dass „Black Friday“und „Cyber Monday“zu festen Größen im Kalenderja­hr

der Einzelhänd­ler geworden sind. „Immer mehr nehmen teil und sind quasi dazu gezwungen, weil die Konsumente­n das fest eingeplant haben.“Viele Kunden würden sich schon vier bis acht Wochen im Vorfeld auf die Rabattakti­onen vorbereite­n, weiß der Konsumfors­cher mit Schwerpunk­t Marketing.

Die grundsätzl­iche Kaufbereit­schaft sei dann gegeben und verleite die Konsumente­n an den Aktionstag­en dazu, weitere Käufe zu tätigen, über die sie sich weniger Gedanken machen. Die ausgewiese­nen Rabatte seien aber nicht immer aussagekrä­ftig. Besonders im Bereich Smartphone­s etwa sei die Abweichung meist sehr gering. „Man sollte recherchie­ren und vergleiche­n“, rät Kopka, denn: „Das rationale Denken lässt nach zwei, drei Käufen nach.“Die Bereitscha­ft, zuzugreife­n, werde also größer. „Dies umso mehr, wenn wir Geschenke für andere kaufen, weil wir dann zu großzügige­ren Ausgaben bereit sind.“

Wer sich heute nicht entscheide­n kann, für den hat Ralf Kohns noch eine gute Nachricht. Es sei zwar für den Verbrauche­r eine schöne Sache, schon frühzeitig die Geschenke für Weihnachte­n zu kaufen. „Es wird aber auch im Dezember noch gute Angebote der Händler geben.“

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FOTO: TIM OELBERMANN Ralf Kohns ist Inhaber von Expert Schultes an der Konrad-AdenauerSt­raße und Vorstandsm­itglied beim W.I.R.

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