Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Rabattaktion wird immer wichtiger
Beim „Black Friday“sind Preisvergleiche ebenso wichtig, wie eine gesunde Portion Skepsis.
SOLINGEN Heute ist „Black Friday“. So heißt die Rabattaktion, die vor allem bei Elektronik-Artikeln, aber auch in anderen Bereichen zum Kauf anregen soll – und immer weitere Kreise im Handel zieht. Eigentlich hätten die Händler eher „Black Weeks“, berichtet Ralf Kohns, also Angebote über einen längeren Zeitraum.
Kohns ist Inhaber von Expert Schultes an der Konrad-AdenauerStraße und Vorstandsmitglied des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.). „Das ist für den Handel ein vorgezogenes Weihnachtsgeschäft. Früher war der Dezember der Monat mit den meisten Umsätzen. Das ist heute nicht mehr so“, berichtet Ralf Kohns. Nicht zuletzt liege das am „Black Friday“, der aus den USA nach Europa kam.
Auch die Lieferanten machten bei diesem Aktionstag mit und böten subventionierte Produkte für diesen Zeitraum. „Selbst die Industrie stellt sich bei der Produktion bereits darauf ein“, so Kohns. Er findet den „Black Friday“prinzipiell gut, warnt aber vor schwarzen Schafen. Einige würden, gerade online und abseits etablierter Händler, Preise aufrufen, die bei näherem Hinsehen gar nicht gut seien. „Da hilft der Vergleich mit dem örtlichen Fachhandel“, so Kohns.
Das sehen auch Verbraucherschützer so. Gerade bei vermeintlichen „Traumangeboten“, etwa auf dem Marketplace von Amazon, tummelten sich Betrüger. Eine gesunde Portion Skepsis sei angebracht. Preisvergleiche seien wichtig: „Viele der Sparpreise beruhen auf einem Vergleich mit unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller (UVP). Tatsächlich kassiert jedoch kaum ein Händler die als Mondpreise in Verruf gekommenen UVP“, so die Verbraucherzentrale. Das bestätigt Fachhändler
Kohns.
Für die Elektronikbranche seien die Tage ein „wichtiger Teil des Jahresgeschäftes“. Das betont eine Unternehmenssprecherin von MediaMarkt/ Saturn: „Technikprodukte zählen zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Das Vorweihnachtsgeschäft ab November und das Weihnachtsgeschäft sind unsere umsatzstärkste Zeit.“
Nach einem jahrelangen Lizenzstreit um den Begriff „Black Friday“sei dieser nun frei nutzbar, erklärt Daria Stottrop von der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK). Dementsprechend sei davon auszugehen, dass künftig entsprechend mehr Gebrauch davon gemacht werde.
Beim Handelsverband NRW geht man davon aus, dass der „Black Friday“und der „Cyber Monday“von den Konsumenten gut genutzt werden. Auch wenn die aktuelle Konjunkturlage schwierig und die Konsumstimmung in der Bevölkerung schlecht sei, so Verbandssprecherin Carina Peretzke.
Felix Kopka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der Bergischen Universität Wuppertal, bestätigt, dass „Black Friday“und „Cyber Monday“zu festen Größen im Kalenderjahr
der Einzelhändler geworden sind. „Immer mehr nehmen teil und sind quasi dazu gezwungen, weil die Konsumenten das fest eingeplant haben.“Viele Kunden würden sich schon vier bis acht Wochen im Vorfeld auf die Rabattaktionen vorbereiten, weiß der Konsumforscher mit Schwerpunkt Marketing.
Die grundsätzliche Kaufbereitschaft sei dann gegeben und verleite die Konsumenten an den Aktionstagen dazu, weitere Käufe zu tätigen, über die sie sich weniger Gedanken machen. Die ausgewiesenen Rabatte seien aber nicht immer aussagekräftig. Besonders im Bereich Smartphones etwa sei die Abweichung meist sehr gering. „Man sollte recherchieren und vergleichen“, rät Kopka, denn: „Das rationale Denken lässt nach zwei, drei Käufen nach.“Die Bereitschaft, zuzugreifen, werde also größer. „Dies umso mehr, wenn wir Geschenke für andere kaufen, weil wir dann zu großzügigeren Ausgaben bereit sind.“
Wer sich heute nicht entscheiden kann, für den hat Ralf Kohns noch eine gute Nachricht. Es sei zwar für den Verbraucher eine schöne Sache, schon frühzeitig die Geschenke für Weihnachten zu kaufen. „Es wird aber auch im Dezember noch gute Angebote der Händler geben.“