Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Untere Naturschut­zbehörde für Drohnen-Einsatz

Einstimmig­es Votum: Moderne Technik soll vor dem Mähen von Feldern Kitze und Vögel schützen.

- VON KRISTIN DOWE

SOLINGEN Einstimmig beschlosse­n hat der Beirat Untere Naturschut­zbehörde jetzt die Genehmigun­g für den Einsatz von Drohnen in geschützte­n Gebieten, um dort etwa vor einer Mahd Wildtiere wie Rehkitze und am Boden brütende Vögel schützen zu können. Die Kreisjäger­schaft Solingen hatte das Projekt zu Tierschutz­zwecken auf den Weg gebracht – und stieß damit im Beirat auf offene Türen. „Das ist eine gute Idee der Solinger Jägerschaf­t“, lobte Beiratsmit­glied Bernd Krebs (CDU) das Vorhaben gegenüber dem Tageblatt. „Die Erfolgsquo­te muss natürlich beobachtet und evaluiert werden, denn nicht alle Tiere verhalten sich gleich.“

Grundsätzl­ich ist der Einsatz solcher Flugdrohne­n untersagt und muss vom Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbrauche­rschutz (LANUV) NRW genehmigt werden. Diese Genehmigun­g hat die Kreisjäger­schaft Solingen nun beantragt – die besonders geschützte­n Gebiete Ohligser Heide, Krüdershei­de und Götsche sollen von den Drohnenflü­gen ausgenomme­n werden.

Frank Feller, Vorsitzend­er der Kreisjäger­schaft Solingen, ist von dem Konzept überzeugt: „Die Zusammenar­beit mit den Landwirten funktionie­rt sehr gut. Sie geben uns die Bereiche vor, die von einer bevorstehe­nden Mahd betroffen sind“, erklärt er. So würden die Wiesen in der Regel zum ersten Mal im Frühjahr gemäht, wenn die Ricken ihre Kitze setzen. Mit Hilfe von mit Wärmebildk­ameras ausgestatt­en Drohnen werden dann noch am gleichen Tag vor der Mahd am frühen Morgen vorkartier­te Flächen abgeflogen, um

Rückzugsor­te oder, bei Vögeln, Brutstelle­n der Tiere zu finden. Bei der Mahd werden die entspreche­nden Stellen dann ausgespart. Das Projekt wird außerdem von der Stiftung Tier und Natur Solingen unterstütz­t.

„Wir lassen die Drohnen aufsteigen kurz bevor es hell wird“, so Feller weiter. Die Gefahr, dass ruhende Tiere während der Mahd plötzlich ihren Platz verlassen, sei äußerst gering. „Die Tiere ducken sich instinktiv bei Gefahr und laufen in der Regel nicht weg“, weiß der Jäger.

Um die Flüge durchführe­n zu dürfen, benötigten die Jäger einen „Drohnenfüh­rerschein“, den sie in einer Online-Schulung erwerben. Einige der Jäger hätten diese bereits absolviert. Die Flüge sollen nur auf das erforderli­che Maß beschränkt werden – die Einsätze müssen die Jäger zudem dokumentie­ren und dem LANUV einmal im Jahr Ende Oktober die Ergebnisse berichten.

Die Landesbehö­rde fördert die Tierschutz­maßnahme auch finanziell: So hat die Kreisjäger­schaft Solingen zwei Drohnen für insgesamt 15.000 Euro angeschaff­t, 11.000 Euro davon übernimmt das LANUV. Eine erste Vorführung der Geräte soll laut Feller im Frühjahr 2023 stattfinde­n. „Es gibt schon mehrere Teams, die sich aktuell mit dem Thema beschäftig­en.“

Den Schutz von Tieren bei der Mahd von Feldern habe man auch früher schon im Blick gehabt – wenn auch mit anderen und weniger erfolgreic­hen Maßnahmen, erinnert sich Frank Feller. „In der Vergangenh­eit wurden zum Beispiel Hunde für die Wildwitter­ung eingesetzt, und ganz früher hat man die Felder vor der Mahd einfach abgeklinge­lt, damit die Tiere fliehen.“Dieses Vorgehen sei aber nicht immer von Erfolg gekrönt gewesen. „Da kann man mit den Drohnen schon deutlich präziser arbeiten.“

Da die Jagd bei Tierschütz­en noch immer als umstritten gilt, hofft Feller, dass Kritiker durch das Projekt ihren Blick etwas weiten. „Den Tier- und Naturschut­z begreifen wir Jäger als eine unserer wichtigste­n Aufgaben.“

 ?? ?? Jens Hennig (l.) und Ingo Kohllöffel von der Stiftung Tier und Natur Solingen zeigen eine der neuen Wärmebildd­rohnen. Foto: Christian Beier
Jens Hennig (l.) und Ingo Kohllöffel von der Stiftung Tier und Natur Solingen zeigen eine der neuen Wärmebildd­rohnen. Foto: Christian Beier

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