Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Im Halbfinale bei der Eis-WM

Der Solingerin Angelika Szaban beschert Omas Apfelkuche­n-Rezept den Erfolg.

- VON JONATHAN HAMM

OHLIGS Wenn es kälter wird und der Winter naht, sehnen sich viele Menschen mehr nach Schnee als nach Eis. Dass dieses jedoch mehr als eine sommerlich­e Erfrischun­g sein kann, bewiesen die 17 besten Gelatieri Deutschlan­ds am 9. November in Isernhagen beim ersten der insgesamt drei deutschen Halbfinale der „Gelato Festival World Masters“– der Weltmeiste­rschaft im Eismachen. Über vier Jahre hinweg gibt es auf nationaler Ebene Ausscheidu­ngsrunden und ein nationales Finale, bevor 2025 dann im großen Finale der beste Eismacher der Welt gekürt wird. Mit dabei: Angelika Szaban, Eigentümer­in der Eisdiele Eisbär in Ohligs und der Eisdiele Gelato Di Nonna in Hilden. Sie hat sich, wie viele tausend andere Gelatieri aus ganz Deutschlan­d, beworben und zog in einem anonymisie­rten Auswahlver­fahren ins Halbfinale ein.

„Das ist der größte Wettbewerb im Eismachen“, erklärt sie. Die internatio­nale Jury beeindruck­te sie mit ihrer selbstkrei­erten Sorte „Herbst Charlotte“. Inspiriert wurde sie dabei vom Apfelkuche­n ihrer Großmutter. Daher sei es selbstvers­tändlich gewesen, dass nicht irgendwelc­he Äpfel in ihrem Eis verwendet werden dürfen. Die Apfelsorte „Landsberge­r Renette“musste es sein – direkt aus Polen. „Das ist die beste Sorte in Polen, woraus man Apfelkuche­n machen kann“, weiß sie. „Bei meiner Großmutter stehen zwei Bäume der Sorte. Da bin ich extra 1000 Kilometer gefahren.“Wenn es um ihr Eis geht, ist Szaban eine Perfektion­istin. Nicht nur bei den Zutaten, sondern auch bei der Zubereitun­g experiment­iere sie unzählige Male. „Ich wollte die perfekte Konsistenz bekommen. Das habe ich 1000-mal probiert.“Neben einer guten Konsistenz sei aber auch ein reibungslo­ser Ablauf wichtig, denn im Wettbewerb ticke die Uhr: „Man muss das in 30 Minuten schaffen“, erklärt sie. „Von A bis Z inklusive sauber machen.“Beim ersten nationalen Halbfinale in Isernhagen wurde Szaban Vierte – knapp am sicheren Finaleinzu­g vorbei, denn die jeweils ersten drei erreichen das Finale. Doch ihr gutes Abschneide­n gibt ihr Selbstvert­rauen. Schließlic­h steche sie unter den anderen Teilnehmer­n heraus: „Ich bin die Jüngste da“, stellt die 30-Jährige fest und führt aus: „Da sind Menschen mit 50 Jahren Erfahrung.“

Angelika Szaban selbst ist noch gar nicht so lange in der Branche tätig – und eine noch kürzere Zeit erst in Deutschlan­d wohnhaft. Vor sieben Jahren habe sie ihre Leidenscha­ft für das Eismachen entdeckt, vor drei Jahren kam sie von Polen nach Deutschlan­d – und leitet heute bereits zwei Eisdielen in Ohligs und in Hilden. „Alles in so kurzer Zeit“, erklärt sie stolz, doch den Erfolg hat sie sich hart erkämpft: „Ich arbeite 18 Stunden pro Tag im Sommer.“

Im Winter bleiben ihre Läden geöffnet. Neben Waffeln, Kuchen und Crêpes verkauft sie auch weiterhin Eis. Spekulatiu­s-, Zimt- oder Apfelstrud­eleis – das Angebot wechselt wöchentlic­h. Angelika Szaban kreiert gerne etwas Außergewöh­nliches und trifft damit den Geschmack ihrer Kunden. „Die Leute möchten was Neues probieren“, weiß sie. Auf ihren Social-Media-Kanälen hält sie Interessie­rte über das Angebot auf dem Laufenden.

Knapp 10.000 Menschen folgen ihr auf Instagram. Dementspre­chend groß und vielfältig ist ihre Kundschaft, die weit über die Grenzen Solingens herausragt. „Ich bin stolz auf mich“, erklärt sie im Hinblick auf ihren kometenhaf­ten Aufstieg in den letzten Jahren selbstbewu­sst und schmiedet bereits Pläne für die Zukunft. Doch nun fokussiert sie sich erstmal auf das nächste Halbfinale. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, aber bis dahin will sie weiterhin intensiv trainieren.

 ?? FOTO: CHRISTIAN BEIER ?? Angelika Szaban ist Eigentümer­in der Eisdielen Eisbär in Ohligs und Gelato Di Nonna in Hilden.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Angelika Szaban ist Eigentümer­in der Eisdielen Eisbär in Ohligs und Gelato Di Nonna in Hilden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany