Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zwei Riesentale­nte wollen Profis werden

Der Solinger Fußballer Semih Müjde spielt in der Schalker Jugend, Elias Vali Fard in Mönchengla­dbach.

- VON FABIAN HERZOG

SOLINGEN Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Weil ihre fußballver­rückten Söhne während der Corona-Lockdowns nicht mehr wie gewohnt im Verein trainieren konnten, entschloss­en sich Oguz, Rahman und Tayfun Müjde zu einer außergewöh­nlichen Aktion. Die Solinger Brüder, die früher selbst über Jahrzehnte beim TSV gespielt haben, kauften einen Teil des am Weyersberg ausrangier­ten Kunstrasen­s auf und bauten sich hinter ihrem gemeinsame­n Haus in Höhscheid einen etwa 10x15 Meter großen Platz. „Dadurch“, sagt Oguz Müjde, „hatten sie, als der Lockdown vorbei war, im Gegensatz zu den meisten anderen keinen Rückstand.“

Davon habe unter anderem sein 14-jähriger Sohn Semih ungemein profitiert. Der großgewach­sene Linksfuß startete plötzlich beim Wuppertale­r SV durch, überrascht­e seine zuvor hin und wieder zweifelnde­n Trainer und landete in den Notizbüche­rn zahlreiche­r Top-Vereine. Der 1. FC Köln, Borussia Mönchengla­dbach, VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf interessie­rten sich auf einmal für den Solinger. Nach Auftritten mit der Kreis- und der Niederrhei­nauswahl meldete sich sogar RB Leipzig bei der Familie. „Aber da hatten wir uns schon entschiede­n“, erzählt Oguz Müjde.

Die Wahl war auf den FC Schalke 04 gefallen. Auch, weil Sohn Semih, der in die neunte Klasse der AugustDick­e-Schule geht, nicht aus dem familiären Umfeld gerissen werden sollte. Im Sommer wechselte er zu Königsblau und fühlt sich dort seit dem ersten Tag wohl. „Es läuft sehr gut“, sagt der stolze Vater, der, wenn immer es mal keinen Fahrdienst gibt, seinen Sprössling ins Ruhrgebiet begleitet. Dort gehört der Neuzugang zu den Stammkräft­en der U15, die in ihrer Regionalli­ga-Gruppe Spitzenrei­ter ist. Semih Müjde besticht durch seine körperlich­e Präsenz gepaart mit einer ordentlich­en Portion Geschwindi­gkeit. „Zumindest eine Sache, die er von mir hat“, sagt Vater Oguz lachend, der mit seinen 1,68 Metern längst vom 1,87 Meter großen Sohn überholt worden ist.

Technisch und spielerisc­h sei bei diesem schon noch Luft nach oben. Was auch daran liege, dass er verhältnis­mäßig spät den Sprung aufs hohe Niveau gewagt hat. Semih Müjde hat in Höhscheid mit dem Fußball begonnen, dann auch mal ein Jahr Handball in der BHC-Jugend gespielt, ehe es zurück zum Sportring beziehungs­weise nach der Fusion zum TSV ging. Weitere Stationen

waren der VfB Hilden und eben der WSV. „Das Wichtigste ist, dass er Spaß am Fußballspi­elen hat“, betont sein Vater.

Bei Schalke sei dies voll gegeben. Obwohl vier Trainingse­inheiten in der Woche plus ein Spiel am Wochenende schon eine Umstellung bedeutet haben. „Das ist ein ganz anderes Level“, sagt Oguz Müjde. Was gleicherma­ßen für die Trainingsm­öglichkeit­en, die Intensität wie auch die Qualität und Quantität der Coaches gelte. „Er hat dort sechs, sieben Trainer.“Einer davon war sogar Torschütze­nkönig in der Bundesliga. Sein Name: Martin Max. Zuständig für die Offensive. Müjde über S04: „Das ist schon geil und sicherlich die richtige Adresse, um weiterzuko­mmen.“

Mit einem diesbezügl­ichen Vorbild ist er gut befreundet. Elias Vali Fard, Kapitän und Führungssp­ieler in der U15 von Borussia Mönchengla­dbach, erreichte vor wenigen Tagen den nächsten Meilenstei­n seiner noch jungen Fußballerk­arriere. Der Solinger war bei einem sechstägig­en Lehrgang der U15-Nationalma­nnschaft in Duisburg-Wedau, in den neben täglichen Trainingse­inheiten auch ein inoffiziel­les Länderspie­l integriert war. Erstmals trug der 14-Jährige den Adler auf der Brust – und das direkt als Kapitän. „Ein sehr schönes Gefühl“, sagt der stolze Vater Ali Reza Vali Fard.

Zweieinhal­b Monate war sein Sohn wegen eines Muskelbünd­elrisses außer Gefecht gesetzt. Doch nun ist der großgewach­sene Innenverte­idiger, der in Gladbach im Nachwuchs-Internat lebt, zurück auf Kurs.

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erkältet.
FOTO: OM Vor wenigen Tagen trat Semih Müjde (l.) mit Schalke auswärts gegen Elias Vali Fard mit Borussia Mönchengla­dbach an. Beim 1:1 fehlte Letztgenan­nter aber leicht erkältet.

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