Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Zwei Riesentalente wollen Profis werden
Der Solinger Fußballer Semih Müjde spielt in der Schalker Jugend, Elias Vali Fard in Mönchengladbach.
SOLINGEN Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Weil ihre fußballverrückten Söhne während der Corona-Lockdowns nicht mehr wie gewohnt im Verein trainieren konnten, entschlossen sich Oguz, Rahman und Tayfun Müjde zu einer außergewöhnlichen Aktion. Die Solinger Brüder, die früher selbst über Jahrzehnte beim TSV gespielt haben, kauften einen Teil des am Weyersberg ausrangierten Kunstrasens auf und bauten sich hinter ihrem gemeinsamen Haus in Höhscheid einen etwa 10x15 Meter großen Platz. „Dadurch“, sagt Oguz Müjde, „hatten sie, als der Lockdown vorbei war, im Gegensatz zu den meisten anderen keinen Rückstand.“
Davon habe unter anderem sein 14-jähriger Sohn Semih ungemein profitiert. Der großgewachsene Linksfuß startete plötzlich beim Wuppertaler SV durch, überraschte seine zuvor hin und wieder zweifelnden Trainer und landete in den Notizbüchern zahlreicher Top-Vereine. Der 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach, VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf interessierten sich auf einmal für den Solinger. Nach Auftritten mit der Kreis- und der Niederrheinauswahl meldete sich sogar RB Leipzig bei der Familie. „Aber da hatten wir uns schon entschieden“, erzählt Oguz Müjde.
Die Wahl war auf den FC Schalke 04 gefallen. Auch, weil Sohn Semih, der in die neunte Klasse der AugustDicke-Schule geht, nicht aus dem familiären Umfeld gerissen werden sollte. Im Sommer wechselte er zu Königsblau und fühlt sich dort seit dem ersten Tag wohl. „Es läuft sehr gut“, sagt der stolze Vater, der, wenn immer es mal keinen Fahrdienst gibt, seinen Sprössling ins Ruhrgebiet begleitet. Dort gehört der Neuzugang zu den Stammkräften der U15, die in ihrer Regionalliga-Gruppe Spitzenreiter ist. Semih Müjde besticht durch seine körperliche Präsenz gepaart mit einer ordentlichen Portion Geschwindigkeit. „Zumindest eine Sache, die er von mir hat“, sagt Vater Oguz lachend, der mit seinen 1,68 Metern längst vom 1,87 Meter großen Sohn überholt worden ist.
Technisch und spielerisch sei bei diesem schon noch Luft nach oben. Was auch daran liege, dass er verhältnismäßig spät den Sprung aufs hohe Niveau gewagt hat. Semih Müjde hat in Höhscheid mit dem Fußball begonnen, dann auch mal ein Jahr Handball in der BHC-Jugend gespielt, ehe es zurück zum Sportring beziehungsweise nach der Fusion zum TSV ging. Weitere Stationen
waren der VfB Hilden und eben der WSV. „Das Wichtigste ist, dass er Spaß am Fußballspielen hat“, betont sein Vater.
Bei Schalke sei dies voll gegeben. Obwohl vier Trainingseinheiten in der Woche plus ein Spiel am Wochenende schon eine Umstellung bedeutet haben. „Das ist ein ganz anderes Level“, sagt Oguz Müjde. Was gleichermaßen für die Trainingsmöglichkeiten, die Intensität wie auch die Qualität und Quantität der Coaches gelte. „Er hat dort sechs, sieben Trainer.“Einer davon war sogar Torschützenkönig in der Bundesliga. Sein Name: Martin Max. Zuständig für die Offensive. Müjde über S04: „Das ist schon geil und sicherlich die richtige Adresse, um weiterzukommen.“
Mit einem diesbezüglichen Vorbild ist er gut befreundet. Elias Vali Fard, Kapitän und Führungsspieler in der U15 von Borussia Mönchengladbach, erreichte vor wenigen Tagen den nächsten Meilenstein seiner noch jungen Fußballerkarriere. Der Solinger war bei einem sechstägigen Lehrgang der U15-Nationalmannschaft in Duisburg-Wedau, in den neben täglichen Trainingseinheiten auch ein inoffizielles Länderspiel integriert war. Erstmals trug der 14-Jährige den Adler auf der Brust – und das direkt als Kapitän. „Ein sehr schönes Gefühl“, sagt der stolze Vater Ali Reza Vali Fard.
Zweieinhalb Monate war sein Sohn wegen eines Muskelbündelrisses außer Gefecht gesetzt. Doch nun ist der großgewachsene Innenverteidiger, der in Gladbach im Nachwuchs-Internat lebt, zurück auf Kurs.