Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Dem Bürgerbahnhof droht das Aus
Die Nutzer des Areals müssen ab April höhere Mieten an die Bahn zahlen. Das betrifft auch die Kunststation und vier Chöre, die im alten Wartesaal des Bahnhofs proben. Ohne finanzielle Unterstützung droht auch ihnen das Aus.
WUPPERTAL Es ist im wahrsten Sinne des Wortes höchste Eisenbahn. Während die Pläne für den Verkauf des Vohwinkeler Bahnhofs konkreter werden, sind die Nutzer des Areals mit höheren Mietpreisen seitens der Bahn konfrontiert. Das betrifft den Bürgerbahnhof Vohwinkel, die gegenüberliegende Kunststation und vier Chöre, die im alten Wartesaal des Bahnhofs proben. Diese konnten laut eigener Aussage in den zurückliegenden Jahren ihre Räume zu sehr günstigen Konditionen nutzen. Das ist nun offenbar nicht mehr möglich. Die neuen Beträge seien bereits ab April fällig. Bis dahin muss eine Lösung zur Finanzierung gefunden werden. Sonst droht den Vereinen und insbesondere dem Bürgerbahnhof mit seinem vielfältigen Kulturprogramm das Aus.
„Die Zeit drängt“, betonte Bezirksbürgermeister Georg Brodmann (SPD) in der Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwoch. Dort berichtete er über ein kurz zuvor erfolgtes Gespräch über die Zukunft des Vohwinkeler Bahnhofs. Daran nahmen neben ihm Vertreter der Bahn und der Vereine sowie Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne) teil. Im Kern ging es laut Brodmann um den geplanten Verkauf des Bahnhofsareals. In den kommenden zwei bis drei Jahren solle es in Zusammenarbeit mit der Stadt einen Bieterwettbewerb geben, bei dem Investoren ihre Ideen vorstellen könnten.
Während dieser Zeit sei es für die kulturellen Einrichtungen möglich, ihre angestammten Räume im Bahnhof weiter zu nutzen, allerdings mit einer deutlich höheren Miete. „Es geht für alle Beteiligten insgesamt um rund 40 000 Euro pro Jahr“, berichtet Georg Brodmann. Er plädierte für einen Antrag, in dem die Stadtverwaltung dazu aufgefordert wird, diesen Betrag im Haushalt 2023 bereitzustellen. Der Vorschlag wurde im Gremium einstimmig angenommen. Brodmann bezeichnete den Bahnhof als „kulturellen Leuchtturm“, den es zu erhalten gelte.
Bürgerbahnhof-Sprecher Uli Kopka begrüßt ausdrücklich das Engagement der Politik. „Wir können natürlich die Bahn verstehen und möchten uns dafür bedanken, dass wir die Räume so lange zu solch günstigen Bedingungen mieten konnten“, betont er. Auch bei den neuen Beträgen habe es ein Entgegenkommen gegeben. Allerdings seien auch diese für den Verein zu hoch. „Das können wir gerade bei der anhaltend schwierigen Lage im Veranstaltungsbereich nicht erwirtschaften“, stellt Kopka klar. Er verweist auf die nicht kommerzielle Ausrichtung des Bürgerbahnhofs. „Es geht nicht, dass wir Geld mitbringen müssen, um ehrenamtlich tätig zu sein“, sagt der Sprecher.
Ohne städtische Beteiligung müsse die Einrichtung ab April ihre Aktivitäten einstellen.
So sieht es auch Karl-Heinz Hilker, erster Vorsitzender des Männerchors Sonnborn/Vohwinkel. Dieser ist Hauptmieter für drei weitere Chöre. „Wir können das alle nicht bezahlen“, erklärt Hilker. Der Vorsitzende
zeigt sich aber optimistisch, dass eine Lösung gefunden werden kann. Tine Lowisch vom Leitungsteam der Kunststation regt in diesem Zusammenhang an, seitens der Stadt die bundes- und landesweiten Fördermöglichkeiten auszuloten.
Oberbürgermeister Uwe Schneidewind ist zuversichtlich, dass eine
Finanzierung zumindest mittelfristig möglich ist. Er begrüßt seinerseits den Antrag der Bezirksvertretung, durch den es nun einen Vorschlag für die weiteren politischen Gremien gebe. „Ich bin guter Dinge, dass wir gemeinsam mit Bahn, Stadt und privater Unterstützung eine Lösung für das nächste Jahr hinbekommen“, sagt Schneidewind. Langfristig müssten dann mit Blick auf den Verkauf und die Sanierung des Bahnhofs grundsätzlich die Handlungsoptionen ausgelotet werden.
Die Bahn selbst hält sich beim Thema bedeckt. „Zur weiteren Entwicklung des Bahnhofs befinden wir uns derzeit in enger Abstimmung mit der Stadt und der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft“, heißt es. Zu weiteren Details wolle man sich zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht äußern.