Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kalender zeigt Sonnborn vor und nach dem Bau der A46
WUPPERTAL Für den Stadteil Sonnborn war es die entscheidende Zäsur: Der Bau des Sonnborner Kreuzes bedeutete für seine Bewohner einen starken Eingriff in ihre Wohnquartiere. Die Folgen des bei seiner Eröffnung 1974 größten innerstädtischen Autobahnkreuzes waren enorm und sind bis heute in Sonnborn spürbar. Mehr als 60 Gebäude wurden abgerissen, darunter die katholische Kirche St. Remigius. Deren Turm wurde sogar gesprengt. Rund 2000 Personen mussten umgesiedelt werden. Die Wupper wurde für die Autobahn begradigt, die Sonnborner Straße zur Sackgasse.
„Viele ältere Bürger haben das bis heute nicht verwunden“, sagt Hans-Jürgen Momberger. Der versierte Kenner der Lokalgeschichte hat für seine neue Kalenderausgabe für 2023 wieder viele spannende Motive zusammengetragen. Dazu gehört auch ein seltenes Farbfoto aus der Bauzeit der A46. Es zeigt die aufwendigen Arbeiten an der Schwebebahn, die wegen der neuen Autobahn angehoben werden musste. Auf dem Foto steht auch noch die Kirche. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt eine Gnadenfrist.
Wie idyllisch es vorher aussah, zeigen die weiteren Kalenderblätter. Dazu gehört eine kolorierte Postkarte, die das Kurhaus Waldesruh zeigt. Hier erholten sich insbesondere
Kinder mit Atemwegserkrankung. Später gab es unterschiedliche Nutzungen. Der einstige Glanz ist lange Vergangenheit. In der späteren Nachkriegszeit wurde das Gebäude abgerissen, heute befindet sich dort eine Signaltechnische Schule der Deutschen Bahn.
Schade ist es auch um den „Lockvogel“. Dabei handelte es sich um eine besonders schöne Siedlung mit alten Häusern. Zeitzeugen vergleichen sie mit einem Freilichtmuseum. Im Kalender findet sich eine Aufnahme eines Teils der Siedlung. Darauf ist unter anderem die Backstube der Bäckerei Kürten zu erkennen. Beim Bau des Sonnborner Kreuzes wurde der Lockvogel dem Erdboden gleichgemacht.
Die beliebten Kalender über die Geschichte des Stadtteils erscheinen schon seit vielen Jahren. HansJürgen Momberger wird dafür im Stadtarchiv oder in Privatsammlungen fündig. Die ersten Exemplare waren noch ein Testlauf, aber schnell ausverkauft. Daher entschied sich der Herausgeber, auch in den Folgejahren historische Kalender herauszubringen. Diese erscheinen bis heute zum Selbstkostenpreis im Eigenverlag.
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