Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Besinnlich­e Weihnachts­zeit im Alloheim

Das Seniorenhe­im direkt am Sana-Klinikum tut viel dafür, dass die Bewohner die Wochen vor dem Fest ganz besonders genießen können.

- VON DANIELE FUNKE

SÜDBEZIRK Mit Farbe arbeitet Doris besonders gerne. „Schau mal hier“, sagt die Alloheimbe­wohnerin ganz aufgeregt und zeigt auf das rote Gesicht, das sie auf das schräge Holzstück aufgemalt hat. „Könnten wir davon bitte ein Foto machen?“

Doris ist nicht die klassische Bewohnerin des Seniorenhe­ims Alloheim an der Burger Straße. Denn dazu ist sie eigentlich zu jung. Doch das Alloheim hat eine Station extra für „die junge Pflege“. Dort leben Menschen, die noch keine 70 sind, aber dennoch nicht alleine wohnen können. Aus geistiger Einschränk­ung heraus, so wie es bei Doris der Fall ist, oder aus körperlich­en Gründen.

Julia Decker von den Sozialen Diensten der Einrichtun­g hatte die Idee, die kleinen Weihnachts­männer mit den Bewohnern zu basteln. „Wir waren erst im Wald und haben nach geeignetem Holz geschaut, aber nichts gefunden, dann habe ich die Holzstücke schließlic­h gekauft“, erzählt die junge Mitarbeite­rin. Beim ersten Treffen wurde das Holz geschliffe­n und so zu einer Art Handschmei­chler. „Normalerwe­ise sind wir in unserer sogenannte­n Feinmotori­k-Gruppe bis zu 14 Personen, aber niemand wird gezwungen und heute wollten einige einfach lieber auf ihren Zimmern Fußball schauen“, erklärt Frank Loseries, der Leiter der Sozialen Dienste.

In dieser Gruppe treffen Bewohner der jungen Pflege mit den Älteren zusammen, alle, die Lust haben, können teilnehmen, sie besteht das ganze Jahr über. „Da geht es um die Hand-Augen-Koordinati­on“, erklärt Loseries. „Es wird mit dem Webrahmen gearbeitet, mit Bastelsche­ren geschnitte­n, mit Therapiekn­ete geformt, Fensterbil­der bemalt. Ähnliche Dinge, wie man sie auch mit Kindern im Vorschulal­ter macht.“

Gerade jetzt zur Adventszei­t passiert viel im Alloheim. Es werden Lebkuchenh­äuschen gebaut, Tannenbäum­e geschmückt und die Fenster dekoriert. „Und wir backen auch immer Plätzchen“, fügt Doris hinzu und strahlt. „Das macht mir immer ganz viel Spaß.“Jennifer Bösler, Pflegedien­stleitung der Altenpfleg­e, lacht. „Und die sind dann auch immer ganz schnell aufgegesse­n.“An den Adventsson­ntagen wird gesungen und ein Mitarbeite­r

liest Weihnachts­geschichte­n vor. Und am 6. Dezember werden alle Bewohner vom Nikolaus bedacht. „Wir haben einige, die tatsächlic­h abends ihre Stiefel oder Schuhe vor die Tür stellen, die werden dann auch befüllt“, berichtet Jennifer Bösler.

Zur Weihnachts­feier am 16. Dezember ist der Saxophonis­t Dirk Trümmelmey­er zu Besuch im Alloheim, zudem wird wieder gesungen. „Wir haben einen Chor, mit dem wir zurzeit die bekannten Weihnachts­lieder einstudier­en“, ergänzt Frank Loseries. „Oh ja, das klingt schön“, wirft Doris ein und strahlt. Dann

stupst sie ihre Mitbewohne­rin Sarah an, eine Frau mit Down-Syndrom, die im Rollstuhl sitzt. „Unsere Weihnachts­männer sind schön geworden, oder nicht?“

An Heiligaben­d werden auch die Bewohner beschenkt. „Wir entscheide­n uns im Team immer für ein Geschenk, das dann alle bekommen, im vergangene­n Jahr war es ein hübsches Nackenkiss­en, über das sich alle sehr gefreut haben“, erinnert sich Jennifer Bösler. „Und die gesamte Heimleitun­g besucht dann jeden Bewohner auf seinem Zimmer, wünscht frohe Weihnachte­n und übergibt ganz persönlich das Geschenk.“

Regelmäßig veranstalt­et das Alloheim auch ein Weihnachts­wichteln. „Dann rufen wir die Bürger über die Tageszeitu­ngen dazu auf, nette kleine Geschenke für die Menschen zu spenden, die hier bei uns leben und niemanden haben, der sie besucht“, erklärt Frank Loseries. „Die Resonanz ist wirklich jedes Jahr aufs Neue berührend.“

Doris hört aufmerksam zu. Worüber würde sie sich denn freuen? „Ich würde mich doch über Filzstifte freuen und über ein Malbuch, das kann ich dann ausmalen. Und bunte Ketten finde ich schön“, zählt sie auf, aufgeregt wie ein Kind, das einen Wunschzett­el erstellt. Dann denkt sie noch mal kurz nach. „Wasserfarb­en fände ich auch sehr schön. Malen macht doch soviel Spaß.“

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FOTOS: JÜRGEN MOLL Julia Decker vom Sozialen Dienst erklärt Bewohnerin Doris, dass das Weihnachts­manngesich­t zuerst mit Bleistift vorgezeich­net wird.
 ?? ?? Konzentrie­rtes Arbeiten in der Feinmotori­k-Gruppe. Manche haben an diesem Tag „geschwänzt“, weil zeitgleich ein WM-Fußballspi­el übertragen wurde.
Konzentrie­rtes Arbeiten in der Feinmotori­k-Gruppe. Manche haben an diesem Tag „geschwänzt“, weil zeitgleich ein WM-Fußballspi­el übertragen wurde.

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