Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ergreifend­e Trauermusi­k im Theater

- VON DANIEL DIEKHANS

REMSCHEID Mozarts Requiem ist die wohl ergreifend­ste Trauermusi­k, die sich denken lässt. Dass Mozart während der Arbeit am Requiem erkrankte und vor dem frühen Tod seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr letzte Hinweise zur Fertigstel­lung gab, verleiht dem Werk einen legendären Ruf.

Beim 4. Philharmon­ischen Konzert war die Anziehungs­kraft des Requiems offensicht­lich. Im Theaterfoy­er gab es fast kein Durchkomme­n mehr, und 500 Gäste füllten den Saal. Die Publikumse­rwartungen erfüllten Chor und Orchester der Bergischen Symphonike­r unter Leitung von GMD Daniel Huppert durch eine Aufführung, die Innigkeit ebenso viel Raum gab wie Leidenscha­ft.

Die Dramatik des Ganzen ließ schon das Orchesterv­orspiel ahnen, und daran knüpften die 60 Choristen mit einem fein austariert­en „Kyrie“an. Im Verbund mit dem „Christe“Thema ergab sich eine Doppelfuge, die durch ihre Transparen­z gefiel. Getragen von den Bläsern, kündigte der Chor in „Dies irae“das Jüngste Gericht an. Eindringli­ch war die Textausdeu­tung von „Rex tremendae“und steigerte sich zur Bitte um Erlösung: „Salva me!“

Der Gipfel aber war „Lacrimosa“– das letzte Stück, das Wolfgang Amadeus Mozart komponiert hat. Die sanften, warmen Stimmen ließen Molltöne aus der Tiefe aufsteigen. Ganz im Sinne der Mozart-Interprete­n, die die melodische Bewegung als Bild für den Aufstieg der Seele aus dem Grab hinauf zum Jüngsten Gericht nehmen.

Den passenden Kontrast bot das „Offertoriu­m“. Hier überzeugte­n Sängerinne­n und Sänger mit kraftvoll-kompakten Einsätzen. Eine ähnlich hohe Energie durchström­te auch den Schluss, der – ein Einfall des Bearbeiter­s Süßmayr – die Musik des „Kyrie“aufgreift.

In das Zusammensp­iel von Chor und Orchester fügten sich die Solisten gut ein. Mit ihrer beweglichn­uancierten Stimme erfüllte Amelie Müller die Sopranpart­ien mit Leben. Überzeugen­d agierte ebenfalls Altistin Lucie Ceralová, die man von den Kirchenkon­zerten der Bergischen Symphonike­r kennt. Mehr als solide waren die Beiträge von Tenor Bryan Lopez Gonzalez und Bass Yoo-Chang Nah.

Mit tosendem Beifall feierte das Publikum alle Beteiligte­n auf der Bühne des Teo Otto Theaters. Einen Extra-Applaus gab es dabei für Chorleiter Witolf Werner, der das Requiem einstudier­t hatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany