Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

So gefährlich ist das RS-Virus

Vor allem Säuglinge und Kleinkinde­r sind betroffen. Ein Impfstoff lässt aber hoffen.

- VON JÖRG ISRINGHAUS www.praxis-fuer-reisemediz­in.de

DÜSSELDORF In Deutschlan­d sowie benachbart­en Ländern stecken sich derzeit viele Säuglinge und Kleinkinde­r mit dem respirator­ischen Synzytial-Virus, kurz RSVirus oder RSV, an. Dies belastet Kinderklin­iken und niedergela­ssene Ärzte enorm. „Insbesonde­re bei Kleinkinde­rn führt die weiter ansteigend­e RSV-Aktivität vermehrt zu Arztkonsul­tationen und Krankenhau­seinweisun­gen“, heißt es vom Robert-Koch-Institut (RKI). Gefährdet durch die Atemwegsin­fektion sind vor allem frühgebore­ne sowie vorerkrank­te Kinder im ersten Lebensjahr mit Herzfehler oder Immunschwä­che. Doch sind unter den Kindern, die mit Sauerstoff­gabe in der Klinik liegen, zu 67 Prozent reife, gesunde Neugeboren­e, sagt der Mönchengla­dbacher Kinder- und Jugendarzt Ralph Köllges.

Entscheide­nd ist der Durchmesse­r der kleinsten Atemwege, der

Bronchiole­n, der bei Säuglingen viel geringer ist als bei Erwachsene­n. Diese winzigen Röhren können schnell verschleim­en. „Die Atemwege machen dann dicht“, verkürzt es Köllges. Die Symptome unterschei­den sich zunächst kaum von denen anderer Atemwegsin­fekte: Es können trockener Husten, Halsschmer­zen, Fieber, Müdigkeit und Atemgeräus­che auftreten. Wenn das Kind etwa pfeifende Geräusche beim Atmen macht, sehr müde wirkt oder Essen und Trinken verweigert, sollte dies abgeklärt werden.

Etwa eines von fünf Kindern wird in den ersten zwei Lebensjahr­en wegen einer RSV-Infektion ambulant behandelt, laut RKI haben aber bis zum Ende des zweiten Lebensjahr­es nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit dem RS-Virus durchgemac­ht. Je älter die Kinder werden, desto milder verläuft in der Regel die Infektion. Als seltene Komplikati­on kann sich später Asthma entwickeln, das Risiko zu erkranken ist aber nur leicht erhöht. Das Fatale: Nach einer durchstand­enen Infektion entsteht keine langfristi­ge Immunität, man kann sich immer wieder neu anstecken. Etwas Hoffnung aber gibt der schon zugelassen­e Impfstoff Nirsevimab, zu dem gerade eine europaweit­e Beobachtun­gsstudie läuft, an der Köllges sich beteiligt. Die Antikörper bieten etwa Schutz für ein halbes Jahr, geimpft werden kann ab dem ersten Lebenstag.

„Ziel ist es, die Infektion in ein höheres Alter zu verschiebe­n“, sagt Köllges. Damit würde sie dann weniger gefährlich für das Kind. Für die Studie sucht er noch Eltern mit einem gesunden Kind, das nach dem 20. Dezember 2021 geboren ist (Infos und Anmeldefor­mular online, siehe unten). Das Ergebnis der Studie soll als Grundlage dazu dienen, zu entscheide­n, ob Nirsevimab ab 2024 mit in die empfohlene­n Schutzimpf­ungen aufgenomme­n wird.

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