Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
So gefährlich ist das RS-Virus
Vor allem Säuglinge und Kleinkinder sind betroffen. Ein Impfstoff lässt aber hoffen.
DÜSSELDORF In Deutschland sowie benachbarten Ländern stecken sich derzeit viele Säuglinge und Kleinkinder mit dem respiratorischen Synzytial-Virus, kurz RSVirus oder RSV, an. Dies belastet Kinderkliniken und niedergelassene Ärzte enorm. „Insbesondere bei Kleinkindern führt die weiter ansteigende RSV-Aktivität vermehrt zu Arztkonsultationen und Krankenhauseinweisungen“, heißt es vom Robert-Koch-Institut (RKI). Gefährdet durch die Atemwegsinfektion sind vor allem frühgeborene sowie vorerkrankte Kinder im ersten Lebensjahr mit Herzfehler oder Immunschwäche. Doch sind unter den Kindern, die mit Sauerstoffgabe in der Klinik liegen, zu 67 Prozent reife, gesunde Neugeborene, sagt der Mönchengladbacher Kinder- und Jugendarzt Ralph Köllges.
Entscheidend ist der Durchmesser der kleinsten Atemwege, der
Bronchiolen, der bei Säuglingen viel geringer ist als bei Erwachsenen. Diese winzigen Röhren können schnell verschleimen. „Die Atemwege machen dann dicht“, verkürzt es Köllges. Die Symptome unterscheiden sich zunächst kaum von denen anderer Atemwegsinfekte: Es können trockener Husten, Halsschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Atemgeräusche auftreten. Wenn das Kind etwa pfeifende Geräusche beim Atmen macht, sehr müde wirkt oder Essen und Trinken verweigert, sollte dies abgeklärt werden.
Etwa eines von fünf Kindern wird in den ersten zwei Lebensjahren wegen einer RSV-Infektion ambulant behandelt, laut RKI haben aber bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit dem RS-Virus durchgemacht. Je älter die Kinder werden, desto milder verläuft in der Regel die Infektion. Als seltene Komplikation kann sich später Asthma entwickeln, das Risiko zu erkranken ist aber nur leicht erhöht. Das Fatale: Nach einer durchstandenen Infektion entsteht keine langfristige Immunität, man kann sich immer wieder neu anstecken. Etwas Hoffnung aber gibt der schon zugelassene Impfstoff Nirsevimab, zu dem gerade eine europaweite Beobachtungsstudie läuft, an der Köllges sich beteiligt. Die Antikörper bieten etwa Schutz für ein halbes Jahr, geimpft werden kann ab dem ersten Lebenstag.
„Ziel ist es, die Infektion in ein höheres Alter zu verschieben“, sagt Köllges. Damit würde sie dann weniger gefährlich für das Kind. Für die Studie sucht er noch Eltern mit einem gesunden Kind, das nach dem 20. Dezember 2021 geboren ist (Infos und Anmeldeformular online, siehe unten). Das Ergebnis der Studie soll als Grundlage dazu dienen, zu entscheiden, ob Nirsevimab ab 2024 mit in die empfohlenen Schutzimpfungen aufgenommen wird.