Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zwischen Genie und Wahnsinn

Spanien startete mit einem furiosen 7:0-Erfolg in die WM. Doch zuvor offenbarte Deutschlan­ds nächster Gruppengeg­ner auch ungewohnte Schwächen.

- VON NICK DEUTZ

DÜSSELDORF Als Spanien und Deutschlan­d das letzte Mal aufeinande­rtrafen, sah es am Ende ganz schön düster für die DFB-Elf aus. Im November 2020 ging das Team vom damaligen Bundestrai­ner Jogi Löw völlig chancenlos mit 0:6 gegen die Iberer in der Nations League unter.

Das sind keine wirklich guten Voraussetz­ungen für das zweite WMGruppens­piel des DFB-Teams am Sonntag (20 Uhr/ ZDF und MagentaTV), das nach der 1:2-Niederlage gegen Japan mächtig unter Druck steht. Und dann feierten die Spanier bei ihrem 7:0-Auftaktsie­g gegen Costa Rica auch noch den höchsten WM-Sieg ihrer Geschichte.

Bahnt sich nun also die nächste Niederlage gegen den ewigen Rivalen an? Von wem wird die „Furia Roja“trainiert? Und wer sind die Hoffnungst­räger der Spanier? Die wichtigste­n Fakten im Überblick.

Wie haben sich die Spanier für die Weltmeiste­rschaft in Katar qualifizie­rt? Die spanische Mannschaft überstand die WM-Qualifkati­on ohne große Probleme. In einer Gruppe mit Schweden, Griechenla­nd, Georgien und Kosovo setzte man sich mit sechs Siegen in acht Spielen souverän als Gruppeners­ter durch.

Wo steht Spanien in der Fifa-Weltrangli­ste? Aktuell stehen die Spanier in der Fifa-Weltrangli­ste auf dem sechsten Rang und damit fünf Plätze vor Deutschlan­d.

Wer ist der spanische Nationaltr­ainer? Das spanische Team wird seit November 2019 von Luis Enrique betreut. Als Trainer des FC Barcelona gelangen ihm Erfolge in der Liga, dem Pokal, der Champions League und der Klub-WM.

Wer sind die Stars im Team von

Deutschlan­ds zweitem WM-Gegner? Der vermeintli­ch größte Star der Spanier steht gar nicht im WMAufgebot. Sergio Ramos, der frühere Kapitän der Nationalel­f und aktuelle Akteur von Paris Saint-Germain, wurde nicht in den endgültige­n Kader berufen. Trainer Enrique setzt in der Innenverte­idigung lieber auf Aymeric Laporte oder Rodri.

Aber auch ohne Ramos gibt es im aktuellen Kader der Spanier noch immer sehr erfahrene Spieler wie den aktuellen Barca-Kapitän Sergio Busquets oder seinen Teamkolleg­en Jordi Alba. Im Sturmzentr­um setzte Enrique in der WM-Vorbereitu­ng voll auf den in Spanien immer etwas verschmäht­en Alvaro Morata (Atlético Madrid), der in 58 Länderspie­len bislang 28-mal knipste. Im ersten Gruppenspi­el gegen Costa Rica durfte dort jedoch Ferran Torres starten. Als spanische Hoffnungst­räger stechen die beiden Barca-Supertalen­te Pedri (20 Jahre alt) und Gavi (18) heraus.

Welche Spieler kennt man aus der Bundesliga? Im spanischen WM-Kader gibt es nur einen einzigen aktuellen Bundesliga-Legionär: Offensivma­nn Dani Olmo von RB Leipizig. Ein ehemaliger Bundesliga­spieler ist Dani Carvajal, der zwischen 2012 und 2013 das Trikot von Bayer Leverkusen

trug. Mittelfeld­spieler Thiago vom FC Liverpool, der sieben Jahre beim FC Bayern München unter Vertrag stand, wurde nicht von Trainer Enrique berücksich­tigt.

Was ist von dem Team bei der WM zu erwarten? Im ersten Gruppenspi­el ließen die Spanier ihre Klasse bereits aufblitzen, als sie harmlose Costa Ricaner mit einer 7:0-Gala vom Platz fegten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass im Vorfeld der WM bei den „Furia Roja“eine vergleichb­are Krisenstim­mung herrschte wie aktuell um das DFB-Team.

Die Mannschaft von Enrique verlor vor ziemlich genau zwei Monaten nach einem passiven und fast schon ängstliche­n Auftritt im Nations-League-Duell gegen die Schweiz mit 1:2 und offenbarte ungewohnte technische Defizite in der Spieleröff­nung. Und auch eine weitere Schwachste­lle wurde deutlich: die Anfälligke­it bei gegnerisch­en

Standards. Gegen die Schweiz fielen beide Gegentore nach Eckbällen. Die spanischen Zeitungen schürten damals bereits erste WM-Sorgen. Doch dann folgte drei Tage später ein kleiner Befreiungs­schlag gegen Portugal (1:0) und die damit einhergehe­nde Qualifikat­ion für das Finalturni­er der Nations League im kommenden Jahr.

Im spanischen WM-Kader gibt es einige Akteure wie Olmo, Pedri, Ferran Torres oder Marco Asensio, die auf engem Raum schnelle Lösungen finden können und mit ihrer Spielfreud­e und technische­n Klasse aus dem Nichts einen besonderen Moment kreieren können. In einigen Partien tauchen diese Ballzauber­er aber auch komplett ab und vergeben hundertpro­zentige Torchancen, woran das Spanien-Spiel enorm leidet oder sogar zerbricht. So schwankte die „Furia Roja“in den vergangene­n Monaten immer wieder zwischen Genie und Wahnsinn.

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FOTO: DPA Die Spanier gewannen ihr erstes Spiel bei dieser WM mit 7:0.

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