Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kein Böllerverb­ot in Solingen

An Silvester knallt und zischt es wieder: Solingen richtet keine Verbotszon­en ein. Der Städtetag befürworte­t einen freiwillig­en Verzicht.

- VON PHILIPP MÜLLER

SOLINGEN Aufatmen für alle Freunde des Feuerwerks: Im Gegensatz zu Düsseldorf wird es in Solingen keine Böller- und Feuerwerks­verbotszon­en geben. „Dieses Jahr sind keine Verbotszon­en für Feuerwerk und Böller vorgesehen“, heißt es von einem Sprecher der Stadtverwa­ltung. In diesem Zusammenha­ng verweist er auf die nach wie vor geltenden Regeln zum Abbrennen pyrotechni­scher Gegenständ­e. So sei das Abbrennen pyrotechni­scher Gegenständ­e in unmittelba­rer Nähe zu Kirchen, Krankenhäu­sern, Kinder- und Seniorenhe­imen sowie besonders brandempfi­ndlichen Gebäuden wie Reetdach- und Fachwerkhä­usern sowie Tankstelle­n ganzjährig verboten.

Noch vor zwei Jahren, beim Jahreswech­sel 2020/2021, gab es auch in der Klingensta­dt, bedingt durch die Corona-Pandemie, strikte Einschränk­ungen und sogar eine Verbotszon­e. Dies ist nun anders – angesichts niedriger Infektions­zahlen. Die derzeit geltende Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes NRW sowie die aktuelle Infektions­lage dürfte die Klingensta­dt bewogen haben, in diesem Jahr über Silvester keine „Böllerverb­otszone“zu verhängen. Denn insbesonde­re bei Treffen im Freien seien Einschränk­ungen zum Schutz vor Corona derzeit nicht gerechtfer­tigt, hört man auch aus anderen Städten in Nordrhein-Westfalen.

Einen freiwillig­en Verzicht von Feierenden auf Silvester-Feuerwerk wie Raketen und Böller begrüßt der Städtetag-NRW. Er spricht sich aber gegen ein generelles Verbot von Feuerwerks­gegenständ­en aus. „Die vergangene­n beiden Jahre haben gezeigt: Jahreswech­sel geht auch ohne

Feuerwerk“, sagte der aus Duisburg stammende Geschäftsf­ührer Helmut Dedy.

Obgleich Raketen und Silvesterb­öller für viele Menschen zum Jahreswech­sel für gewöhnlich dazugehöre­n und in Zeiten von Multikrise­n im wahrsten Wortsinne ein Lichtblick seien können, würde ein Verzicht auf pyrotechni­sche Gegenständ­e aber laut Dedy auch bedeuten: weniger Lärm und Feinstaub, mehr Ruhe für Tiere und Anwohner, weniger Unfälle und weniger Müll. Deshalb freue sich der Verband, wenn sich mehr Menschen dafür entschiede­n, der Umwelt zuliebe auf Raketen und Knaller zu verzichten.

Solinger Händler von Pyrotechni­k wie „Marktwert Feuerwerk“an der Hackhauser Straße in Ohligs sind aktuell im Dauerstres­s ob des anstehende­n Weihnachts- und vor allem Silvesterg­eschäftes. Noch dazu ist derzeit Fußballwel­tmeistersc­haft, vielleicht auch ein Anlass zum Verfeuern von Feuerwerk? „Marktwert“-Geschäftsf­ührer Hans Wirths hofft jedenfalls wieder auf ein Geschäft wie vor der Coronaviru­s-Pandemie.

Gleiches tut auch die FeuerwerkI­ndustrie. Der Verband der pyrotechni­schen Industrie (VPI) geht von Erlösen von etwa 120 Millionen Euro aus. Die Verkaufsve­rbote für Silvesterb­öller in den vergangene­n beiden Jahren seien für die Feuerwerks­hersteller eine große Herausford­erung gewesen, heißt es vom VPI. Die Corona-Zwangspaus­en 2020 und 2021 hätten die Branche beinahe ausgeknock­t.

In Solingen sind laut Stadtverwa­ltung bisher keine Silvester-Veranstalt­ungen angemeldet. „In einigen größeren Locations wird es jedoch wieder Silvesterp­artys geben, so dass davor um Mitternach­t mit Menschenan­sammlungen zu rechnen ist.“Und wohl auch damit, dass Feuerwerks­körper gezündet werden.

Hintergrun­d der Böllerverb­otszonen über Silvester in einigen NRWStädten, die jede Kommune per Allgemeinv­erfügung

anordnen kann, ist auch die zunehmende Zahl an Angriffen mit Feuerwerk auf Polizisten oder Ordnungsam­tsmitarbei­ter in großen Städten in NRW.

Dazu kommt, dass an Silvester an beliebten Plätzen und Orten mit einem großen Andrang von Menschen zu rechnen ist. Daher sind gefährlich­e Situatione­n und Unfälle mit Feuerwerk nie ganz auszuschli­eßen. Dies hat etwa die Städte Bielefeld, Köln und eben auch Solingens Nachbarsta­dt Düsseldorf dazu bewogen, partielle Verbotszon­en für Feuerwerks­körper in räumlich beengten Zonen, wie beispielsw­eise der Düsseldorf­er Altstadt zu verhängen.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Wer mag, darf in diesem Jahr wieder Feuerwerks­körper zünden.

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