Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Unendliche Parkhaus-Geschichte

Bezirksver­tretung Mitte bespricht das heikle Thema in nichtöffen­tlicher Sitzung.

- VON PHILIPP MÜLLER

MITTE Nur in nichtöffen­tlicher Sitzung wurden die Vertreteri­nnen und Vertreter der Parteien in der Bezirksver­tretung (BV ) Mitte über den Sachstand des geschlosse­nen Parkhauses in den Clemens-Galerien informiert. Weil die Rechte Dritter, in diesem Fall der Eigentümer des Einkaufsze­ntrums, betroffen seien, könne dies nur nichtöffen­tlich geschehen, hatte zuvor der für die BV zuständige Mitarbeite­r des Rathauses, Andreas Salzmann, erklärt. Die FDP hatte eine entspreche­nde Anfrage zum Sachstand gestellt.

Zuletzt hatten Stadt und der Sprecher der Clemens-Galerien berichtet, dass das Parkhaus in absehbarer Zeit nicht öffnen könne. Grund sind weitere erforderli­che Schritte in Sachen Brandschut­z und Rauchgasen­tlüftung. Eine durchgefüh­rte Prüfung wird noch ausgewerte­t. Vielmehr erfuhren die Bezirksver­treter jedoch auch nicht.

Die Mieter der Clemens-Galerien sprechen seit acht Monaten – im April wurde die Tiefgarage geschlosse­n – von erhebliche­n Problemen mit der Kundenfreq­uenz. Lutz Nennmann vom Kino Lumen bemerkte, ein Kino ohne Parkhaus gehe im Herbst und Winter gar nicht. Die Bücherfreu­nde der Stadtbibli­othek betreiben einen Laden für gebrauchte Bücher. Rolf Heller vom Vorstand des Vereins berichtete, dass vor der Schließung rund 400 unden pro Monat gezählt wurden. „Jetzt besuchen uns noch rund 50 Leute.“

Michael Borgmann, der sein Intersport-Geschäft in den ClemensGal­erien betreibt und dem Vorstand der Innenstadt­händlergem­einschaft

W.I.R. angehört, findet die Situation mittlerwei­le äußerst unbefriedi­gend. Er sagte: „Sicherlich lässt sich die momentan mangelnde Kundenfreq­uenz nicht nur auf das geschlosse­ne Parkhaus schieben, aber wir befinden uns ja in einer seit zwei Jahren andauernde­n Polykrise mit Corona, Energiekri­se und Inflation. Und hier gesellt sich jetzt noch zusätzlich das bereits seit acht Monaten geschlosse­ne Parkhaus hinzu. Auch unsere Leidensfäh­igkeit kommt damit so langsam an Grenzen.“Aber die Stammkunds­chaft bleibe zum Glück treu. Er forderte den Einsatz einer mobilen Lüftungsan­lage für den Weiterbetr­ieb des Parkhauses während der Sanierung und einen belastbare­n Zeitplan der Wiederinbe­triebnahme. Zugleich vermisst er Signale des Eigentümer­s an die Nutzer der Clemens-Galerien, die Situation zu erklären und sich für die Unannehmli­chkeiten zu entschuldi­gen.

An die Stadt gerichtet merkte Borgmann an: „Und immer noch fehlt der leidenscha­ftlich und mit Herzblut für die Stadt kämpfende

Innenstadt­manager, der so eine Situation in seinem ,Wohnzimmer‘ nicht dulden würde.“

Das Parkhaus wird auch als Zufahrt für eine weitere Tiefgarage unter dem geplanten Neubau am Klosterwal benötigt. Dafür sollen zu Beginn des Jahres 2023 die Gebäude mit den früheren Geschäften von Kaufhof und P&C abgerissen werden. Rund 80 altengerec­hte Wohnungen und Handel in Parterre sind der Plan.

Daher ist allen Beteiligte­n offenbar an einer dauerhafte­n Lösung für das Parkhaus gelegen. Auf Nachfrage erklärt Stadtsprec­her Daniel Hadrys neue Details zum laufenden Verfahren: „Es sind noch nicht alle Mängel beseitigt. Basierend auf verschiede­nen Lösungssze­narien wurden Heißrauchv­ersuche durchgefüh­rt, mit denen ein Brand simuliert wird. Dabei wurde festgestel­lt, dass Öffnung und Betrieb der Tiefgarage aktuell nicht sicher möglich sind.“

Eine Lösung scheint nicht unmöglich. Zwar würden die Beseitigun­g dieser Mängel und die Umsetzung der entspreche­nden Maßnahmen grundsätzl­ich in der Verantwort­ung des Eigentümer­s beziehungs­weise des Betreibers liegen, erläutert der Stadtsprec­her. Dazu stünden die Solinger Feuerwehr und Bauaufsich­t stehen „im ständigen Austausch mit dem Eigentümer und den von ihm beauftragt­en Fachingeni­euren, um Lösungsmög­lichkeiten aufzuzeige­n. Auch gebe es Rückmeldun­gen zu Lösungsans­ätzen der Fachingeni­eure. Doch Borgmanns Wunsch nach mehr Verlässlic­hkeit kann Hadrys nicht erfüllen: „Momentan kann kein Termin für eine Wiedereröf­fnung genannt werden.“

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Die Tiefgarage der Clemens-Galerien bleibt bis zur Lösung der Entrauchun­gsprobleme durch Experten geschlosse­n.

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