Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Sicher unzuverläs­sig

Wenn es Probleme auf der Strecke der S1 gibt, ist das eigentlich keine Neuigkeit mehr. Für die Fahrgäste bleibt es ein Ärgernis.

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CAROLIN STRECKMANN

Es ist ein leidiges Thema. Das hört man selbst den Sprechern von VRR und Deutscher Bahn an, wenn man sie auf die neuerliche­n Probleme der S 1 am Donnerstag anspricht. Die Grundprobl­ematik ist bekannt. Seit Jahren. Doch wirklich etwas geändert hat sich bislang nicht. Das wissen auch die VRR- und DBSprecher. Ihnen bleibt also nur, die Fahrgäste zu vertrösten und sich auf langfristi­ge Zukunftspe­rspektiven zu beziehen. Und sich gegenseiti­g die Verantwort­ung zuzuschieb­en.

Eine Signalstör­ung, wie sie am Donnerstag­morgen für Zugchaos bei der S 1 geführt hat, kann immer passieren. Zugfahrend­e müssen solche Zwischenfä­lle ebenso einplanen wie Autofahren­den einen Unfall mit anschließe­ndem Stau auf der Autobahn. Doch bei der S 1 ist der Fall – zumindest für die Solinger Anbindung – etwas anders gelagert. Denn im Gegensatz

zum anderen Strecken-Endpunkt Dortmund hat Solingen im Bahnverkeh­r offenbar keine hohe Priorität. Wenn in Dortmund die

S 1 ausfällt, können Fahrgäste auf mehrere REs ausweichen. Außerdem fällt die S-Bahn dort persönlich­en Beobachtun­gen zufolge auch seltener aus als in Solingen.

Dass verspätete S 1-Züge in Hilden drehen und gar nicht erst bis Solingen fahren, ist mehr als ein übliches Vorkommnis im Bahnverkeh­r. Es ist ein Ärgernis, dass VRR und DB Regio seit Jahren hinnehmen. Die Strecke ist schlichtwe­g zu lang. Bei einer regulären Fahrtdauer von rund zwei Stunden von Dortmund nach Solingen, ist es nur natürlich, dass die Endhalte Verspätung­en besonders stark zu spüren bekommen.

Es ist enttäusche­nd, dass der VRR sich in dieser Hinsicht nicht klar positionie­rt. Sowohl der Verkehrsve­rbund als auch die Bahn tragen Verantwort­ung – gegenüber einander, aber auch gegenüber den Fahrgästen, die zuletzt viel zu häufig wortwörtli­ch auf der Strecke bleiben. Dabei bringt es nichts, sich gegenseiti­g die Schuld zuzuschieb­en, wenn sich dann wieder nichts ändert.

Solingen wird so zu einem Paradebeis­piel dafür, warum einige Menschen trotz hoher Spritkoste­n und Aussicht auf ein bezahlbare­s Deutschlan­dticket nicht auf die Schiene umsteigen wollen. Wenn es schon nicht gelingt, eine Großstadt vernünftig und verlässlic­h an das Öffentlich­e Verkehrsne­tz anzubinden, dann verwundert es nicht, dass die Lage auf dem Land noch deutlich prekärer aussieht.

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