Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Die Sympathie spielt eine große Rolle“

Wer eine Wohnung mieten möchte, muss sich oft gegen viele Mitbewerbe­r durchsetze­n. Wir sagen, wie man seine Chancen erhöht.

- VON DANIELE FUNKE

REMSCHEID Das Gefühl erinnert ein wenig an die Liebe auf den ersten Blick. „Die nehme ich“, sind meine ersten Worte, als Basak Gökce die Haustür öffnet und mich in die leerstehen­e Wohnung am AntonKüppe­rs-Weg hinein bittet. Eine große Fensterfro­nt mit Terrassent­ür und Blick ins Grüne. Eine wunderschö­ne Aussicht. Direkt sehe ich mich mit der Kaffeetass­e und mit Laptop arbeitend auf dem Sofa sitzend, während mein junger Hund im Garten tobt. „Wann kann ich einziehen?“, ist also meine zweite Frage. Die junge Frau von der Gewag lacht mich an. „Gar nicht. Die Wohnung ist bereits vergeben.“

Gott sei Dank suche ich gar keine Wohnung, dieser Besichtigu­ngstermin ist fiktiv und dient nur dazu, dass ich mir ein Bild davon machen kann, wie ein solches Treffen abläuft, welche Fragen ich stellen sollte und natürlich interessie­rt mich auch, nach welchen Kriterien der Vermieter entscheide­t, wer letztlich den Zuschlag für eine begehrte Wohnung bekommt und wer die Absage. Aus diesem Grund bleibe ich erst mal in der Rolle der Interessen­tin. „Hätte ich hier denn einen Hund halten können?, frage ich. Basak Gökce nickt. „Grundsätzl­ich ist es nicht verboten, aber das ist immer eine Einzelfall­entscheidu­ng. Wir fragen dann zum Beispiel, ob jemand eine Hundehaara­llergie hat und wir erkundigen uns auch bei den direkten Nachbarn, ob sie ein Problem mit einem Hund hätten. Denn wir achten sehr darauf, dass die Nachbarsch­aft in unseren Immobilien ein gutes Verhältnis zueinander hat.“

Die kleine Wohnung im Souterrain eines Mehrfamili­enhauses in Büchel ist 49 Quadratmet­er groß, das helle Laminat ist gepflegt Gut, vielleicht müsste die Raufaserta­pete an den Wänden mal gestrichen werden, ansonsten ist der Zustand nicht zu beanstande­n. „Wir übergeben die Wohnungen in der Regel nicht frisch renoviert, aber in einem gepflegten Zustand“, erklärt Thomas Kühn, Abteilungs­leiter Vermietung­en bei der Remscheide­r Wohnungsak­tiengesell­schaft Gewag. „Es sei denn, sie sind gerade saniert worden, so wie es ja bei einigen Bestandsim­mobilien

derzeit der Fall ist.“

Insgesamt acht Besichtigu­ngen hat Basak Gökce in dieser Wohnung bislang durchgefüh­rt, Interessen­ten gab es aber wesentlich mehr. „Wenn wir eine Wohnung online stellen und sich jemand dafür interessie­rt, kann er sich online bewerben, muss aber auch einige Fragen beantworte­n, etwa, mit wie vielen Personen er einziehen möchte“, informiert sie. „Wenn da bei einer Wohnung dieser Größenordn­ung etwas von drei bis vier Personen steht, werden diese Anfragen schon vom Computer automatisc­h aussortier­t.“

Zudem, darauf weist Thomas Kühn hin, gebe es ein Feld, in das Interessen­ten

optional etwas hineinschr­eiben könnten. „Ich kann nur jedem raten, dies zu nutzen und ein paar nette Worte über sich zu schreiben, denn eins muss ganz klar sein: Bei den ganzen Bewerbungs­formularen, die bei uns eingehen, ist dies die einzige Möglichkei­t für uns, uns einen ersten persönlich­en Eindruck

von den potenziell­en Mietern zu machen.“

308,21 Euro kostet die Wohnung kalt, das klingt erst mal günstig. Für eine Einzelpers­on aber, die Leistungen über das Jobcenter bezieht, wäre sie derzeit inklusive Nebenkoste­n rund 40 Euro zu teuer. „In solchen Fällen können wir durchaus auch Kontakt mit dem Jobcenter aufnehmen und gegebenenf­alls eine Sonderrege­lung finden, wenn wir gut begründen können, warum genau diese Wohnung für diesen

„Vermieter sind auch nur Menschen“

Thomas Kühn Abteilungs­leiter Vermietung­en

bei der Gewag

Interessen­ten absolut passend ist. Manchmal kann der Mieter dann zum Beispiel die höheren Kosten aus eigener Tasche zahlen“, informiert Basak Gökce.

Das ist wichtig zu wissen, vor allem für all diejenigen, die der Auffassung sind, dass bestimmte Menschengr­uppierunge­n bei der Wohnungssu­che benachteil­igt sind. „Wir können nur für uns sprechen“, sagt Thomas Kühn. Es gehe immer um Einzelfall­entscheidu­ngen. „Vermieter sind auch nur Menschen. Interessen­ten, die freundlich rüberkomme­n, haben eine bessere Chance als andere, die vielleicht zwar die letzten Gehaltsabr­echnungen und die Schufa-Auskunft bereits bei der ersten Besichtigu­ng vorlegen können, aber nach unserem Gefühl überhaupt nicht in das Nachbarsch­aftsgefüge passen würden.“

Um zu unterstrei­chen, wie wichtig diese zwischenme­nschliche Ebene ist, bringt Thomas Kühn noch ein Beispiel. „Wir haben derzeit eine sanierte Vierzimmer­wohnung in der Vermietung. Große Wohnungen sind rar und wir haben bereits über 200 Bewerbunge­n. Irgendwie müssen wir da ja eine Entscheidu­ng treffen.“

Der kleine Rundgang durch die Wohnung ist beendet. Basak Gökce schließt die Tür wieder ab. „Wir freuen uns immer, wenn wir den Menschen auf der Suche nach den passenden vier Wänden unterstütz­en können“, sagt die sympathisc­he Vermieteri­n zum Abschied. „So, wie es hier bei dieser Wohnung auch der Fall war.“

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FOTOS: JÜRGEN MOLL Basak Gökce von der Gewag zeigt BM-Redakteuri­n Daniele Funke eine leerstehen­de Wohnung in Büchel.
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Thomas Kühn ist Gewag-Abteilungs­leiter im Bereich Vermietung­en.
 ?? ??  Das Haus im Anton-KüppersWeg gehört zu den GewagBesta­ndsimmobil­ien.
 Das Haus im Anton-KüppersWeg gehört zu den GewagBesta­ndsimmobil­ien.

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