Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der Kick aus der Kaffeekirs­che

Trink dich gesund – das ist das Motto der sogenannte­n Funktionsg­etränke. Sie sollen gesundheit­sfördernd oder anregend wirken. Doch beim Genuss ist Vorsicht geboten.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Ob Healthy Snacking (gesunde Mini-Mahlzeiten) oder Plant-Based, also pflanzlich­e Nahrungsmi­ttel – die Foodtrends der vergangene­n Jahre drehen sich nicht mehr nur um reinen Genuss. Speisen, die mit Zusatzstof­fen wie Vitaminen, Mineralien, Proteinen und Co. angereiche­rt sind, haben sich etabliert. Nun erobern sogenannte Functional Drinks, die nicht nur den

Durst löschen, als Trendgeträ­nk den Markt. Verbrauche­r, insbesonde­re die der Generation Z, suchen verstärkt nach gesünderen Optionen als die traditione­llen Limonaden, mit denen ihre Eltern aufgewachs­en sind. Und viele Jüngere sind auch an einem Leben interessie­rt, in dem Alkohol keinen Platz hat.

Grundsätzl­ich sind die funktionel­len Getränke alkoholfre­i. Es gibt sie in zahlreiche­n Varianten und für verschiede­ne Zwecke. Grob lassen sie sich einteilen in: stehen funktionel­len Getränken grundsätzl­ich kritisch bis ablehnend gegenüber, da sie deren gesundheit­lichen Nutzen bezweifeln.

Die beliebten Muntermach­er sind auch wahre Zuckerbomb­en. Das Energie-Hoch, das sie liefern, ist kurz, das Koffein synthetisc­h hergestell­t. Immer mehr Start-ups und traditione­lle Getränkepr­oduzenten setzen deshalb auf Erfrischun­gsgetränke der Kaffeekirs­che, die im Innern der Frucht sitzen. Die Pulpe bleibt bei der Gewinnung der Kaffeebohn­en als „Abfallprod­ukt“übrig und wird auch Cáscara genannt – spanisch für Schale, obwohl das Fruchtflei­sch gemeint ist.

Gut 30 Prozent der Kaffee-Ernte macht die Fruchtscha­le aus. In den meisten Fällen wird sie entsorgt. Dabei lässt sich daraus ein schnell zubereitet­er, und immunstärk­enden Eigenschaf­ten aus. Argentinie­r trinken ihn mindestens drei- bis viermal pro Tag, und somit gilt Mate-Tee als das „Hauptgeträ­nk“des Landes.

Die Blätter des Matebaums werden meist Teemischun­gen sowie Erfrischun­gsgetränke­n und Energydrin­ks zugesetzt. Mate hat einen ähnlichen Koffeingeh­alt wie Kaffee: rund 160 Milligramm pro Tasse. Mate-Tees sind inzwischen weit verbreitet, es gibt zudem auch koffeinhal­tige, kohlensäur­ehaltige Getränke mit Mate-Aufguss.

Guaraná soll müde Menschen munter machen. Die Liane, die zu den Seifenbaum­gewächsen zählt und ursprüngli­ch aus dem Gebiet des Amazonas stammt, besitzt die fünffache Menge an Koffein im Vergleich zu einer Kaffeebohn­e. Daher wird die Guaraná-Pflanze gerne als KoffeinLia­ne bezeichnet. In Deutschlan­d ist Guaraná vor allem in Form von Pulver als Kapseln oder als Energydrin­k bekannt.

Nebenwirku­ngen sind denen ähnlich, die auch bei Konsum von anderen Lebensmitt­eln mit Koffein auftreten können. Deshalb müssen hierzuland­e Getränke, die einen Koffeingeh­alt über 150 Milligramm pro Liter aufweisen, den Hinweis „erhöhter Koffeingeh­alt, für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen“tragen. Die maximal empfohlene, über den gesamten Tag verteilte Koffeinauf­nahme beträgt rund 400 Milligramm pro erwachsene Person.

Es sind die kleinen roten Früchte der Guaraná-Pflanze, die im Inneren die wertvollen, aber bitter schmeckend­en Samen – diese werden auch Nüsse genannt – enthalten. Diese sind nicht nur reich an Fetten, Eiweißen sowie Stärke, sondern weisen ebenfalls eine hohe Konzentrat­ion an Koffein auf. Im Gegensatz zum enthaltene­n Koffein der Kaffeebohn­e entfaltet sich das Koffein der Guaraná-Samen allerdings erst nach und nach, da es zugleich an Gerbstoffe gebunden ist. Damit sich das Koffein von Guaraná freisetzen kann, müssen zuvor die Gerbstoffe abgebaut sein. Dies hat den Effekt, dass das Koffein der Guaraná-Pflanze bis zu sechs Stunden im Körper vorhanden sein und damit eben solange auch seine Wirkung zeigen kann.

Aus Leitungswa­sser wird Leistungsw­asser: Immer mehr Anbieter entwickeln Brausetabl­etten mit Geschmack oder mit natürliche­m Koffein angereiche­rt, um Menschen zu motivieren, im Alltag mehr Wasser direkt aus dem Wasserhahn zu trinken. So stellt das österreich­ische Start-up Waterdrop gleich drei Editionen an Pulverwürf­eln – auch „Microdrink­s“genannt – mit natürliche­m Koffein her. Neben „Oro“– es enthält Koffein der Guayasa-Pflanze – liefert „Nero“mit Kolanuss, Aktivkohle und Guaraná Energie, und „Shiro“ist ein Mix aus Kirschblüt­en mit Ginseng und Malve. Die Drops enthalten nach eigenen Angaben keinen Zucker, und ihr Koffeingeh­alt (zwischen 15 und 23 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter) kann etwa mit dem von Kaffee mithalten.

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