Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der Kick aus der Kaffeekirsche
Trink dich gesund – das ist das Motto der sogenannten Funktionsgetränke. Sie sollen gesundheitsfördernd oder anregend wirken. Doch beim Genuss ist Vorsicht geboten.
Ob Healthy Snacking (gesunde Mini-Mahlzeiten) oder Plant-Based, also pflanzliche Nahrungsmittel – die Foodtrends der vergangenen Jahre drehen sich nicht mehr nur um reinen Genuss. Speisen, die mit Zusatzstoffen wie Vitaminen, Mineralien, Proteinen und Co. angereichert sind, haben sich etabliert. Nun erobern sogenannte Functional Drinks, die nicht nur den
Durst löschen, als Trendgetränk den Markt. Verbraucher, insbesondere die der Generation Z, suchen verstärkt nach gesünderen Optionen als die traditionellen Limonaden, mit denen ihre Eltern aufgewachsen sind. Und viele Jüngere sind auch an einem Leben interessiert, in dem Alkohol keinen Platz hat.
Grundsätzlich sind die funktionellen Getränke alkoholfrei. Es gibt sie in zahlreichen Varianten und für verschiedene Zwecke. Grob lassen sie sich einteilen in: stehen funktionellen Getränken grundsätzlich kritisch bis ablehnend gegenüber, da sie deren gesundheitlichen Nutzen bezweifeln.
Die beliebten Muntermacher sind auch wahre Zuckerbomben. Das Energie-Hoch, das sie liefern, ist kurz, das Koffein synthetisch hergestellt. Immer mehr Start-ups und traditionelle Getränkeproduzenten setzen deshalb auf Erfrischungsgetränke der Kaffeekirsche, die im Innern der Frucht sitzen. Die Pulpe bleibt bei der Gewinnung der Kaffeebohnen als „Abfallprodukt“übrig und wird auch Cáscara genannt – spanisch für Schale, obwohl das Fruchtfleisch gemeint ist.
Gut 30 Prozent der Kaffee-Ernte macht die Fruchtschale aus. In den meisten Fällen wird sie entsorgt. Dabei lässt sich daraus ein schnell zubereiteter, und immunstärkenden Eigenschaften aus. Argentinier trinken ihn mindestens drei- bis viermal pro Tag, und somit gilt Mate-Tee als das „Hauptgetränk“des Landes.
Die Blätter des Matebaums werden meist Teemischungen sowie Erfrischungsgetränken und Energydrinks zugesetzt. Mate hat einen ähnlichen Koffeingehalt wie Kaffee: rund 160 Milligramm pro Tasse. Mate-Tees sind inzwischen weit verbreitet, es gibt zudem auch koffeinhaltige, kohlensäurehaltige Getränke mit Mate-Aufguss.
Guaraná soll müde Menschen munter machen. Die Liane, die zu den Seifenbaumgewächsen zählt und ursprünglich aus dem Gebiet des Amazonas stammt, besitzt die fünffache Menge an Koffein im Vergleich zu einer Kaffeebohne. Daher wird die Guaraná-Pflanze gerne als KoffeinLiane bezeichnet. In Deutschland ist Guaraná vor allem in Form von Pulver als Kapseln oder als Energydrink bekannt.
Nebenwirkungen sind denen ähnlich, die auch bei Konsum von anderen Lebensmitteln mit Koffein auftreten können. Deshalb müssen hierzulande Getränke, die einen Koffeingehalt über 150 Milligramm pro Liter aufweisen, den Hinweis „erhöhter Koffeingehalt, für Kinder und schwangere oder stillende Frauen nicht empfohlen“tragen. Die maximal empfohlene, über den gesamten Tag verteilte Koffeinaufnahme beträgt rund 400 Milligramm pro erwachsene Person.
Es sind die kleinen roten Früchte der Guaraná-Pflanze, die im Inneren die wertvollen, aber bitter schmeckenden Samen – diese werden auch Nüsse genannt – enthalten. Diese sind nicht nur reich an Fetten, Eiweißen sowie Stärke, sondern weisen ebenfalls eine hohe Konzentration an Koffein auf. Im Gegensatz zum enthaltenen Koffein der Kaffeebohne entfaltet sich das Koffein der Guaraná-Samen allerdings erst nach und nach, da es zugleich an Gerbstoffe gebunden ist. Damit sich das Koffein von Guaraná freisetzen kann, müssen zuvor die Gerbstoffe abgebaut sein. Dies hat den Effekt, dass das Koffein der Guaraná-Pflanze bis zu sechs Stunden im Körper vorhanden sein und damit eben solange auch seine Wirkung zeigen kann.
Aus Leitungswasser wird Leistungswasser: Immer mehr Anbieter entwickeln Brausetabletten mit Geschmack oder mit natürlichem Koffein angereichert, um Menschen zu motivieren, im Alltag mehr Wasser direkt aus dem Wasserhahn zu trinken. So stellt das österreichische Start-up Waterdrop gleich drei Editionen an Pulverwürfeln – auch „Microdrinks“genannt – mit natürlichem Koffein her. Neben „Oro“– es enthält Koffein der Guayasa-Pflanze – liefert „Nero“mit Kolanuss, Aktivkohle und Guaraná Energie, und „Shiro“ist ein Mix aus Kirschblüten mit Ginseng und Malve. Die Drops enthalten nach eigenen Angaben keinen Zucker, und ihr Koffeingehalt (zwischen 15 und 23 Milligramm Koffein pro 100 Milliliter) kann etwa mit dem von Kaffee mithalten.