Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Doppelporträt am späten Abend
Ab 22.05 Uhr steht bei Arte zuerst Anthony Hopkins und dann Jamie Lee Curtis im Fokus.
DÜSSELDORF
(ry) Ein eiskalter Blick, eine monotone Stimme, eine die Leinwand beherrschende Aura und ein legendärer Schreckenslaut: Das sind die unverkennbaren Markenzeichen der albtraumhaften Filmfigur Hannibal Lecter. Genial verkörpert wird dieser Serienkiller aus „Das Schweigen der Lämmer“, der eine ganze Generation von Kinogängern erschaudern ließ, von dem Briten Anthony Hopkins. Aber wer ist dieser Schauspieler, der im Laufe seiner Karriere ebenso überzeugend in den von James Ivory verfilmten Liebesdramen der Schriftstellerin E. M. Forster spielte wie später in packenden Thrillern, die zu weltweiten Blockbustern wurden? Wie wurde er zu einem der britischen Schauspieler, die in den USA zu Berühmtheit gelangt sind?
Der Lebensweg des Ausnahmeschauspielers gleicht einem Roman: Für den Sohn einer Bäckerfamilie in Wales ist es ein schwieriger Weg in die Topriege der Schauspieler. Nach dem Militärdienst schafft er 1961 die Aufnahme an die Royal Academy of Dramatic Art in London. Am Theater kann er sich den Ruf eines vielseitigen Charakterdarstellers erwerben. Sein Filmdebüt dann 1968 als junger Richard Löwenherz. Es folgen an die 100 Rollen in Kino und Fernsehen. Er war Adolf Hitler in „Der Bunker“(1981), Quasimodo in „Der Glöckner von Notre Dame“(1982), der gefallene US-Präsident Richard Nixon in Oliver Stones „Nixon“(1995). Für ihn selbst gehört die Rolle des aufopfernden, allzu perfekten Butlers im Drama „Was vom Tage übrig blieb“(1993) zu seinen wichtigsten Filmen.
Doch er gilt auch als schwierig und unberechenbar, häufig legte er sich mit seinen Regisseuren an. Seine Ehen zerbrachen, er flüchtete sich in den Alkohol. Heute ist Anthony Hopkins Großbritanniens Stolz, von der Queen sogar mit dem Ritterschlag geadelt. Er zählt zu den besten Verwandlungskünstlern im Film. Aber wer ist der Mensch hinter diesem wunderbar wandelbaren Star? Ein menschenscheuer Exzentriker? Dank reichen Archivmaterials, zahlreicher Filmausschnitte und Interviews, in denen Hopkins offen über sein Leben spricht, geht die Dokumentation Hopkins’ vielschichtiger Persönlichkeit auf den Grund.
Im Anschluss daran folgt das Porträt über eine Schauspielerin, die einen ganz anderen Weg Richtung
Erfolg nahm: Es geht um die Golden-Globe-Gewinnerin Jamie Lee Curtis, die seit 40 Jahren in der Hollywoodbranche arbeitet. Mit ihrem Namen und ihrem Aussehen schien die 20-jährige Curtis für große Leinwandprojekte mit bedeutenden Regisseuren und für frühen Ruhm bestimmt. Der Durchbruch gelang ihr 1978 mit einem Horrorfilm: John Carpenters „Halloween – Die Nacht des Grauens“, in dem sie als junges Mädchen von einem Psychopathen verfolgt wird. Im Laufe der Zeit wurde sie zu einer Ikone dieses Genres und erhielt deshalb später den Beinamen „Scream Queen“.
Die Tochter der beiden Filmstars Janet Leigh und Tony Curtis hätte in die Hollywoodfalle tappen und einen vorgezeichneten Weg gehen können. Aber sie fand einen ganz persönlichen Umgang mit ihrer Weiblichkeit und ihrem familiären Erbe und bestimmte frei über ihren Werdegang.
Ob als Hauptfigur in der „Halloween“-Reihe, als Arnold Schwarzeneggers ungeschickte Frau in „True Lies – Wahre Lügen“oder als Komplizin bei einem extravaganten Überfall in „Ein Fisch namens Wanda“– Jamie Lee Curtis ist in ihren Rollen stets glaubwürdig, witzig, fesselnd und frei und machte das zu ihrem Markenzeichen. Mit Interviews und Archivaufnahmen ergründet die Doku, wer sich hinter der Frau verbirgt.
Hannibal Hopkins & Sir Anthony / Jamie Lee Curtis – Schrei nach Freiheit in Hollywood,
PRO 7