Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Schlendern im Südpark“– Skulptur wird heute eingeweiht
SOLINGEN (pm) Auf den ersten Blick sieht die Skulptur von Boris von Reibnitz mit dem Titel „Schlendern im Südpark“wie eine historische Solinger Lieferfrau in Beton gegossen aus. Da ist der Künstler auch gar nicht böse, wenn das so wirkt. Tatsächlich hat die Figur aber afrikanische Wurzeln. Am heutigen Montag wird sie im Beisein von Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) auf die schlendernde Reise ins Auge und Hirn der Betrachtenden geschickt.
Zur Eröffnung wird ein Film von Karen Ulrich gezeigt, die den Schaffensprozess begleitet hat. Darin beschreibt er, dass es ihm darum gegangen sei, sei eine „selbstbewusste weibliche Figur, die gelassen ihres Weges geht“zu schaffen. Wie das geschah, offenbart wie tief Boris von Reibnitz in seine Kunst einsteigt, ihr seine Ideen spielerisch und nicht aufgezwungen mitgibt. Dazu sind in der Galerie von Astrid Kirschey im Südpark weitere Kunstwerke für zwei Wochen zu sehen.
„Für Schlendern im Südpark“war es nicht nur die Idee des Künstlers, Beton und Schwerkraft zu Leichtigkeit zu vereinen. Am Ende will er „Schwerkraft und Gleichgewicht als dynamische Prinzipien des Seins“abbilden. Um den Beton zu gießen, brauchte von Reibnitz eine Negativform. Die schuf er mit Terrassendielen aus dem Baumarkt. Das greift die Idee auf, dass die Figur an den terrassenartigen Rampen der früheren Güterhallen steht. Das kantige in der Endform auch leicht brüchige Muster entfremdet zugleich das Figürliche von der Erwartungshaltung, Rundungen zu sehen. Die gewollte Leichtigkeit entsteht so auch durch die bewusste Entfernung üblicher bekannter Muster.
Warum die Idee eine afrikanische Wurzel hat, zeigt eine Grafik aus dem Jahr 1989 in der Kirschey-Galerie. Sie bildet eine in dunklen Tönen gehaltene afrikanische Fruchtbarkeitsgöttin mit sehr langem Kopf ab. Der wird in der Ausgabe 2022 in der Skulptur zum durch die Dielenmuster schraffierten Kopf mit großem Hut, Topf oder eben Lieferkorb – von Reibnitz lässt da bewusst breiten Interpretationsspielraum. Auf jeden Fall war der Korb zugleich
Trichter für die 675 Kilo flüssigen Estrich, die in die Holzform floss.
Festgehalten wurde alles von zwei Tonnen Sand in einem Holzquader um die Skulptur. Nach 28 Tagen war alles trocken, Boris von Reibnitz packte die Figur aus. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt er heute. Denn das Schlendern ist als Augenblicksaufnahme perfekt festgehalten. Und er ist zugleich dankbar, dass er alles mit Hilfe eines Corona-Stipendiums für Kunstschaffende in Nordrhein-Westfalen umsetzen konnte.
Einweihung