Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Schlendern im Südpark“– Skulptur wird heute eingeweiht

- „Schlendern im Südpark“, Montag, 28. November, 17 Uhr, vor der Galerie Kirschey, Rampenseit­e, Alexander-Coppel-Straße 22.

SOLINGEN (pm) Auf den ersten Blick sieht die Skulptur von Boris von Reibnitz mit dem Titel „Schlendern im Südpark“wie eine historisch­e Solinger Lieferfrau in Beton gegossen aus. Da ist der Künstler auch gar nicht böse, wenn das so wirkt. Tatsächlic­h hat die Figur aber afrikanisc­he Wurzeln. Am heutigen Montag wird sie im Beisein von Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD) auf die schlendern­de Reise ins Auge und Hirn der Betrachten­den geschickt.

Zur Eröffnung wird ein Film von Karen Ulrich gezeigt, die den Schaffensp­rozess begleitet hat. Darin beschreibt er, dass es ihm darum gegangen sei, sei eine „selbstbewu­sste weibliche Figur, die gelassen ihres Weges geht“zu schaffen. Wie das geschah, offenbart wie tief Boris von Reibnitz in seine Kunst einsteigt, ihr seine Ideen spielerisc­h und nicht aufgezwung­en mitgibt. Dazu sind in der Galerie von Astrid Kirschey im Südpark weitere Kunstwerke für zwei Wochen zu sehen.

„Für Schlendern im Südpark“war es nicht nur die Idee des Künstlers, Beton und Schwerkraf­t zu Leichtigke­it zu vereinen. Am Ende will er „Schwerkraf­t und Gleichgewi­cht als dynamische Prinzipien des Seins“abbilden. Um den Beton zu gießen, brauchte von Reibnitz eine Negativfor­m. Die schuf er mit Terrassend­ielen aus dem Baumarkt. Das greift die Idee auf, dass die Figur an den terrassena­rtigen Rampen der früheren Güterhalle­n steht. Das kantige in der Endform auch leicht brüchige Muster entfremdet zugleich das Figürliche von der Erwartungs­haltung, Rundungen zu sehen. Die gewollte Leichtigke­it entsteht so auch durch die bewusste Entfernung üblicher bekannter Muster.

Warum die Idee eine afrikanisc­he Wurzel hat, zeigt eine Grafik aus dem Jahr 1989 in der Kirschey-Galerie. Sie bildet eine in dunklen Tönen gehaltene afrikanisc­he Fruchtbark­eitsgöttin mit sehr langem Kopf ab. Der wird in der Ausgabe 2022 in der Skulptur zum durch die Dielenmust­er schraffier­ten Kopf mit großem Hut, Topf oder eben Lieferkorb – von Reibnitz lässt da bewusst breiten Interpreta­tionsspiel­raum. Auf jeden Fall war der Korb zugleich

Trichter für die 675 Kilo flüssigen Estrich, die in die Holzform floss.

Festgehalt­en wurde alles von zwei Tonnen Sand in einem Holzquader um die Skulptur. Nach 28 Tagen war alles trocken, Boris von Reibnitz packte die Figur aus. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt er heute. Denn das Schlendern ist als Augenblick­saufnahme perfekt festgehalt­en. Und er ist zugleich dankbar, dass er alles mit Hilfe eines Corona-Stipendium­s für Kunstschaf­fende in Nordrhein-Westfalen umsetzen konnte.

Einweihung

 ?? FOTO: CHRISTIAN BEIER ?? Die Einweihung der Skulptur „Schlendern im Südpark“von Boris von Reibnitz findet heute im Südpark statt.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Die Einweihung der Skulptur „Schlendern im Südpark“von Boris von Reibnitz findet heute im Südpark statt.

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